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Inspector Banks kehrt heim

Titel: Inspector Banks kehrt heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Sieben-Uhr-Nachrichten, irgend so ein Quatsch, dass wir schwören würden, so lange zu kämpfen, bis wir den Feind bezwungen hätten. Damals war es noch ein Krieg der Worte, und je pathetischer die Formulierungen klangen, desto besser gefielen sich die Politiker. Es hatte zwei kleinere Luftgeplänkel gegeben und natürlich die versunkene Courageous, aber die ernsten Kampfhandlungen fanden in Polen statt, und das war für die meisten Menschen so weit entfernt wie der Mond.
      »Hast du gestern Abend Tommy Handley gehört?«, fragte Maurice.
      Ich schüttelte den Kopf. Es gab ein großes Aufhebens um Tommy Handleys neue Radiosendung It's That Man Again, abgekürzt ITMA. Er hatte mir nie besonders gut gefallen. Auch wenn es eingebildet klingt - aber wenn es dunkel wird, lege ich mich lieber mit einem guten Buch hin oder höre mir ein interessantes Gespräch im Radio an, statt Tommy Handley zu lauschen.
      »Apropos Witze«, sagte Maurice. »Es gab einen Sketch über das Ministerium der Verschlimmbesserung und das Amt der Nulpen. Ich bin fast gestorben vor Lachen.«
      Ich lächelte. »Könnte fast schon wieder wahr sein«, sagte ich. Es gab inzwischen so viele obskure Ministerien, Ausschüsse und Abteilungen, die die sonderbarsten Aufgaben hatten - natürlich alles zum Besten des Gemeinwesens -, dass ich schon überlegt hatte, eine anti-utopische Satire zu verfassen. Ich wollte sie in der nahen Zukunft spielen lassen, als nur leicht verfremdete Version der Gegenwart. Bisher hatte ich nur eine tolle Idee für den Titel: Ich würde die letzten beiden Ziffern des Jahres umdrehen, so dass sie statt 1939 dann 1993 hieße. (Nun ja, ich fand die Idee jedenfalls gut.)
      »Hör mal, Maurice«, sagte ich, »es geht um den kleinen Johnny Critchley. Seine Mutter hat gesagt, du wärst der Letzte gewesen, der ihn gesehen hat.«
      »O ja«, erwiderte Maurice. »Sie war heute hier und hat nach ihm gefragt. Ist er immer noch nicht aufgetaucht?«
      »Nein.«
      »Dann muss man sich langsam Sorgen machen.«
      »Denke ich auch. Wo hast du ihn gesehen?«
      »Er ging am Kanal entlang, in der Nähe von Woodruffs Schrottplatz.«
      »Was hat er gemacht?«
      »Nichts.«
      »War er allein?«
      Maurice nickte.
      »Hat er was gesagt?«
      »Nein.«
      »Und du hast auch nichts zu ihm gesagt?«
      »Was sollte ich sagen? Er wirkte bedrückt, schaute aufs Wasser, die Hände in den Taschen. Ich hab gehört, was mit seinem Vater passiert ist. Ein Junge muss auch trauern.«
      »Stimmt. Hast du sonst noch jemanden gesehen? Oder irgendetwas Auffälliges bemerkt?«
      »Nein, nichts. Aber warte mal ...«
      »Was?«
      »Ach, ist wahrscheinlich nichts, aber kurz nachdem ich Johnny gesehen hatte, ging ich über die Brücke und traf Colin Gormond, du weißt schon, dieser Typ, der ein bisschen - na ja ist.«
      Colin Gormond. Natürlich kannte ich ihn. Das war keine gute Nachricht, ganz und gar nicht.
      Ausgerechnet den verdammten Detective Sergeant Longbottom mussten sie herschicken, diesen grobschlächtigen, unförmigen Klotz mit dem dicken Stirnwulst eines Neandertalers, der das Bein nachzog. Longbottom war dumm wie Bohnenstroh. Er hätte seinen eigenen Hintern nicht mal gefunden, wenn man ein Schild drangenagelt hätte. Aber von diesem Kaliber sind nun mal die Männer, die der elende Krieg zu Hause zurückgelassen hat. Zusammen mit den wenigen guten wie mir natürlich.
      Sergeant Longbottom trug einen glänzenden braunen Anzug und die Krawatte der Silverhill Grammar School. Ich fragte mich, woher er die hatte; wahrscheinlich einem Schüler abgenommen, den er beim Diebstahl von Süßigkeiten im Eckladen erwischt hatte. Unablässig zupfte er mit seinen rosigen Wurstfingern am Kragen herum, während wir uns in Mary Critchleys Wohnzimmer unterhielten. Sein Gesicht war rot vor Hitze, der Schweiß sammelte sich über seinen dicken Augenbrauen und lief ihm die Wangen hinunter.
      »Sie vermissen ihn also seit heute Mittag?«, wiederholte Sergeant Longbottom.
      Mary Critchley nickte. »So gegen halb elf ischt er nach drauschen gegangen, wollte spatschieren gehen. Um zschwölf wollte er zschurück sein. Alsch esch drei Uhr wurde, bin ich zschu Mr Baschcombe gegangen.«
      Longbottom verzog das Gesicht und grunzte. »Mr Bascombe, Special Constable. Ihnen ist doch klar, dass Sie keinerlei polizeiliche Vollmacht besitzen, nicht wahr?«
      »Eigentlich dachte ich«, erwiderte ich, »dass mich das

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