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Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod

Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod

Titel: Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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zu helfen, Sir, muß ich Sie leider bitten, mit zur Polizei...«
      »Ich geh hier nicht raus!« Hollingsworth sprang auf und klammerte sich an den Sessel, als erwarte er, mit Gewalt aus dem Zimmer geschleppt zu werden. »Ich kann das Haus nicht verlassen!«
      »Beruhigen Sie sich doch bitte, Mr. Hollingsworth. Das ist wirklich eine reine Routineangelegenheit. Nichts, worüber man sich aufregen müßte.« Doch selbst Perrot, dessen Phantasielosigkeit an Phlegma grenzte, wußte, daß das wohl nicht stimmte. Das Verfahren mochte zwar routinemäßig sein, doch die Situation, dessen war er sich sicher, würde sich als äußerst ungewöhnlich erweisen. Er klappte sein Notizbuch auf, drückte auf den Kuli und lächelte ermutigend. »Gehe ich also recht in der Annahme, daß Ihre Frau zu Besuch bei ihrer Mutter ist?«
      »Ja.«
      »Könnten Sie mir bitte die Adresse geben?«
      »Wozu?«
      »Nur damit wir uns überzeugen können, wo sie sich aufhält, Mr. Hollingsworth.«
      »Ich versichere Ihnen, daß das nicht nötig ist.«
      Constable Perrot wartete ungeduldig mit gezücktem Stift. Da es offensichtlich nicht weitergehen würde, bevor er eine befriedigende Antwort gab, lehnte Hollingsworth sich plötzlich zu dem Polizisten herüber, der sich zwingen mußte, nicht zurückzuweichen.
      »Hören Sie, ist das alles rein vertraulich?«
      »Selbstverständlich, Sir. Selbst wenn ich mich entschließe, einen Bericht zu schreiben«, er hoffte, daß Hollingsworth nicht merkte, daß das unvermeidlich war, »bliebe es eine reine Polizeiangelegenheit. Es sei denn, natürlich, daß zusätzliche Umstände eine andere Vorgehensweise notwendig machen würden.«
      »Meine Frau hat gar keine Mutter mehr. Der Pfarrer kam vorbei und hat nach ihr gefragt. Er war ziemlich hartnäckig - Sie wissen schon, wie diese gläubigen Menschen sind.«
      PC Perrot, der zwangsläufig mehr Erfahrung mit weniger frommen Menschen hatte, nickte freundlich.
      »Ich hab das erstbeste gesagt, was mir einfiel, um ihn loszuwerden. Doch in Wahrheit«, an dieser Stelle versagte seine Stimme, und Perrot hatte den Eindruck, daß er sich bemühte, nicht zu weinen, »hat sie mich verlassen.«
      »Das tut mir sehr leid, Mr. Hollingsworth.« Und das tat es wirklich. Colin Perrot, der mit seiner familiären Situation äußerst zufrieden war - eine nette, hübsche Frau, eine wunderbare Tochter im Teenageralter und zwei lebhafte Söhne - konnte für einen kurzen Moment den Schmerz nachempfinden, den die erbärmliche Gestalt vor ihm empfand. Kein Wunder, daß der Mann fluchte und trank und sich wie ein Wahnsinniger aufführte. Ganz unwillkürlich wanderten die Finger des Polizisten zum Rahmen seines Stuhles und klopften leise gegen das Holz.
      »Und bevor Sie fragen, ich habe keine Adresse.«
      »Wie lange ist Mrs. Hollingsworth schon fort?«
      »Weiß ich nicht genau.« Als er Perrots ungläubigen Blick bemerkte, fügte er hinzu: »Die Tage und Nächte scheinen einfach ineinanderzufließen. Seit drei Tagen, vielleicht vier.«
      »Könnten Sie das nicht ein bißchen genauer sagen, Mr. Hollingsworth?«
      »Gott, ich versuche das zu vergessen, Mann! Nicht darüber nachzudenken.«
      »Hat Sie sich gemeldet?«
      »Nein.«
      »Sie haben also keine Ahnung, wo sie ist?«
      »Kann ich ja wohl nicht, oder?«
      »Hat Sie eine Nachricht hinterlassen?«
      »Auf meinem Anrufbeantworter. Und bevor Sie fragen, ich hab sie gelöscht.«
      Wie praktisch, dachte PC Perrot. Er war selbst verblüfft über seine plötzliche zynische Anwandlung und fragte sich, was sie wohl hervorgerufen haben mochte. Vielleicht der Gedanke, daß Hollingsworth, wenn er seine Frau denn so schrecklich liebte, doch sicher den Klang ihrer Stimme hätte aufbewahren wollen.
      »In welcher Verfassung war sie, als Sie sie das letzte Mal gesehen haben?«
      »So wie immer.«
      »Haben Sie eine Ahnung, warum sie Sie verlassen hat?«
      Hollingsworth schüttelte den Kopf. Das heißt, er wiegte ihn mit den Händen von einer Seite zur anderen.
      »Ist ein anderer Mann im Spiel? Eine Affäre?«
      »Das kann ich mir kaum vorstellen, und zwar nicht nur aus Gründen der Eitelkeit. Wo hätten sie sich denn kennenlernen sollen? Sie ist nie ohne mich irgendwohin gegangen. Und die Chance, in so einem kleinen Ort eine Affäre geheimzuhalten, sind praktisch gleich Null.«
      »Da haben Sie recht, Sir.« Wahrheitsgemäß hätte er hinzufügen

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