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Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod

Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod

Titel: Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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glaube, da wußte ich, daß es kein Zurück gab.
      Barnaby las noch an drei oder vier Stellen in der Saga herum. Tenor, Stil und Inhalt blieben immer gleich. Als er das Tagebuch schließen wollte, bemerkte er, das auf der Innenseite des Umschlagdeckels ein Foto klebte. Er reichte das Buch herüber und sagte: »Haben Sie das schon gesehen, Sir?«
      Reg streckte zögernd die Hand aus. Obwohl er zu Lebzeiten seiner Tochter nur zu gern alles über ihr Innerstes erfahren hätte, empfand er jetzt ein tiefes Unbehagen, auf diese Weise in ihre Privatsphäre einzudringen.
      »Es kommt mir nicht richtig vor.«
      »Wenn Sie nur einen Blick auf das Foto werfen würden.« Reg starrte auf das Bild, Augen und Mund vor Verblüffung weit aufgerissen. Er gab das Tagebuch zurück. »Das ist Alan.« Und als ob das einer weiteren Erklärung bedürfe, fügte er hinzu: »Aus dem Haus nebenan.« Mit steifen Beinen ging er zu Brendas Stuhl mit der hübschen Einlegearbeit aus Perlmutt und stützte sich auf die Lehne. »Was hat das zu bedeuten? Was schreibt sie denn da? Ich verstehe das nicht.«
      »Hier sind mehrere Begegnungen romantischer Natur beschrieben, Mr. Brockley. Man könnte vielleicht vom Anfang einer Liebesbeziehung sprechen.«
      »Mit Hollingsworth?«
      »Der Name ist nie voll ausgeschrieben.« Allerdings hoffte er, daß sich nach ausführlicherer Lektüre, das Gegenteil herausstellen würde. »Doch der Anfangsbuchstabe A. kommt öfter vor. Und das in Verbindung mit dem Foto...«
      »Aber wir kannten sie doch kaum. Das habe ich ihnen doch neulich erklärt.«
      »Das mag ja auf Sie und Ihre Frau zutreffen, aber...«
      »O Gott! Sie glauben doch nicht, es war Alan...« Regs Gesicht war vor Schmerz völlig verzerrt. »Könnte es sein, daß er sich deshalb das Leben genommen hat?«
      In diesem Augenblick erschien Audrey in der Tür, um zu sagen, daß Iris jetzt schlafe und daß Dr. Jennings gegangen sei, aber gleich am Morgen anrufen würde.
      »Mein kleines Mädchen«, jammerte Reg. »Brenda, o Brenda.«
      Audrey half ihm aufzustehen und überredete ihn, mit nach unten zu gehen. Als die beiden das Zimmer verließen, dachte Barnaby über Regs grauenhafte Vermutung nach. Bevor nicht der schuldige Autofahrer gefaßt war, würde niemand genau wissen, wann Brenda Brockley gestorben war. Selbst nach einer Autopsie blieb immer noch eine gewisse Unsicherheit. Doch wenn sie am vergangenen Montag vor halb elf Uhr abends getötet worden war, dann könnte Hollingsworth dafür verantwortlich gewesen sein. Schließlich war er um diese Zeit mit dem Auto unterwegs gewesen. Und unter günstigen Verkehrsverhältnissen könnte man durchaus in weniger als drei Stunden nach Heathrow und zurück fahren.
      Mittel und Gelegenheit waren also durchaus gegeben. Aber das Motiv? Das war ein echtes Problem. Barnaby konnte sich nur schwer vorstellen, daß Hollingsworth eine sexuelle Beziehung zu der Tochter der Brockleys gehabt hatte. Er vermutete, daß ihre heimlichen Aufzeichnungen ebenso ein Produkt der Phantasie waren wie die kitschigen Liebesromane auf dem kleinen Glasregal. Nicht daß es einer extrem häßlichen Frau nicht gelingen könnte, einen Mann in ihren Bann zu ziehen. In der Geschichte gab es zahlreiche Beispiele, die das Gegenteil bewiesen. Die Herzogin von Konstantinopel, die zahlreiche Liebhaber um sich sammelte, hatte angeblich Warzen auf der Nase, eine verzogene Schulter und einen Atem, mit dem sie den Bosporus hätte in Flammen setzen können.
      Doch in diesem speziellen Fall hier war Barnaby davon überzeugt, daß er recht hatte. Angesichts der Tatsache, daß Hollingsworth so besessen von seiner Frau gewesen war, erschien ein Interesse an einer anderen Frau einfach undenkbar. Aber wie hatte Brenda einen Einblick in das Eheleben nebenan bekommen können? Hatte sie, isoliert in ihrem tristen kleinen Zimmer, überhaupt etwas darüber gewußt?
      Gewillt, keine Möglichkeit von vornherein auszuschließen, zog Barnaby kurz die abwegige Idee in Betracht, daß die Tochter der Brockleys Simone entführt hatte. Bestimmt war sie eifersüchtig auf Simone gewesen, und hatte vielleicht sogar gewünscht, daß ihr was zustieß. Und daß sie damit Alan halb in den Wahnsinn hatte treiben wollen, war ebenfalls nicht völlig undenkbar. Unerwiderte Liebe konnte grausames und perverses Verhalten auslösen. Aber wann hätte sie die Zeit dazu gehabt? Falls die Gespräche, die er so bald wie möglich bei der Coalport

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