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Inspector Banks kehrt heim

Titel: Inspector Banks kehrt heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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der Gemeinde gesprochen?«
      »Ja, aber die sagen, sie können nichts tun, höchstens eine Verwarnung aussprechen.«
      »Und Geoff Salisbury?«
      »Geoff ist wirklich nett, aber er hat keinen Mumm für so was. Der Kerl nebenan ist nicht ohne.«
      »Gut«, sagte Banks und stand auf. »Bin gleich wieder da.«
      »Wo willst du hin, Alan?«, fragte seine Mutter und kam die Treppe herunter.
      »Ich will mit denen nur ein Wörtchen reden, mehr nicht.«
      »Nicht dass du Ärger machst. Hörst du? Sei vorsichtig! Und vergiss nicht, dass wir hier wohnen müssen, auch wenn du wieder weg bist.«
      Banks tätschelte seiner Mutter den Arm. »Keine Sorge, Mom«, sagte er. »Ich weiß, was ich tue. Ich passe schon auf, dass ihr keine Probleme bekommt.«
      Es regnete noch immer. Banks klopfte an die Tür des Nachbarhauses, doch es öffnete niemand. Kein Wunder, dachte er, bei der Lautstärke. Alle Fenster waren geöffnet, der zornige Heavy-Metal-Rap dröhnte heraus, der Sänger prahlte, er werde eine Hure vergewaltigen und ein Schwein zeugen.
      Banks drehte am Knauf: Die Tür war nicht verschlossen. Er stand in einem schmalen Flur, eine Treppe führte nach oben zu den Schlafzimmern. Die Tapete löste sich von der Wand, auf der Treppe lag etwas, das wie ein Schlafsack aussah. Banks stieß mit dem Fuß dagegen. Er war leer.
      Ihm war unangenehm, das Haus ohne Ankündigung zu betreten, aber es gab offenbar keine andere Möglichkeit. Mehrmals rief er laut, konnte aber kaum seine eigene Stimme verstehen.
      Schließlich ging er ins Wohnzimmer. Schnell war ihm klar, warum die Fenster immer offen standen; der Gestank war unerträglich, eine Mischung aus diversen Düften: menschliche Gerüche wie Schweiß und Urin, aber auch vergammeltes Gemüse, verbranntes Plastik und Marihuana. Auf dem Boden lagen alte Zeitungen und Müll, die Möbel sahen aus, als hätte ein Hund daran genagt, auch wenn keiner zu sehen war. Wahrscheinlich haben sie einen Pitbull, dachte Banks und war dankbar, dass er nicht zu sehen war. Auf Sofa und Sesseln lümmelten sich drei Personen. Der Mann stand auf, als Banks eintrat.
      »Was willst du hier?«, schrie er.
      »Ich kann nicht von den Lippen lesen«, gab Banks zurück, stieg über die riesige Stereoanlage und drehte die Lautstärke herunter. »Schon besser.«
      Es war der Herr des Hauses, Fred West wie aus dem Gesicht geschnitten. Aus einem der Sessel sah ihnen eine Frau zu, die Banks für seine Angetraute hielt. Ein ungefähr dreizehn- oder vierzehnjähriges Mädchen saß im anderen Sessel und starrte ausdruckslos vor sich hin.
      Der Mann baute sich vor Banks auf und wies mit dem Daumen auf die Tür. »Genug«, sagte er. »Schluss mit lustig! Ab nach draußen!«
      »Ich wollte Sie bitten, die Musik leiser zu stellen«, erklärte Banks. »Wir können nebenan kaum das eigene Wort verstehen.«
      »Was interessiert dich das? Du kommst doch gar nicht von hier!«
      »Ich habe hier schon gelebt, da gab es Sie noch gar nicht. Ich bin hier aufgewachsen. Nebenan ist mein Elternhaus, meine Eltern haben heute Hochzeitstag.«
      »Na, toll für euch! Wir hab'n leider kein Geschenk. Und jetzt verpiss dich, sonst werde ich so richtig unangenehm.«
      »Sie verstehen nicht richtig«, sagte Banks und zog seinen Dienstausweis hervor. »Ich bin Polizeibeamter und bitte Sie höflich, die Musik leiser zu stellen.«
      Der Mann beugte sich vor und musterte den Ausweis. »North Yorkshire!«, lachte er. »Sie haben hier überhaupt nichts zu melden. Das ist hier nicht Ihr Zuständigkeitsbereich.«
      »Tolles Wort. Lange für geübt, was?«
      »Ich hab keine Angst vor Ihnen! Ab jetzt!«
      »Wäre aber besser«, gab Banks zurück.
      Der Mann ging zur Anlage und drehte die Lautstärke wieder auf. Das Mädchen und die Frau hatten sich nicht bewegt. Sie sahen einfach nur zu. Banks nahm an, dass sie irgendetwas genommen hatten. Er meinte, unter einer Zeitung auf dem Boden eine halbverdeckte Crack-Pfeife zu sehen, aber sie hatten kein Crack geraucht, denn sie waren nicht zappelig oder aufgedreht, sondern praktisch komatös. Wahrscheinlich Heroin oder Downer.
      Mit einem Seufzer ging Banks zur Anlage, hob den CD-Spieler hoch, riss die Kabel heraus und ließ ihn auf den Boden fallen. Die Musik verstummte. Die Frauen bewegten sich immer noch nicht, doch Fred stürzte sich auf ihn. Er war untersetzt und ein paar Zentimeter größer als Banks, hatte einen kräftigen

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