Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod
will dieses Schönheitsbuch von Joan Collins. Ich habe zu ihr gesagt, >Maureen, wenn jeder so aussehen könnte wie Joan Collins, bloß wenn man ihr Buch liest, dann wär Joan Collins ’nen Scheiß wert...<«
»Das kam sicher gut an.«
»Und die Alte ist kein Problem.« Das war schon immer so gewesen. Mrs. Troy war selbst von der kleinsten Aufmerksamkeit, die ihre Kinder ihr erwiesen, stets überwältigt. Oder über jede Art von Freundlichkeit, die man ihr entgegenbrachte. Selbstbewußtsein war nicht gerade ihre starke Seite.
In diesem Jahr wollte Troy ihr das Video von Martin Chuzzlewit schenken. Er selbst hatte mindestens die Hälfte der Folgen verpaßt und hätte somit die Gelegenheit, das aufzuholen. Der Sergeant hatte was für gute Kostümfilme übrig. Geschnürte Stiefel, Rüschenhauben und gepuderte Perücken. Und dann gab’s da ja auch noch die Pferde.
Troy wartete umsonst auf ein anerkennendes Lachen für diese witzige Bemerkung. Der Boss wirkte zerstreut und das blieb auch den restlichen Tag so.
Die Leute, die zum Blackthorn College geschickt worden waren, erschienen pünktlich zur Besprechung um halb sechs in der Einsatzzentrale. Die gute Nachricht war, daß alle Lehrer ebenso wie die Schüler einen Ausweis mit Foto bekamen. Von dem Streifen mit vier Fotos, den Sarah Lawson abgegeben hatte, war nur eins gebraucht worden. Der Rest befand sich noch in ihrer Akte im Büro und war bereitwillig ausgehändigt worden. Die schlechte Nachricht war, daß es sonst nichts weiter zu berichten gab.
Die Polizei hatte sämtliche Teilnehmer ihres Kurses befragt, aber lediglich erfahren, daß die Dozentin sich stark absonderte. Während der Teepause blieb sie meistens im Unterrichtsraum. Man hatte allgemein das Gefühl, daß Sarah die Leute zwar ermutigte und offenkundig an ihren Bemühungen interessiert war, persönlich jedoch strikt auf Distanz hielt.
Über Simone war sich die Gruppe ebenfalls einig. Hübsch anzusehen, und außerdem war sie sehr beliebt gewesen. Freundlich und immer zu einem Plausch bereit, auch wenn sie kaum etwas von sich erzählte. Häufig hatte sie im Unterricht gelacht oder getuschelt, was manchmal etwas störend war. Miss Lawson hatte sie dann ermahnt. Alle bedauerten, daß sie nicht mehr erschienen war.
Die Verwaltung und die übrigen Dozenten konnten ebenfalls nicht weiterhelfen. Da Sarah nur einen Nachmittagskurs pro Woche gegeben hatte, war sie selten im Lehrerzimmer gewesen. Nach ihrem letzten Telefonanruf befragt, erklärte die Frau, die ihn entgegengenommen hatte, Sarah habe gesagt, sie sei von einer Trittleiter gefallen und könne deshalb für den Rest des Trimesters nicht unterrichten. Sie hätte sich einen Arm übel verstaucht und die Schulter ausgerenkt. Nein, besonders deprimiert habe sie sich nicht angehört. Sie hätte in ihrer üblichen unterkühlten Art geredet.
»Wunderbar«, sagte Barnaby, nachdem er sich das alles angehört hatte. »Das war so gut wie nichts. Was bleibt uns also?«
Alle Anwesenden wurden von seinem Pessimismus angesteckt, und da sie erkannten, daß die Frage eh rhetorisch gemeint war, schwiegen sie. Schließlich wagte Sergeant Brierley eine tröstende Bemerkung.
»Zumindest haben wir jetzt ein Foto von Lawson. Wenn man das in Umlauf bringt, muß sie doch irgendwer sehen.«
»Wie bei Mrs. Hollingsworth?«
»Bei allem Respekt, Sir, Mrs. Hollingsworth wurde mit Absicht versteckt.«
Barnabys Miene hellte sich nicht auf. Es war jetzt sechs Uhr durch, und Überstunden lagen keine an. Im Gegenteil, es gab so wenig zu überprüfen, weiterzuverfolgen oder zu recherchieren, daß die nächste Schicht eindeutig überbesetzt sein würde.
Alle begannen, ihre Sachen zusammenzupacken. Barnabys Telefon klingelte, der Direktanschluß des Chefs. Er wartete schon die ganze Zeit auf einen Anruf der Spurensicherung von Heathrow. Die hatten nämlich Hollingsworths Auto untersucht, in der Hoffnung einen eindeutigen Beweis zu finden, daß Brenda Brockley durch dieses Fahrzeug zu Tode gekommen war. Aber es war nicht die Spurensicherung von Heathrow.
Barnaby drehte den anderen den Rücken zu, murmelte etwas in den Hörer und verließ den Raum. Er ging zum Aufzug und drückte den Knopf für die nächst höhere Etage.
Troy, der ihm in respektvollem Abstand gefolgt war, wußte, was das zu bedeuten hatte. Also ging er nicht mit den anderen nach Hause, sondern lungerte neben der Aufzugtür herum und tat so, als
Weitere Kostenlose Bücher