Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod
gehalten.«
»Nein.«
»Auf jemand gewartet?«
»Sie irren sich.«
»Na schön.« Es hatte keinen Sinn, Zeit zu verschwenden, indem man etwas zu beweisen versuchte, das nicht zu beweisen war. »Dann wollen wir uns jetzt, wenn’s Ihnen recht ist, über Ihren Unfall unterhalten, Miss Lawson?«
»Was für einen...« Sie unterbrach sich eine Sekunde zu spät.
»Genau«, sagte Barnaby und wartete.
»Ich brauchte eine Pause vom Unterrichten. Ehrlich gesagt, ich war einfach nur ein bißchen erschöpft, aber ich glaube nicht, daß das College das sehr wohlwollend als Entschuldigung anerkannt hätte.«
»Sind Sie krank?« fragte der Chief Inspector.
»Nein, wieso?«
»Ich würde meinen, daß drei Stunden Unterricht pro Woche nicht besonders anstrengend sind.«
»Vielleicht haben Sie sich anderweitig betätigt?« Troys höflicher Tonfall konnte nicht die Spitze in seinen Worten verbergen, und sollte es auch nicht. »Privatstunden oder so.«
»Hören Sie.« Ihr Blick war jetzt ganz auf die Tischplatte fixiert, wo sie einen schmalen Staubstreifen mit dem Zeigefinger der linken Hand hin und her schob. »Sie haben gesagt..., Sie...«
Barnaby beugte sich leicht besorgt vor. Ihr Mund öffnete und schloß sich rasch, wie bei einem Fisch, der nach Luft schnappte. Der Chief Inspector wollte ihr erneut ein Glas Wasser anbieten, da fing sie an, sich z\i wiederholen.
»Gesagt. Sie haben gesagt. Wir könnten nach oben gehen. In den fünften Stock.«
»Nach der Vernehmung.«
»Ich kann hier nicht atmen.«
»Sergeant, machen Sie die Tür auf.«
Troy gehorchte widerwillig. Er hielt nichts davon, den Launen der Verdächtigen nachzugeben. Die hatten eh schon genug Rechte mit den ganzen Sozialdiensten und der Hälfte der Anwaltschaft, die auf ihrer Seite stand.
»Sie verstehen das nicht. Das liegt nicht an Sauerstoffmangel.« Troy schloß die Tür wieder. »Sondern daran, daß hier kein Tageslicht ist.«
»Nur noch ein paar Fragen.«
»Tut mir leid. Ich muß raus!«
»Es dauert nicht mehr lange.«
»Ich muß zur Toilette.«
»In Ordnung.« Obwohl das eindeutig ein spontaner Einfall war, konnte Barnaby ihren Wunsch nicht ablehnen. »Würden Sie bitte jemanden holen, Gavin?« Er nannte die Uhrzeit und hielt das Band an.
Als die Polizistin hereinkam, winkte der Chief Inspector sie zu sich und sagte: »Ich glaube, Sie sollten noch eine Kollegin mitnehmen.«
»Sie glauben doch nicht etwa, daß die Lawson abzuhauen versucht?« fragte Sergeant Troy, nachdem die beiden Frauen den Raum verlassen hatten.
»Deswegen mache ich mir keine Sorgen.«
Obwohl die Toilette nicht weit entfernt war, vergingen zehn Minuten, bevor man aufgeregte Stimmen auf dem Flur hörte. Schließlich wurde Sarah Lawson mehr oder weniger unfreiwillig in das Vernehmungszimmer zurückgebracht.
»Tut mir leid, daß es so lange gedauert hat, Sir. Es war alles ein bißchen mühsam.«
»Ich versuche ja wirklich, geduldig zu sein, Miss Lawson«, sagte Barnaby, nachdem Sarah sich wieder hingesetzt hatte, »aber Sie machen es uns nicht gerade leicht.«
»Tut mir...«
»Je kooperativer Sie sich zeigen, desto schneller bringen wir das Ganze hinter uns. Und das wollen wir doch beide, oder etwa nicht?«
Sarah nickte. Die Unterbrechung hatte ihr offenbar alles andere als gutgetan. Jetzt zitterte sie an Armen und Beinen, und ihre Lippen bebten.
»Ich möchte Sie jetzt nach Ihrer Beziehung zu Gray Patterson befragen. Sind Sie Freunde oder ist es mehr?«
»Freunde.«
»Enge Freunde?«
»Absolut nicht. Die Beziehung ist ganz nachbarschaftlich.«
»Haben Sie sich in irgendeiner Weise mit ihm verschworen, um die Entführung von Simone Hollingsworth und die anschließende Lösegeldforderung in die Wege zu leiten?«
»Nein!«
»Hat er je mit Ihnen über eine solche Möglichkeit geredet?«
»Niemals.«
»Hat er von Rache gesprochen? Von einer Möglichkeit, seinen Anteil wiederzubekommen, um den Hollingsworth ihn betrogen hat?«
»Nein.«
»Worüber haben Sie denn geredet, wenn Sie sich getroffen haben?«
»Über nichts. Alltägliche Banalitäten.«
»Wie gut haben Sie Alan Hollingsworth gekannt?«
»Was?« Sie starrte ihn fasziniert und verwundert an.
»Die Frage war«, blaffte Troy, »wie...«
»Das haben Sie mich doch schon gefragt! Und ich hab es beantwortet!
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