Inspector Alan Banks 17 Wenn die Dämmerung naht
seiner Mannschaft, und als Peter Darby nach draußen kam, ging Nowak mit seinen Leuten hinein. Es würde eine Weile dauern, bis sie alles aufgebaut hatten und loslegen konnten, erklärte Nowak, alle anderen sollten bitte Abstand halten. Banks sah auf die Uhr. Schade, dachte er, die Pubs hatten jetzt zwar neue Öffnungszeiten, aber keiner ging so weit, seine Dienste schon um zehn Uhr am Sonntagmorgen anzubieten.
Banks schickte Winsome nach Swainshead, um die Eltern des Mädchens zu befragen, bevor man sie zur Identifizierung ins Allgemeine Krankenhaus von Eastvale brachte. Die Polizei musste so viel wie möglich darüber erfahren, wo und bei wem das Mädchen in der vergangenen Nacht gewesen war. Vieles musste in die Wege geleitet werden - je eher, desto besser. Spuren neigten dazu, sich schnell zu verflüchtigen.
Nach einer guten Dreiviertelstunde hatte Banks eine kurze Pause, in der er die Lage abschätzte. So, wie es aussah, war das Mädchen in der Stadt unterwegs gewesen, wahrscheinlich mit einem Freund oder einer größeren Clique. Ihre Begleiter mussten aufgespürt und befragt werden. Irgendjemand musste die Bänder der 24-Stunden-Überwachungskameras besorgen. Inzwischen war der Marktplatz zum größten Teil videoüberwacht, aber es gab tote Winkel. Wieso war das Mädchen allein gewesen? War sie mit jemandem verschwunden oder hatte der Mörder ihr im Labyrinth aufgelauert? Warum war sie allein hineingegangen? Leider gab es in den Gassen selbst keine Videoüberwachung.
Eine Stimme riss Banks aus seinen Überlegungen: »Ich hoffe bei Gott, dass das hier wichtig ist, DCI Banks. Ich musste meinen morgendlichen Galopp unterbrechen und bin eigentlich zum Mittagessen bei meinem Sohn und seiner Frau eingeladen.« Durch die Gasse gestapft kam die zierliche, aber eindrucksvolle Erscheinung von Detective Superintendent Catherine Gervaise, auffällig gekleidet in Reiterhose, Kappe und Stiefel. Beim Näherkommen schlug sie sich mit der Gerte auf die Oberschenkel.
Banks grinste. »Ich muss sagen, Ma'am, Sie sehen flott aus. Lust auf einen Kaffee? DS Nowak kann hier aufpassen, während wir uns unterhalten.«
Bildete Banks sich das ein oder errötete Superintendent Gervaise tatsächlich bei seinem Kompliment?
Irgendwo in der Ferne, hinter dem Schmerz in ihrem Kopf und dem Geräusch von Möwen und Kirchenglocken, hörte Detective Inspector Annie Cabbot ihr Mobiltelefon klingeln. Eigentlich klingelte es gar nicht, dachte sie, während sie langsam zu Bewusstsein kam. Handys hatten Klingeltöne, sie klimperten, spielten Melodien. Von ihrem eigenen erklang gerade »Bo-hemian Rhapsody«, und es trieb sie in den Wahnsinn. Kleiner Scherz vom Telefonverkäufer. Sie musste noch lernen, wie man das änderte. Als Annie ein Auge geöffnet hatte und mit der Hand auf dem Nachttisch herumtastete, hörte es auf. Verflucht, dachte sie, als ihre Hand ins Leere griff. Da war gar kein Nachttisch. Wo war das verdammte Teil geblieben? Kurz stieg Panik in ihr auf, wusste sie nicht, wo und wer sie war. Ganz bestimmt nicht im Bed & Breakfast von Mrs Barnaby, wo sie eigentlich hätte sein sollen. Dann spürte Annie etwas Schweres, Warmes auf ihrer Hüfte.
Sie schlug die Augen auf und sah sich um. Drei Dinge fielen ihr auf: Sie war nicht in ihrem eigenen Bett, daher auch kein Nachttisch, sie hatte rasende Kopfschmerzen, und das warme, schwere Ding auf ihrer Hüfte war der Arm eines Mannes. Glücklicherweise - oder auch nicht, kam ganz darauf an - hing er noch an seinem Körper.
Nach und nach kehrte bruchstückhaft die Erinnerung an die letzte Nacht zurück, so als blättere Annie durch ein Daumenkino, in dem Blätter fehlten. Alles war verschwommen und vage, es gab große Lücken, doch erinnerte Annie sich an Bier, laute Musik, Tanzen, sprudelnde blaue Drinks mit kleinen Schirmchen, blitzende Lichter, eine Liveband, lachende Menschen, gewundene, schwach beleuchtete Straßen, einen lang ansteigenden Hügel, eine steile Treppe ... dann wurde es noch undeutlicher. Ein oder vielleicht zwei Drinks, betrunkenes Gefummel, aufs Bett sinken. Dieses Bett. Vorsichtig hob Annie den Arm an. Sein Besitzer rührte sich und murmelte im Schlaf vor sich hin, wurde aber glücklicherweise nicht wach. Annie setzte sich auf und zog Bilanz.
Sie war nackt. Ihre Klamotten lagen verstreut auf dem Holzboden, verteilt mit einer Nachlässigkeit, die auf wildes Treiben schließen ließ. Ihr schwarzes Seidenhöschen hing am Bettpfosten wie
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