Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder
Rest (mit Ausnahme von Mrs. Quine) hatte bei den Vorbereitungen in der Gemeindehalle geholfen. Die jungen Frauen, die die Gemeindehalle früh genug verlassen hatten, um sich im Farn vergnügen zu können, hatten ihre Kinder vom Schulbus abgeholt und waren mit ihnen nach Hause zur unschuldigen Teestunde gegangen. Am Abend waren einige mit drei Wagen nach Causton zum Gymnastikkurs gefahren, alle anderen waren daheim geblieben. Vorausgesetzt, daß das Pärchen im Wald zum Dorf gehörte, was Barnaby nach wie vor annahm, war der Kreis der Verdächtigen beträchtlich geschrumpft.
Er trank seinen Kaffee aus und registrierte erstaunt einen freundlich grinsenden Frosch mit Strohhut und Banjo auf dem Boden der Tasse, den die dunkle Flüssigkeit bedeckt hatte. Er wandte sich seufzend den Berichten der Spurensicherer zu, die die Funde des Tatorts ausgewertet hatten.
Auch hier gab es nichts Überraschendes. Das Speisekammerfenster war aufgebrochen worden, und man hatte Spuren des weißen Lacks auf dem Regal darunter gefunden. Leider hatte es an diesem Tag nicht geregnet, und weit und breit war nicht ein einziger Fußabdruck mit Sohlenprofil entdeckt worden. Keine Fingerabdrücke auf dem Telefontisch, selbst nicht am Telefonhörer - das war eigenartig, denn die letzte Person, die bekanntermaßen von Miss Simpsons Cottage aus telefoniert hatte, war Doktor Lessiter gewesen. Aus welchem Grund hätte er den Hörer abwischen sollen? Die Markierung in der Ausgabe des Julius Caesar hatte man analysiert - sie war mit einem Bleistift B 6 vorgenommen worden, eine nicht gerade häufig benutzte Sorte, aber auch nichts Außergewöhnliches. Den Stift hatte man nicht gefunden. Die Analysen hatten ergeben, daß sonstige Fingerabdrücke im Haus entweder von der Verstorbenen oder von Miss Lucy Bellringer stammten.
Er las den Bericht noch einmal, aber er hatte beim erstenmal kaum etwas übersehen. Nach der karierten Decke, die im Wald gelegen hatte, wurde noch gesucht, aber Barnaby hegte diesbezüglich keine großen Hoffnungen. Jemand, der so pedantisch alle Spuren verwischte, würde das Ding wohl kaum in den Kofferraum seines Autos oder auf dem Sofa liegen lassen. Natürlich war nicht allgemein bekannt, daß man Fasern der Decke sichergestellt hatte, und nicht alle wußten, daß Spermaflecken so verräterisch wie Fingerabdrücke waren. Vielleicht hatten sie doch noch Glück...
Troy streckte den Kopf durch die Tür. »Der Wagen steht bereit, Chief.«
»Es könnte natürlich auch sein, Sir«, sagte Sergeant Troy, als er von der Straße, die nach Gessler Tye führte, in Richtung Badger’s Drift abbog, »daß das Pärchen im Wald vom anderen Ufer war. Sie wissen schon ... Schwule.« Er hätte das letzte Wort nicht giftiger aussprechen können, wenn er von einem Kinderschänder geredet hätte.
Es war die fünfte Theorie, die er in den letzten zehn Minuten aufgestellt hatte, und jedesmal hatte er gewissenhaft ein >Sir< angefügt. Troy ging großzügig mit dieser ehrenvollen Anrede um - man konnte ihm nicht vorwerfen, daß er die Etikette nicht wahrte. Oder keine Disziplin hatte. Sergeant Troy hielt sich genau an Vorschriften, er hatte seine Prüfungen mit guten Ergebnissen abgeschlossen, und seine Berichte waren Musterbeispiele an Knappheit und dennoch sehr informativ. Er war frei von den albernen, romantischen Vorstellungen, die viele Männer und Frauen hatten, die bei der Polizei arbeiten wollten, und wurde auch nicht von dem üblichen sentimentalen Mitleid bewegt, das sich in den meisten Fällen bei der ersten Begegnung mit einem ruchlosen, bewaffneten Schurken in Luft auflöste. Nein, Mitleid und Barmherzigkeit gehörten nicht zu Troys Empfindungen. Er war drauf und dran, seine Theorie weiterzuspinnen. Wirklich, dachte Barnaby, wenn der Junge einen liebenswürdigen Charakter hätte, könnte man ihn als unverwüstlich und brauchbar bezeichnen.
Bevor Troy ein weiteres Wort herausbrachte, sagte Barnaby schnell: »Daran habe ich auch schon gedacht. Aber soweit wir wissen, käme da nur Dennis Rainbird in Frage. Ich habe sein Alibi überprüft. Sein Partner sagt aus, daß er das Geschäft am Freitag tatsächlich erst um Viertel vor fünf verlassen hat. Außerdem gibt es wohl keinen Grund, daß er eine Beziehung geheimhalten müßte. So was ist nicht mehr strafbar.«
»Ja, leider«, sagte Troy und setzte mit ungewöhnlicher Auffassungsgabe hinzu: »Ich wette, seine Mutter wäre schrecklich eifersüchtig.« Dann:
Weitere Kostenlose Bücher