Inspector Banks kehrt heim
die Gemeinde es neu vermietet. Die Miete ist bis zum Monatsende bezahlt, deshalb hab ich mir ein paar Tage freigenommen, um alles zu regeln. Und du?«
»Meine Eltern haben morgen goldene Hochzeit.«
»Oh, wie schön!«
»Ganz schön eindrucksvoll, was? Fünfzig Jahre! Was machst du so beruflich?«
»Investmentbanking.«
»Oh.«
Kay lachte. »Ja, so reagieren alle. Erst mal fällt keinem was dazu ein.«
»Tut mir leid, ist einfach nur ... weiß nicht ...«
Sie lächelte ihn an. »Schon gut. Die meisten kennen sich nicht damit aus. Nicht mal die, die in der Bank arbeiten. Und du? Ich meine mich zu erinnern, dass Mom sagte, du wärst bei der Polizei?«
»Stimmt. Detective Chief Inspector bei der Kriminalpolizei, Abteilung Kapitalverbrechen.«
»Oho, jetzt bin ich aber beeindruckt. Klingt wie Inspector Morse.«
Banks musste lachen. »Na, ich bin ja nicht beim Fernsehen. Ich bin echt. Und lebe noch. Das ist genau wie bei dir: Den meisten fällt erst mal nichts dazu ein. Du bist eigentlich die Erste, die nicht Reißaus nimmt. Hast du keine Leichen im Keller?«
Sie hob mehrmals die Augenbrauen. »Das werde ich dir doch nicht verraten!«
Vor dem Haus von Banks' Eltern blieben sie stehen, ein wenig verlegen und peinlich berührt. Es war wieder einer dieser Augenblicke, fand Banks, wie vor dreißig Jahren, als er sie zum ersten Mal eingeladen hatte. »Hör mal«, sagte er, »wo wir beide zufällig dieses Wochenende hier sind, hast du nicht Lust, heute Abend irgendwo hinzugehen, in einen Pub auf dem Land vielleicht, etwas zu essen und zu trinken und ein bisschen miteinander zu plaudern? Ich meine, du kannst deinen Mann natürlich mitbringen, ist ja klar ...«
Kay lächelte über sein Unbehagen. »Sorry, aber ich bin solo«, sagte sie. »Ja, wäre schön. Kannst du mich um halb acht abholen?«
»Sicher. Super, meine ich.« Banks grinste. »Also, dann bis heute Abend.«
Banks sah Kay nach, und er hätte schwören können, dass sie einen beschwingten Gang hatte. Ihm jedenfalls war beschwingt zumute, und das änderte sich auch nicht durch den Anblick von Geoff Salisbury, der mit seiner Mutter im Flur stand, als Banks die Haustür aufschloss.
»Morgen, Alan«, sagte Geoff. »Hat es Ihnen gefallen gestern Abend?«
»Ja«, erwiderte Banks.
»War das gerade die Tochter von der Summerville, mit der Sie gesprochen haben?«
»Ja«, sagte Banks. »Wir kennen uns von früher.« Geoff runzelte die Stirn. »Tut mir leid, das mit ihrer armen Mutter. Aber ich bin schon wieder weg. Hab nur mal kurz reingeschaut.« An Ida Banks gewandt, sagte er: »Gut, Mrs Banks, immer mit der Ruhe. Ich hole alles, was wir für morgen brauchen, und dann komme ich morgen früh vorbei und mache ein bisschen sauber, ja?«
»Schon gut«, wandte Banks ein. »Das kann ich auch übernehmen.«
»Sei nicht albern«, schalt ihn seine Mutter. »Du weißt doch gar nicht, wie ein Staubsauger funktioniert.« Das mochte vielleicht früher gestimmt haben, jetzt aber nicht mehr. »Das wäre wirklich prima, Geoff«, sagte sie und reichte dem Mann eine Plastikkarte, die er schnell in die Tasche steckte. »Ich weiß, dass wir uns auf Sie verlassen können.«
Es war zu spät, um zu widersprechen. Schon war Geoff Salisbury fort. Er winkte lächelnd und pfiff im Gehen Colonel Bogey vor sich hin.
»Ich meine das ernst«, sagte Banks. »Sag mir doch einfach Bescheid, wenn etwas gemacht werden muss.«
Seine Mutter tätschelte ihm den Arm. »Ich weiß, mein Junge«, sagte sie. »Du meinst es ja nur gut. Aber Geoff ist ... Wir haben uns schon so an ihn gewöhnt. Er weiß, wo alles ist.«
Ach ja?, dachte Banks. »Was hast du ihm da eben eigentlich gegeben?«, erkundigte er sich.
»Was?«
»Du weißt schon. Diese Karte.«
»Ach so. Das war die Geldkarte. Er braucht ja wohl ein bisschen Geld, wenn er das Essen und die Getränke für morgen holen soll, oder?«
Banks blieb fast die Luft weg. »Das heißt, er hat eure PIN-Nummer?«
»Ja, natürlich, du Dummerchen! Sonst könnte er doch gar nichts mit der Karte anfangen!« Mit einem Kopfschütteln drückte sie sich an Banks vorbei ins Wohnzimmer. »Und was war das mit dir und Kay Summerville?«, fragte sie. »Warst du nicht mal mit ihr befreundet?«
»Das ist schon lange her. Aber wir wollen heute Abend zusammen essen gehen.«
Die Kinnlade seiner Mutter fiel herunter. »Aber ich
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