Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder
nicht.«
»Ja?«
»Das war’s schon, fürchte ich. Ich sagte dir ja schon, daß es sehr unpräzise ist.«
»Sehr unpräzise, in der Tat.«
»Ich wußte ja gleich, daß du sauer sein wirst.«
»Aber ich bin doch gar nicht sauer«, widersprach Barnaby mit dem Grinsen eines Menschenfressers. »Alle üblichen Dinge waren sicherlich da, oder?«
»Ja. Die Seife lag auf dem Holzteller. Die Zinnschale mit dem heißen Wasser war auch da. Der Rasierpinsel. Das geschlossene Rasiermesser. Das Handtuch.«
»Waren die Requisiten anders angeordnet als sonst?« David schüttelte den Kopf. »Vielleicht eine andere Seife?«
»Nein. Sie wurde ja nie benutzt, und deshalb war es immer dasselbe Stück Seife, Imperial Leather, bei allen Proben.«
»In diesem Falle, David«, bemerkte Barnaby eher zu sich selbst, »stehe ich allerdings etwas ratlos da, weil ich nicht so ganz erkennen kann, was daran nicht gestimmt haben soll.«
»Ich weiß. Deshalb habe ich ja auch so lange gezögert, bis ich es erwähnt habe. Aber als ich das Tablett von dem Requisitentisch genommen habe, hatte ich ganz entschieden ein eigenartiges Gefühl, eben den Eindruck, da stimmt irgend etwas nicht.«
»Vielleicht lag etwas auf dem Tisch«, fragte Barnaby, um die Sache etwas zu beschleunigen, »in der falschen Position. Oder war da vielleicht sogar ein Gegenstand, der dort nicht hätte sein dürfen?«
David schüttelte den Kopf. »Nein. Es hatte etwas mit dem Tablett zu tun.«
»Gut.« Barnaby stand mit Nachdruck auf. »Denk noch mal darüber nach. Es könnte ja wichtig sein. Ruf mich an, wenn dir etwas einfällt.«
Colin streckte die Hand aus, und der Grad der Dankbarkeit, die er für Barnabys kleine ausweichende Notlüge empfand, zeigte sich in der Stärke seines festen Händedrucks. »Tut mir wirklich sehr leid, daß ich dir solche Umstände gemacht habe, Tom.«
Dann entfernten sie sich, und Barnaby stand in der Bürotür und beobachtete, wie David geradewegs loszog, den Blick nach vorn gerichtet, während Colin in einer Wolke aus Erleichterung neben ihm herschlich, die so dicht war, daß man sie förmlich hätte anfassen können. Als sie durch den Ausgang nach draußen gingen, erkundigte sich Colin, wobei er sich enorm in acht nahm, nicht einen allzu ungläubigen Tonfall anzuschlagen: »Aber wieso Dierdre?«
Und Barnaby hörte Davids Antwort. »Weil sie es mehr braucht als jeder andere. Und weil ich sie liebe.«
Dierdre lief den Weg zum Walker Memorial Hospital für psychiatrische Störungen hinauf, und der Hund trottete neben ihr her. Nachdem Barnaby ihr gesagt hatte, daß er im Polizeizwinger bliebe, bis sie käme und ihn holen würde, war Dierdre auf dem Weg ins Krankenhaus dort vorbeigegangen, um die Sache zu klären. Die nette blonde Polizistin war am Schalter und fragte, wie es ihr ginge. Dierdre erkundigte sich daraufhin nach dem Wachtmeister, der ihren Vater gerettet hatte, und dann liftete die Beamtin die Tresenklappe und meinte: »Hier durch«, ehe sie verschwand.
Dierdre murmelte: »Sehen Sie, das Problem ist...« und folgte ihr.
Der Zwinger bestand aus wirklich geräumigen Käfigen, in denen sich drei Hunde befanden. Zwei lagen auf dem Boden und dösten vor sich hin, doch der dritte sprang auf und bewegte sich erwartungsvoll vorwärts. Dierdre wiederholte: »Das Problem ist, sehen Sie...« und erblickte die fragende schwarze Nase und die weiche Schnauze, die sich gegen den Maschendraht preßte. Der Schwanz wedelte so heftig, daß er nur noch ein brauner Schatten zu sein schien. Polizistin Brierley machte sich daran, das Vorhängeschloß zu entfernen. Nun mußte sie es aber wirklich klarstellen. Hinterher versuchte Dierdre zu begreifen, wieso sie es nicht geschafft hatte, und sie beschloß, daß der Hund an allem schuld gewesen sei.
Wenn er gewinselt oder gebellt, gejault oder auf irgendeine andere Art reagiert hätte, wäre ihr Herz wahrscheinlich hart geblieben, doch so, wie er sich verhielt, konnte sie sich nicht gegen seine Zuneigung verschließen. Es war sein totales Vertrauen, gegen das sie nicht gefeit war. In seinen Augen lag kein bißchen Zweifel. Endlich war sie gekommen, nun würden sie gemeinsam fortgehen. Und schuldete sie dem Tier nicht ohnehin etwas? fragte sich Dierdre sachlich und rief sich die schreckliche Nacht ins Gedächtnis zurück, in der es der einzige Gefährte ihres Vaters gewesen war.
»Haben Sie seine Leine
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