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Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder

Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder

Titel: Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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sie auf und berichtete, daß die Patienten im Sonnenzimmer seien. Sie erklärte Dierdre, warum man sie nicht zu Rate gezogen hatte, als die Entscheidung getroffen worden war, ihren Vater hier einzuweisen. Offensichtlich hatte man es gar nicht für nötig befunden, ihre Genehmigung einzuholen, denn er war zu seiner eigenen Sicherheit und der anderer Menschen ins Walker überführt worden. Falls Dierdre jedoch mit dem Arzt reden wolle, um mehr darüber zu erfahren, könne man einen Termin vereinbaren.
      »Ihr Vater fühlt sich hier sehr wohl, Liebes«, fügte sie hinzu und führte Dierdre in das Sonnenzimmer, das am anderen Ende der Abteilung lag. »Alles tipptopp.«
      Der Raum war mit einem grauen, schmutzigen Nadelfilz -teppich ausgelegt, ein paar schmuddelige Sessel standen herum, und an der Wand hing in wahrhaft elektrisierendem Blau ein schlecht gemachtes und kaum zu entschuldigendes Ölporträt der Gründerin dieses Krankenhauses, die generös auf die versammelte Gruppe hinabsah. In dem Raum befanden sich fünf Menschen: drei ältere Frauen, ein junger Mann und Mr. Tibbs, der am Fenster saß und einen fremden Pyjama sowie einen brutal gemusterten Morgenmantel anhatte, der wohl eher als Stimulans denn zur Beruhigung entworfen worden war.
      »Ihre Tochter ist hier, um Sie zu besuchen, Mr. Tibbs. Ist das nicht nett?« redete die Krankenschwester sehr entschieden auf ihn ein, als rechnete sie mit seinem Leugnen.
      Dierdre schob einen niedrigen Stuhl mit zerkratzten Holzlehnen neben seinen, setzte sich und sagte: »Hallo, Daddy. Wie geht es dir?«
      Mr. Tibbs starrte weiterhin aus dem Fenster. Er sah alles andere als tipptopp aus. Seine Kiefer bewegten sich auf eine traurige, verlorene Art und waren mit grauweißen Bartstoppeln und Spuren getrockneter Tränen bedeckt. Dierdre sprach weiter: »Ich habe dir ein paar Sachen mitgebracht.«
      Sie packte ihre Tasche aus und legte seine Toilettenartikel, etwas Seife und eine Schachtel Kekse auf seinen Schoß. Den besonderen Leckerbissen, türkischen Honig, hielt sie dagegen bis zum letzten Moment zurück, um ihm den Abschiedsschmerz zu versüßen. Er sah verwirrt auf die Sachen herab und hob sie dann alle nacheinander mit großer Behutsamkeit hoch, so als wären sie aus Glas. Er konnte offensichtlich nichts damit anfangen. Die Seife beispielsweise versuchte er in den Mund zu stecken. Dierdre nahm ihm die Sachen wieder ab und legte sie auf den Boden.
      »Also gut, Daddy«, sagte sie und gab sich alle Mühe, ihre Stimme fröhlich klingen zu lassen, »wie geht es dir denn... ?« O Gott, dachte sie, das habe ich ihn doch schon gefragt. Was blieb überhaupt noch zu sagen? Und was war das für eine unglaubliche Frage, die sie da stellte? Sie, die Jahre damit zugebracht hatte, ruhig und geduldig mit diesem alten Mann im Korbstuhl, der so eine seltsame Ähnlichkeit mit ihrem Vater hatte, zu reden und ihm zuzuhören. Sie konnte ihm noch nicht einmal von dem Hund erzählen, denn das würde möglicherweise seine Erinnerung an die schreckliche Nacht am See wieder wachrufen. Also hielt sie nur seine Hand und sah sich in dem Raum um.
      Der junge Mann in der ausgebeulten Flanellhose trommelte unvorstellbar schnell mit den Fingerspitzen auf seinen Knien herum. Er saß neben einer älteren Frau, die den verschleierten, lauernden Blick eines Raubtiers hatte. Dann war da noch eine klobige, kahlköpfige Frau mit Warzen, die sich wie roter Puffreis über ihre Arme verteilten; sie hatte die Handflächen nach innen gedreht, so als hielte sie ein unsichtbares Wollknäuel. Die dritte Frau war nur ein Bündel aus Kleidern (Karos, Punkte, Streifen und nach unten geschobene Wollstrümpfe) mit einem Röhrchen, das unter dem Rock hervorkam und in einem Plastikbeutel mit einer gelben Flüssigkeit endete, der an ihrem Stuhl befestigt war. Da saßen sie nun, jeder in einer undurchdringlichen Wirklichkeit aus Drogen und Träumen eingeschlossen. Man konnte noch nicht einmal sagen, daß sie so wirkten, als warteten sie auf etwas, denn der Akt des Wartens setzt ja das Wissen voraus, daß sich das Leben möglicherweise in absehbarer Zeit ändern wird. Dierdre schob ihren Ärmel zurück und sah auf ihre Uhr. Sie war erst seit drei Minuten in dem Sonnenzimmer.
      »Wenn du noch etwas anderes haben möchtest, bringe ich es dir gern bei meinem Besuch mit, Daddy.«
      Mr. Tibbs horchte auf und beantwortete ihre Bemerkung rasch mit: »Sie sehen lebendig aus, Schwester. Zwei und sechs.« Er

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