Inspector Banks kehrt heim
fraß alles in sich hinein.«
»Anna konnte wirklich ein bisschen tollpatschig sein«, murmelte John. »Sie war sehr zielstrebig.«
»Ja. Und Doughton fühlte sich mit Sicherheit gedemütigt, als sie ihn sitzenließ und zu Ihnen ging. Schließlich hatte er finanziell keine große Zukunft, anders als Sie.«
»Aber so war das nicht, nicht mit Anna«, protestierte Billings. »Wir hatten einfach unglaublich viel gemein. Ziele, Wünsche, Vorstellungen. Mit Owen verband sie nichts mehr.«
»Wahrscheinlich haben Sie recht«, sagte Banks. »Als Anna Owen vor ein paar Wochen mitteilte, sie würde heiraten, gab ihm das den Rest. Er sagte, sie hätte von ihm erwartet, dass er sich für sie freute.«
»Aber warum hat er sich immer noch mit ihr getroffen, wenn es ihm doch so weh tat?«
»Er liebte sie immer noch. Für ihn war es besser, sie selbst unter solchen Umständen zu sehen als gar nicht.«
»Und warum hat er sie dann umgebracht?«
Banks schaute Billings an. »Liebe und Hass, John«, sagte er, »liegen sehr nah beieinander. Außerdem glaubt Doughton gar nicht, dass er sie umgebracht hat, das war nämlich gar nicht seine Absicht.«
»Das verstehe ich nicht. Sie sagten, er hätte es getan. Wie denn?«
Banks schwieg und zündete sich eine Zigarette an. Das würde nicht einfach werden. Der Regen schlug gegen das Fenster, der Wind rüttelte an den Läden.
»Wie?«, wiederholte Billings.
Banks sah auf seinen Kalender, wollte den Moment hinauszögern; das Bild zeigte eine Waldlandschaft, blühende Schneeglöckchen in der Nähe von The Strid bei Bolton Abbey. Banks räusperte sich. »Owen verschaffte sich Zugang zum Haus, als Sie und Anna unterwegs waren«, begann er. »Er hatte eine Spritze mit einem starken Pestizid dabei, aus dem Gartencenter. Sie dürfen nicht vergessen, dass er Anna in- und auswendig kannte. Haben Anna und Sie in der Nacht miteinander geschlafen, John?«
Billings wurde rot. »Was hat denn das -?«
»Ich will nicht wissen, wie es war, sondern einfach nur, ob Sie Sex hatten. Es ist wichtig, glauben Sie mir.«
»Na gut«, sagte Billings nach einer kurzen Pause. »Ja, hatten wir.«
»Owen kannte Anna gut genug, um zu wissen, dass sie Angst hatte, schwanger zu werden«, fuhr Banks fort, »aber wegen der Nebenwirkungen auch nicht die Pille nahm. Er wusste, dass sie Kondome im Nachtschränkchen hatte und auf Sex im Dunkeln stand. Es war nicht allzu schwer, mit der Spritze in mehrere Packungen zu stechen und ein wenig Pestizid reinzuspritzen. Nicht viel, aber das Zeug ist stark, außerdem farb- und geruchlos, so dass selbst eine minimale Dosis ihre Wirkung hat. Die Kondome waren feucht, fühlten sich also eh ölig an, und niemand hätte das kleine Loch in der Packung bemerkt. Ihr Körper hat auch etwas von dem Gift aufgenommen, deshalb fühlten Sie sich krank. Man nimmt es nämlich schnell über die Haut auf. Aber Anna bekam den Löwenanteil ab. Anhand von Gewebeproben hätte Dr. Glendenning irgendwann herausgefunden, wie das Gift verabreicht wurde, aber die Tests hätten noch eine Weile gedauert. Bis dahin hätte Owen ohne weiteres noch einmal ins Haus schleichen und die Beweise vernichten können. Oder wir wären zu dem Schluss gekommen, dass Sie den besseren Zugang hatten.«
Billings wurde blass. »Sie meinen, es hätte genauso gut ich sein können, der gestorben oder wegen Mordes verhaftet worden wäre?«
Banks zuckte mit den Schultern. »Es hätte alles dabei herauskommen können, ehrlich gesagt. Er wusste nicht, was passieren würde, und natürlich bestand die Möglichkeit, dass Sie entweder sterben oder die Schuld bekommen würden. Wie sich herausstellte, nahm Anna das meiste Gift auf. Aber sie hatte Asthma. Mit seiner verqueren Logik wollte Owen, dass der Sex Sie beide krank machte. Wenn man so will, war das seine Reaktion auf die Trennung. Vorher hatte er so lange still vor sich hin gelitten und getan, als sei es in Ordnung, dass Anna ohne ihn weiterlebte. Aber mehr tat er nicht. Es war ein schlechter Witz, wenn Sie so wollen. Wir haben drei präparierte Kondome gefunden. Wenn eines nicht die erhoffte Wirkung gehabt hätte, wäre dennoch die Konzentration des Pestizids im Körper gestiegen und hätte chronische Probleme hervorgerufen. Ich habe einmal von einem Fall gelesen, da heiratete ein Mann reiche Frauen und brachte sie aus Geldgier um, indem er seine Kondome mit Arsen präparierte, aber damals waren sie noch aus
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