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Inspector Barnaby 03 - Ein Böses Ende

Inspector Barnaby 03 - Ein Böses Ende

Titel: Inspector Barnaby 03 - Ein Böses Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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Wahrscheinlich waren die beiden nur irgendwo was trinken gegangen. Und er war ja nur für ein, zwei Stunden hier. Nach dem Abendessen verschwand er wieder, und das war’s dann. Sicher?
      Ihr Gezupfe hatte ein paar Bohrasseln aufgeschreckt. Dutzende fielen zu Boden und krabbelten aufgeregt umher. Eine landete auf dem Rücken und bewegte heftig die dünnen Beinchen. Janet drehte sie mit dem Fingernagel um und warf dann einen Blick auf die Uhr. Trixie war inzwischen seit knapp einer Stunde weg. Mußte jede Minute zurückkehren. Vielleicht war sie sogar schon daheim.
      Janet sprang auf, lief schnell zum Waldrand und kletterte auf den Zauntritt. Betrat das Grundstück durch die alte Tür, die in den Obstgarten führte. Just in diesem Moment wurde sie von der eindringlichen, glasklaren Vorahnung überwältigt, daß etwas nicht stimmte. Daß Trixie sie brauchte. Um Hilfe schrie oder nach Beistand verlangte. Sogleich setzte Janet sich in Bewegung, stolperte über den Rasen, trampelte Erdhügel nieder, bewegte die Arme wie Kolben auf und ab, legte die Ellbogen an, als ginge es darum, ein Wettrennen zu gewinnen.
      Als sie durch die Öffnung in der Eibenhecke stürmte fuhr ein Taxi in der Auffahrt vor, und Trixie stieg aus. Ihren Namen rufend, rannte sie über den Kies und lehnte sich dann keuchend an die Motorhaube. Trixie machte einen ziemlich gefaßten Eindruck, war aber blaß und hielt ihre Bluse seltsam zusammen.
      »Bezahlst du für mich das Taxi, Jan?« Sie eilte ins Haus und rief noch über ihre Schulter: »Ich geb’s dir zurück.«
      Janet bat den Taxifahrer zu warten. Sie holte das Geld. Nachdem er weggefahren war, ging sie nach oben und klopfte mehrmals leise an Trixies Tür. Keine Antwort. Schließlich gab Janet auf und ging wieder nach unten, um bei den Geburtstagsvorbereitungen zu helfen.
     
     

* 6
     
    Gänzlich verwandelt saß Felicity vor ihrem Ankleidezimmerspiegel und betrachtete sich. Ein schwarzer Hufeisenbogen aus faux marbre, gestützt von einer Gruppe ernst dreinblickender Karyatiden, spannte sich über sie und Danton. Dieses Bild spiegelte sich in einer Reihe von funkelnden Glasgegenständen - Töpfchen, Fläschchen, Flakons - und in Lippenstifthüllen, Spraydosen und verchromten Döschen. Die Reflexionen in dem kleinen Raum, der ausschließlich dazu bestimmt war, der Eitelkeit zu frönen, wurden durch die zahllosen verspiegelten, in die Wände eingelassenen Paneele multipliziert.
      Als seine Kundin aufstand, entfernte sich Danton mit erhobenen, kabukihaft anmutenden Händen. Die Geste verriet sowohl Stolz als auch Verwunderung darüber, daß seine Kunst einen so hohen Grad an Perfektion erreichte. Felicitys Haut war - einmal abgesehen von dem perligen, rosafarbenen Glühen ihrer Wangen - einheitlich blaß. Riesige Augen wurden von silbernen und violetten Schatten eingerahmt, ihre Schultern schimmerten seidig unter einer Hülle changierender muschelfarbener Seide. Ihr Mund, in die Farbe eines dunklen Rotweins getaucht, stand vor Entsetzen offen.
      »Ich sehe wie der Todesengel aus.«
      »Mrs. G... Mrs. G...« Doch Danton empfand ihre Kritik als Kompliment. Von Anfang an hatte dieses Kleid ihm »Denk feierlich« zugeraunt, und als was für eine Inspiration sich diese Intuition erwiesen hatte! »Sie brauchen noch ein Gläschen Schampus.«
      »Nein.« Felicity schüttelte den Kopf. Die schwere Mähne aschblonder Locken bewegte sich nur unmerklich. »Hatte schon genug.«
      »Dann vielleicht eine Line.« Wann immer Danton seine Kunden aufsuchte, hatte er stets einen Erste-Hilfe-Koffer dabei.
      Felicity zögerte. »Bin seit einer Weile davon runter.« Vor ihren Augen schraubte Danton ein kleines Perlmuttdöschen auf. »Wie auch immer... selbst wenn ich mir jetzt was genehmige, bis ich dort bin -«
      »Dann nehmen Sie es eben mit.« Beherzigt legte er das Döschen und den winzigen Löffel in ihre Handtasche. »Ist durchaus möglich, daß Sie es gar nicht brauchen werden, wenn Sie die Gewißheit haben, sich jederzeit bedienen zu können.«
      »Stimmt.«
      Aber Felicity wußte jetzt schon, daß gar nichts auch nur annähernd okay sein würde. Angespannt und fassungslos betrachtete sie sich im Spiegel. Wie hatte das hier nur geschehen können? Sie hatte nur ein einziges Mal telefoniert. Diese simple Handlung und ihr Entschluß, die Einladung anzunehmen, hatten zu dieser kapriziösen und bizarren Metamorphose geführt. Sie konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, in

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