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Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod

Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod

Titel: Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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und verhedderten Aubretien tauchten bereits Disteln auf. Und der Ziertabak, der in Töpfen auf der Eingangsstufe stand, wirkte ein wenig vertrocknet.
      Als er keine Klingel fand, kombinierte Constable Perrot messerscharf und klopfte mit dem Messingschwanz der Meerjungfrau. Ihm fiel auf, daß die Vorhänge noch zugezogen waren. Für den Fall, daß Hollingsworth noch schlief, wartete er einige Minuten und klopfte dann erneut.
      In der Gasse vor dem Haus zog eine Frau ein plärrendes Kind hinter sich her. Plötzlich zeigte sie auf den Constable und erklärte dem Kleinen, wenn er nicht endlich seine verdammte Klappe hielte, würde der große Polizist ihn mitnehmen, einsperren und den Schlüssel ins Klo schmeißen. PC Perrot seufzte. Was nützten all seine Besuche in den Grundschulen, wenn solche Eltern alles zunichte machten? Kein Wunder, daß manche Kinder davonrasten, wenn sie ihn kommen sahen.
      Perrot, dem selbst in seiner Sommeruniform aus blauer Baumwolle warm war, krempelte die Hemdsärmel hoch und wischte sich die Stirn mit einem Taschentuch. Dann bückte er sich zum Briefschlitz hinunter, hob die Klappe und schielte hinein.
      Er konnte die Treppe und den Dielenboden sehen, auf dem einige Briefe und eine Werbezeitung lagen. Am anderen Ende der Diele war eine geschlossene Tür, die, wie Perrot vermutete, in die Küche führte. Eine zweite Tür stand einen Spalt offen. Indem er den Kopf schräg legte und seine Wange fest gegen das kalte Metall drückte, konnte der Polizist ein Stück Teppichboden, einen Teil von einem Tisch, eine Sessellehne und ein Paar Lederpantoffeln sehen, in denen Füße steckten.
      Er hielt den Mund an den Schlitz und rief: »Mr. Hollingsworth?« Kam sich dabei allerdings reichlich blöde vor. »Ich kann Sie übrigens, ähm, sehen, Sir«, fügte er hinzu.
      »Würden Sie bitte zur Tür kommen? Constable Perrot, Thames Valley Police.« PC Perrot richtete sich auf und wartete. Ein hoher Jaulton ließ ihn herumfahren. Am Tor stand ein etwa achtjähriger Junge. Er lehnte gegen ein Motorrad und hatte einen Hund an einer kurzen Schnur. Der Polizist hob lächelnd die Hand. Der Hund gähnte erneut, und der Junge starrte ihn an, ohne eine Miene zu verziehen.
      PC Perrot ließ noch einmal die Meerjungfrau gegen die Tür knallen. Ihm wurde die ganze Situation immer unangenehmer, und er fragte sich, ob er riskieren sollte, sich gewaltsam Einlaß zu verschaffen. Nervös ging er die Umstände durch, in denen eine solche Maßnahme gerechtfertigt war. Unmittelbare Verfolgung eines Verbrechers, Verhinderung einer öffentlichen Ruhestörung oder Schutz von Personen. Es könnte ja sein, daß jemand bewußtlos ist oder ärztliche Hilfe braucht. Er hatte den Eindruck, daß letzteres durchaus zutreffen könnte.
      Er appellierte ein letztes Mal an die Füße, von denen er annahm, daß sie dem Besitzer des Hauses gehörten. Diesmal blieb er, um sich nicht völlig vor den Nachbarn zum Affen zu machen, aufrecht stehen und sprach sehr laut gegen die dicke Glasscheibe.
      »Ich werde mir gleich gewaltsam Einlaß verschaffen und Ihre Tür eintreten. Wenn Sie vielleicht...«
      Im Haus war ein dumpfer Aufprall zu hören, dann zeichnete sich eine dunkle Gestalt hinter der Scheibe ab. Unter Flüchen und Verwünschungen wurde wild mit der Sicherheitskette hantiert. Zwei Riegel; ein Zusatzschloß. Die flog auf. Das Wesen auf der Schwelle brüllte »Um Himmels willen!« in das Gesicht des verblüfften Polizisten, dann wurde er hineingezerrt, und die Haustür knallte zu.
      Drinnen war die Luft erdrückend stickig. Perrot brach sofort der Schweiß aus, und ihm wurde leicht übel. Er drückte seinen Helm, den er unter dem Arm hielt, fester an sich und versuchte, nicht zu tief einzuatmen. Der Mann brüllte ihn schon wieder an.
      »Was zum Teufel wollen Sie hier?«
      »Mr. Hollingsworth?«
      Der Mann sagte noch einmal »Um Himmels willen«, dann drehte er sich um und stolperte davon. Einen Augenblick fürchtete Constable Perrot, er würde gegen den Rahmen der Wohnzimmertür knallen, doch statt dessen schlurfte er auf einen Sessel zu. Vom Standort her mußte es sich um den Sessel handeln, in dem Hollingsworth gesessen hatte, als Perrot seine Pantoffeln durch den Briefschlitz gesehen hatte. Das Polster war tief und breit eingedrückt, als ob dort ein größeres Tier längere Zeit zusammengerollt gelegen hätte. Hollingsworth erreichte den Sessel, blickte ein-, zweimal vage um sich, als sei er

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