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Inspector Banks kehrt heim

Titel: Inspector Banks kehrt heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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gehängt.«
      Als die Polizei kam, herrschte, glaube ich, seit ungefähr einer Woche Krieg. Es waren drei Beamte, einer in Uniform und zwei in Zivil. Sie blieben fast zwei Stunden im Rose Cottage, dann kamen sie wieder heraus, stiegen ins Auto und fuhren davon. Sie wurden nie wieder gesehen.
      Am Tag nach ihrem Besuch hörte ich jedoch auf dem Kirchhof von St. Oswald zufällig eine Unterredung unseres Wachtmeisters mit dem Vikar. Es war großes Glück, dass sie hinter den Eiben standen, so konnte ich jedes Wort belauschen und dennoch unentdeckt bleiben.
      »Ermordet, sagen sie«, begann Wachtmeister Walker. »Mit dem Schürhaken einen übern Schädel, dann kleingeschnippelt und im Garten verbuddelt. In der Nähe von Dorchester. Das Dorf heißt Higher Bockhampton. Die Leute, die jetzt in dem Haus wohnen, wollten einen Luftschutzbunker bauen, da haben sie die Knochen entdeckt. Die Kinder haben sich vor Angst in die Hose gemacht.«
      Redete er etwa von Miss Teresa? Von der netten alten Dame, die so leckere Scones backte und den jungen Thomas Hardy gekannt hatte? Konnte sie tatsächlich jemandem den Schädel eingeschlagen, ihn in kleine Stücke gehackt und im Garten vergraben haben? Die Vorstellung ließ mich trotz der Hitze erschaudern.
      Doch von einer Mordanklage war nie wieder die Rede. Die Polizei kam nicht zurück, die Leute fanden neue Themen zum Tratschen, und nach zwei Wochen nahmen Miss Eunice und Miss Teresa wieder am Dorfleben teil, als sei nichts gewesen. Der einzige Unterschied war nur, dass mir meine Mutter nicht mehr erlaubte, Rose Cottage zu besuchen. Ich erhob symbolischen Protest, aber inzwischen hatte ich sowieso nur noch Spitfires, Geheimcodes und Flugzeugträger im Kopf.
      Nach dem Besuch der Polizei entwickelte sich alles sehr schnell, auch wenn ich mir nicht mehr sicher bin, über welchen Zeitraum sich die Ereignisse erstreckten. Insgesamt waren es vier Umstände, die gemeinsam dazu beitrugen, dass ich längere Zeit nicht mehr an den Mord dachte: Miss Teresa starb im November des Jahres, glaube ich. Miss Eunice zog sich noch mehr zurück als zuvor. Der Krieg eskalierte, und ich wurde eingezogen.
      Als ich das nächste Mal einen Gedanken an die beiden Damen von Rose Cottage verschwendete, war ich ausgerechnet in Ägypten, im September 1942. Ich war auf Nachtwache mit der 8. Armee, nicht weit von El Alamein. Wüstennächte besitzen eine seltsame Schönheit, die ich seither nirgends mehr erlebt habe. Nach der Hitze des Tages wird man zunächst von der Kälte überrascht, vom Gefühl der Endlosigkeit, aber noch skurriler ist die Landschaft aus zerstörten Panzern, Jeeps und Lastern im kalten Mondlicht, verbogenes Metall, zu unheimlichen Formen erstarrt wie ein versteinerter Wald oder ein trockengelegtes Korallenriff.
      Um unseren Schlaf zu stören und unsere Nerven zu zerrütten, war Rommels Afrikakorps auf die Idee verfallen, gewaltige Lautsprecher aufzustellen und uns die ganze Nacht hindurch mit »Lili Marleen« zu beschallen. Als ich in einer dieser Nächte versuchte, mich wach zu halten, warm zu bleiben und die Musik zu überhören, kam ich ins Gespräch mit einem Soldaten namens Sidney Ferris von einem der Regimenter aus Dorset.
      Als Sid erzählte, er käme aus Piddlehinton, musste ich plötzlich an die zwei alten Damen von Rose Cottage denken.
      »Hast du mal die Geschichte von einem Mord bei euch in der Gegend gehört?«, fragte ich Sid und bot ihm eine Zigarette an. »In einem Dorf namens Higher Bockhampton?«
      »Als ich klein war, gab es jede Menge Mordgeschichten«, sagte er und zündete sich die Zigarette an, indem er die Flamme umsichtig mit der hohlen Hand abschirmte. »Besser als im Radio.«
      »Es müsste eine Frau gewesen sein, die ihren Mann umgebracht hat.«
      Er nickte. »Gab's jede Menge von. Und Männer, die ihre Frauen abgemurkst haben. Da fragt man sich schon, ob man heiraten soll, was? Higher Bockhampton, sagst du?«
      »Ja. Teresa Morgan müsste die Frau geheißen haben.«
      Er runzelte die Stirn. »Der Name sagt mir nichts«, entgegnete er, »aber ich erinnere mich an eine Geschichte über eine Frau, die angeblich ihren Alten um die Ecke gebracht, kleingehackt und im Garten vergraben hat. Vor ein paar Jahren fanden junge Burschen die Knochen, als sie einen Luftschutzbunker aushoben. Wenn du mich fragst, waren das Tierknochen.«
      »Aber die Dorfbewohner haben die Geschichte geglaubt?«
      Er zuckte mit den Schultern.

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