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Inspector Banks kehrt heim

Titel: Inspector Banks kehrt heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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»Sie kennt sich aus mit Zahlen, nicht wahr, Corinne?«
      Sie wurde rot. »Wenn du das sagst, Roy.«
      Sie schien ein wirklich nettes Mädchen zu sein, weshalb Banks sich noch mehr wunderte, dass sie mit Roy zusammen war. Nicht dass sein Bruder nicht charmant war oder schlecht aussah. Nein, von beiden Eigenschaften hatte er besonders viel mitbekommen. Zum Anzug trug er einen hellblauen Seidenpullover mit Polokragen. Sein Haar war nicht ganz so schwarz wie das von Banks, aber länger, reichte über Ohren und Kragen und war exquisit geschnitten. Neben dem Kinngrübchen hatte er eine kleine Narbe vom Rasieren. Seine strahlend blauen Augen ähnelten denen von Banks, waren aber berechnend und kalt, während Banks neugierig und eindringlich dreinschaute.
      Schon mehr als einmal hatte Banks gedacht, dass auf seinen Bruder Roy die klassische Definition des Psychopathen zutraf: Er war oberflächlich und seicht, egozentrisch, manipulativ und nur auf seinen Vorteil bedacht. Gefühle wie Reue, Mitleid oder Schuld gingen ihm völlig ab. Sein Verhalten und seine emotionalen Reaktionen waren erlernt, abgeschaut bei anderen, um möglichst gut durch die Welt zu kommen. In Wirklichkeit, vermutete Banks, interessierten ihn nur seine eigenen Bedürfnisse und wie er sie befriedigen konnte, dazu sein Erfolg, der sich selbstredend an Geld und Macht messen ließ. Vielleicht war er deshalb schon dreimal verheiratet gewesen.
      »Ups, da fällt mir was ein«, sagte Roy, stellte sein Glas ab und sprang auf. Corinne wäre beinahe umgefallen, »'tschuldigung, Süße.« Er klopfte ihr auf die Schulter.
      »Muss mal eben schnell zum Porsche. Hab was vergessen. Ist besser, wenn es nicht zu lange da draußen rumsteht. In so einer Gegend weiß man nie. Können Sie mir helfen, Geoff?«
      Geoff kam gerade aus der Küche zurück und erklärte mit dem Bier in der Hand, nur zu gerne würde er alles für Roy tun. Corinne lächelte schüchtern, als die beiden nach draußen gingen. Banks hatte noch kein Wort von ihr gehört und fragte sich, was für eine Stimme sie wohl hatte, was für einen Akzent. »Woher kommen Sie?«, fragte er.
      »Aus Canterbury«, erklärte sie. »Also, da bin ich aufgewachsen. Danach war ich in Manchester auf der Uni.«
      Sie hatte keinen erkennbaren Akzent, drückte sich höflich aus, hatte eine gute Ausbildung, und ihre Stimme war angenehm weich und wohlklingend, nur ein wenig dünn.
      »Seit wann kennen Sie Roy?«
      »Seit rund drei Monaten.«
      »Sie wollen sich verloben«, verkündete Ida Banks. »Da haben wir mal wirklich was zu feiern.«
      Corinne errötete.
      »Stimmt das?«, fragte Banks.
      Lächelnd nickte sie. Er hatte das Gefühl, sie warnen zu müssen. Roy war schon dreimal verheiratet gewesen; zwei seiner Exfrauen hatten Banks irgendwann anvertraut, was für ein untreuer, gemeiner Kerl Roy war. Geschlagen hatte er sie nicht - das schworen sie -, aber er beschnitt ihre Freiheiten und terrorisierte sie. Die zweite, eine wirklich kluge Neurochirurgin namens Maria, musste nach der Trennung jahrelang zum Therapeuten, um ihre zerrüttete Selbstachtung wiederzuerlangen. Banks hatte - wenn auch in unregelmäßigen Abständen - ihre Veränderung von einer selbstsicheren jungen Ärztin zu einem kleinlauten, stummen Wrack miterlebt, dessen Hände so stark zitterten, dass sie keine Wunde mehr nähen konnte. Die dritte Frau hatte Gott sei Dank früh genug die Zeichen der Zeit erkannt und Roy verlassen.
      Roy und Geoff kehrten mit großen Pappkartons zurück, die sie auf dem Wohnzimmerteppich abstellten. »Herzlichen Glückwunsch«, sagte Roy. »Los, macht sie auf.«
      Banks' Eltern sahen sich an, dann holte seine Mutter eine Schere aus der Küchenschublade und kniete sich neben den größten Karton. Roy und Geoff halfen ihr, und kurz daraufstanden ein Monitor, ein Prozessor und eine Tastatur im Zimmer.
      »Ein Computer!«, sagte Ida Banks. Sie war offenbar sprachlos.
      »Jetzt könnt ihr auch ins Internet«, erklärte Roy. »Wir können uns gegenseitig E-Mails schicken.«
      »Ja?«
      »Na klar!«
      »Aber das war doch bestimmt ... teuer.«
      »Ach, schon gut. Heutzutage sollte jeder einen Computer haben. Das ist die Zukunft.«
      Ida Banks berührte vorsichtig das Gehäuse, als würde es beißen. »Die Zukunft -«
      »Wir räumen ihn besser erst mal aus dem Weg«, sagte Arthur Banks. »Gleich kommt der Besuch.«
      »Gut.«
      Zusammen trugen Geoff, Roy und

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