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Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod

Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod

Titel: Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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zurück. Über ihnen brauten sich Gewitterwolken zusammen. Als sie gerade an einem Friseur-und Massagesalon vorbeigingen, dem Cut and Come Again Salon, fielen die ersten Regentropfen. Die waren so schwer, daß dort, wo sie auf das Pflaster klatschten, winzige Staubwolken aufstoben.
      Der einzige Zugang zu der Wohnung über dem Waschsalon war eine schmutzige Außentreppe aus Eisen. Troy trat einige Apfelsinenkisten, vertrocknete Kohlstrünke und verfaultes Obst beiseite und stieg die Treppe hinauf. Er klopfte laut an die Tür von Nummer dreizehn, dann ging er mit dem Gesicht ganz nah an das einzige Fenster und versuchte hineinzusehen. Doch die gelblich grauen Vorhänge, die von Alter und Schmutz ganz steif waren, waren undurchdringlich. Während sie darauf warteten, daß etwas passierte, dachte Troy mit so heftigem Vergnügen, daß es beinahe weh tat, über seinen gerade errungenen Triumph nach.
      Während er zur Wache gefahren war, hatte er sich natürlich immer wieder vorgestellt, wie er den Zettel mit der Information überreichen würde, die er völlig aus eigener Initiative ausgegraben hatte (Mirandas Beitrag hatte er längst vergessen) und die dem Fall zum Durchbruch verhelfen würde.
      Zunächst hatte er vorgehabt, erst mal den Mund zu halten und dann die Information bei der Einsatzbesprechung um neun ganz lässig in die Runde zu werfen. Dann erwog er, sie an das Anschlagbrett zu hängen und abzuwarten, bis es jemandem auffiel. Oder sollte er ganz beiläufig eine Notiz auf den Schreibtisch vom Chef fallen lassen? Das könnte vielleicht nützlich sein, Sir.
      Schließlich wählte er natürlich keine von den drei Möglichkeiten, sondern lief mit dynamischen Schritten vom Parkplatz in das Polizeigebäude, steigerte sein Tempo noch auf dem Hauptflur und schoß mit einem lauten »Hey! Hey. Ratet mal, was ich hier hab?« in die Einsatzzentrale.
      Er würde nie ein gelassener Typ werden. Aber für einen Mann, der mit ganzer Seele nach Lob und Bewunderung gierte, hatte die Reaktion seiner Nachricht immer noch einen gewissen Glanz hinterlassen.
      Während er nun zum zweiten Mal fest an die schäbige Tür klopfte, spazierte Barnaby über den Balkon und schielte in die Fenster der übrigen drei winzigen Wohnungen. Nur die am weitesten von Nummer dreizehn entfernte schien ganz normal bewohnt zu sein. Die über dem Buchmacher war mit Schreibwaren, Gastronomiepackungen mit Teebeuteln und Nescafe und Türmen von eingeschweißten Styroporbechern vollgestopft. Die dritte war völlig leer.
      Troy hockte sich hin, hob die verkratzte Aluminiumklappe des Briefschlitzes und spähte hinein. Kein Anzeichen von menschlichem Leben. »Da ist niemand, Chef.«
      Troy war enttäuscht. Er hatte sich ein ganz anderes Szenario vorgestellt. Sarah Lawson würde öffnen und dann -völlig überrascht und entsetzt, daß man sie gefunden hatte - einen Fluchtversuch machen. Oder sie würde versuchen, ihnen die Tür vor der Nase zuzuknallen. In beiden Fällen hätte Sergeant Troy kein Problem gehabt, sie zur Vernunft zu bringen.
      »Keine Sorge.« Barnaby stützte die Ellbogen auf die hüfthohe Brüstung und ließ sich genüßlich den Regen ins Gesicht tropfen. »Sie kommt schon wieder.« Er hatte sich an diesem Morgen noch nicht mal die Mühe gemacht, einen Durchsuchungsbefehl zu besorgen. Die Frau festzunehmen war das einzige, was im Moment zählte. Diese Wohnung und das Bay Tree Cottage könnten morgen oder übermorgen oder sonstwann durchsucht werden. »Hier gegenüber ist ein Kebab-Laden. Kommen Sie, gehen wir was trinken. Wir können auch von dort die Wohnung im Auge behalten.«
      Doch dann kamen sie nicht mal dazu, ihre Bestellung zu machen. Sie hatten sich nämlich kaum gesetzt, da sahen sie ihr Opfer gemütlich auf der gegenüberliegenden Straßenseite herannahen.
      »Holen Sie das Auto«, sagte Barnaby.
     
    Das Vernehmungszimmer im Erdgeschoß des Polizeigebäudes hatte zwar keine Fenster, wurde aber von zwei Neonröhren hell erleuchtet. Die Wände bestanden aus perforierten Gipskartonplatten, die Stühle hatten Stoffsitze und gepolsterte Armlehnen, der Tisch war hellgrau. Funktional, aber nicht bedrohlich. Abgesehen davon, daß dieser Raum ohne Tageslicht auskam, gab es dort eigentlich nichts, das Unbehagen, geschweige denn Verzweiflung hätte auslösen können.
      Doch Sarah Lawson zeigte von dem Augenblick an, wo sie hereingeführt wurde, Symptome tiefster Beklemmung. Barnaby erkannte, daß das an dem

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