Inspector Alan Banks 17 Wenn die Dämmerung naht

Titel: Inspector Alan Banks 17 Wenn die Dämmerung naht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson

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Church Street und lief mit Tränen in den Augen die 199 Stufen zur St. Mary's Church hinauf. Erst als sie oben war, auf dem verlassenen Friedhof stand und sich gegen einen windschiefen Grabstein lehnte, bekam sie wieder Luft und begann zu schluchzen, während die Möwen über ihrem Kopf kreischten, der Wind heulte und die Wellen sich unten an den Felsen brachen.

    »Das muss ja was Ernstes sein, wenn jemand von Ihrem Rang mir einen Besuch abstattet«, sagte Malcolm Austin, als er Banks und Winsome am späten Donnerstagnachmittag in sein Büro führte. Winsome hätte den Professor lieber auf die Dienststelle geholt, aber Banks fand, es wäre eine bessere Idee, ihn auf seinem eigenen Territorium hart anzugehen, inmitten der Dinge, die er zu verlieren hatte.
      Banks musterte die überquellenden Bücherregale. Manchmal dachte er, dass er nichts gegen ein Leben als Akademiker gehabt hätte, umgeben von Büchern und wissbegierigen jungen Menschen. Aber er wusste, dass ihm das Element der Spannung gefehlt hätte und dass die jungen Köpfe nicht unbedingt so lernbegierig und aufregend waren, wie er es sich ausmalte. Das Fenster war angekippt, Banks roch Kaffee und frisches Brot aus dem Café unter ihnen, hörte ferne Unterhaltungen. Den ganzen Morgen hatte er sich in Gedanken mit Lucy Payne und ihren Verbrechen beschäftigt, auch mit Annies sonderbarem Verhalten, Winsomes Bemerkung im Queen's Arms, und wie er Annie darauf ansprechen sollte, doch jetzt musste er sich auf die vor ihm liegende Aufgabe konzentrieren: Hayley Daniels' Mörder zu finden.
      Austin bat die beiden, Platz zu nehmen, und setzte sich selbst in den Drehstuhl hinter seinem überfüllten Schreibtisch. Er trug eine Jogginghose und ein rotes Sweatshirt mit dem Aufdruck einer amerikanischen Basketballmannschaft. Ein offenes Laptop stand vor ihm auf dem Tisch, das er zuklappte, als er sich setzte. »Wie kann ich Ihnen helfen?«, fragte er.
      »Können Sie sich an unser letztes Gespräch erinnern?«, fragte Winsome.
      »Wer könnte so eine -«
      »Schluss mit dem Scheiß, Mr Austin«, sagte Banks. »Sie haben DC Jackman erzählt, Sie hätten keine Affäre mit Hayley Daniels gehabt. Jetzt sind Informationen aufgetaucht, die nahelegen, dass Sie gelogen haben. Was haben Sie dazu zu sagen?«
      »Was für Informationen? Diese Anspielung verbitte ich mir.«
      »Ist es richtig, dass Sie eine Affäre mit Hayley Daniels hatten?«
      Austin sah Winsome an, dann Banks. Schließlich presste er die Lippen aufeinander, blies die Wangen auf und ließ langsam die Luft aus. »Na gut«, sagte er dann. »Hayley und ich gingen seit zwei Monaten miteinander. Es begann ungefähr einen Monat, nachdem ich mich von meiner Frau getrennt hatte. Das heißt, Hayley und ich hatten etwas miteinander, aber es war keine Affäre.«
      »Wortklauberei«, sagte Banks. »Lehrer bumst Studentin. Oder wie nennen Sie das?«
      »So war das nicht«, sagte Austin. »Bei Ihnen klingt das so schäbig. Wir waren verliebt.«
      »Entschuldigung, aber ich muss mich gleich übergeben.«
      »Inspector! Die Frau, die ich liebe, wurde gerade ermordet. Da könnten Sie zumindest etwas mehr Respekt zeigen.«
      »Wie alt sind Sie, Malcolm?«
      »Einundfünfzig.«
      »Und Hayley Daniels war neunzehn.«
      »Ja, aber sie war -«
      »Das ist nach meinen Berechnungen ein Altersunterschied von zweiunddreißig Jahren. Theoretisch könnten Sie ihr Großvater sein.«
      »Ich habe Ihnen schon gesagt, dass wir uns liebten. Glauben Sie etwa, die Liebe lässt sich von so profanen Dingen wie dem Alter aufhalten?«
      »Mensch noch mal, Sie klingen regelrecht wie ein Kinderschänder«, sagte Banks. »Wenn ich jedes Mal ein Pfund bekäme, wenn ich diesen Spruch höre ...«
      Austin lief vor Wut rot an. »Das verbitte ich mir! Wo ist denn bei Ihnen Schluss, Inspector? Bei neunzehn? Zwanzig? Einundzwanzig? Sie wissen genau, dass Sie vom Gesetz her keinerlei Mittel dagegen haben.« Er überlegte. »Außerdem war Hayley, wie ich eben sagen wollte, sehr viel reifer, sehr weit für ihr Alter.«
      »In emotionaler Hinsicht?«
      »Ja, das auch.«
      »Dann sagen Sie mir mal, welche emotional reife Frau am Samstagabend mit ihrer Clique saufen geht, so gut wie nackt herumläuft und sich so volllaufen lässt, dass sie kaum noch auf den Beinen stehen kann und zum Pinkeln in eine dunkle Gasse schwankt?« Banks merkte, dass Winsome ihn ansah, und wusste, dass sie fand, er führe