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Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod

Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod

Titel: Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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bezeichnete.
      »Ich muß ständig an diese furchtbare Geschichte letztes Jahr in Gloucester denken.«
      »O nein!« jammerte Iris. Ihre Hände, die an zwei kleine rosa Teigklumpen erinnerten, schlossen sich zusammen und wurden zu einem großen rosa Klumpen. Ihr Gesicht glühte vor innerer Aufregung. Ein rascher Wechsel von Sorge, Freude, Erregung und Furcht. »Aber sie ist doch schon seit vier Tagen verschwunden. Er hätte sie sicher...« Iris zögerte, weil sie das Wort »beerdigt« nicht über die Lippen brachte. Beseitigt klang abwertend, als ob Simone kein menschliches Wesen wäre. Versteckt unterstellte Alan Dummheit. Verbuddelt klang zu locker, als ob man die ganze furchtbare Angelegenheit auf ein makabres Spiel reduzieren wollte. Iris beschloß, sich nicht festzulegen, und endete mit einem lahmen »inzwischen«.
      In diesem Augenblick kam Brenda von der Arbeit. Nachdem sie ihr Waschzeremoniell beendet hatte und endlich am Tisch saß, wo sie eine gute Tasse Tee kalt werden ließ und die Zwiebeln aus ihrer Pastete pulte, stahl Reg sich aus dem Zimmer.
      Die Tür zum Zimmer seiner Tochter stand einen Spalt offen. Er stieß sie gerade weit genug auf, um hineinzukommen. Zum Glück quietschte sie nicht. Auf Zehenspitzen schlich er zum größeren der beiden Fenster, das auf den Garten hinausging. Von dort konnte er das Loch sehr deutlich sehen. Soweit er das beurteilen konnte, schien es einen Umfang von etwa einem Meter zu haben und einen halben Meter tief zu sein, also bei weitem nicht groß genug für eine Leiche, selbst wenn man sie eng zusammenrollte. Andererseits war Hollingsworth offensichtlich noch nicht fertig mit dem Graben, denn der Spaten steckte noch im Boden.
      Reg, der seine Gartengeräte immer mit Zeitungspapier saubermachte, bevor er sie an die entsprechend beschrifteten Haken hing, stieß einige mißbilligende Laute aus. Zwar hätte Reg eine derartige Unterstellung empört zurückgewiesen, tatsächlich regte ihn diese Schlampigkeit aber mehr auf, als die Tatsache, daß Alan möglicherweise seine Angetraute dort vergrub.
      Dann tauchte der Mann selbst auf. Plötzlich war er da und stand auf der Terrasse. Reg sprang zurück. Kurz darauf hörte er, wie der Spaten gegen etwas kratzte und klopfte, dann ertönten mehrere laute Schläge, als ob der Boden glatt gehauen wurde. Er riskierte einen Blick um den Vorhang und sah, daß das Loch wieder zugemacht wurde.
      Reg huschte davon und bemühte sich, die Tür im gleichen Winkel offen zu lassen, wie er sie vorgefunden hatte.
      Als er sich wieder hinsetzte, zog Iris ihre feinen Augenbrauen hoch und deutete auf das Essen, das noch auf dem Tisch stand.
      »Sie hat kaum was zu sich genommen.« Iris kratzte die Reste von Brendas Abendessen in eine Schüssel mit der Aufschrift HUND.
      »Also, Iris, ich hab mir das...«
      »Ich hab ihr erzählt, daß er gegraben hat und daß er das noch nie getan hat. Da hat sie in dieser kühlen Art, die sie in letzter Zeit an sich hat, gesagt: >Ein Mensch kann sich doch wohl ändern, Mutter.< Da ist er nicht der einzige, hab ich mir gedacht.«
      »Hörst du mir überhaupt zu?«
      »Natürlich tu ich das. Bloß weil ich rede, heißt das ja nicht, daß ich nicht zuhöre.«
      »Ich würde sagen, das Loch war so groß, daß man bequem einen Karteikasten darin unterbringen könnte.«
      »Das ist ja prima.«
      »Allerdings sieht die Situation jetzt schon wieder etwas anders aus...«
      Brenda saß im Wohnzimmer auf dem Sofa. Nach außen hin ganz auf die Sendung Watchdog konzentriert, war sie in Wirklichkeit völlig mit ihrem eigenen Elend beschäftigt. Sie hörte die Stimmen ihrer Eltern, aber nur von ferne, wie Wellen, die an einen Strand plätschern. Beim bloßen Gedanken an Alan Hollingsworth von Gewissensqualen überwältigt, starrte sie auf den Bildschirm, ohne die alltäglichen Geschichten von betrügerischen Menschen und ihren einfallsreichen Schwindeleien wahrzunehmen.
      Seit dem schrecklichen Augenblick, als sich ihre Blicke durch die Scheibe ihres Schlafzimmerfensters trafen, hatte sie nicht eine Sekunde ihre Gedanken von ihm wenden können. Ihre Arbeit hatte bereits darunter gelitten. Als man sie am Morgen gebeten hatte, einen der Schalter zu übernehmen, eine seltene und ihr eher unangenehme Ehre, war sie so sehr in das Gewirr ihrer selbstquälerischen Gedanken vertieft gewesen, daß sie noch nicht mal die mitfühlenden -oder angewiderten - Blicke registrierte, die ihr

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