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Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod

Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod

Titel: Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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seinem gut gewölbten Bauch verschränkt hatte und den Blick gesenkt hielt, spürte Barnaby, daß der Pfarrer etwas entschieden Weltliches an sich hatte. Sein Gesicht war gerötet und von lockigem kastanienbraunem Haar eingerahmt, das ihm bis auf den Kragen reichte. Er hätte einem dieser typischen Gemälde aus dem 19. Jahrhundert entsprungen sein können, auf dem zwei vergnügte, trinkfreudige Kardinäle abgebildet sind.
      »Hallo«, sagte Reverend Bream. Er lächelte und zeigte seine strahlend weißen Zähne. »Sind Sie nicht ein Angehöriger unserer hervorragenden Polizei?«
      »Das ist richtig, Sir. Detective Chief Inspector Barnaby.«
      »Es geht um Nightingales, nicht wahr?« Als Barnaby nickte, fügte der Reverend hinzu: »Eine traurige Sache. Der arme Alan.«
      »Haben Sie die Hollingsworths überhaupt gekannt?«
      »Simone ein wenig. Sie war in meiner Glockenläut-gruppe. Mit ihrem Mann habe ich nur ein einziges Mal gesprochen, und zwar an dem Tag, an dem sie verschwunden war. Simone war nicht zur Probe erschienen, deshalb bin ich vorbeigegangen, um nach ihr zu sehen.«
      Barnaby deutete auf eine rustikale Bank. »Können wir uns vielleicht einen Augenblick setzen?«
      »Tja, ich wollt gerade nach Hellions Wychwood zu einer Taufe.«
      »Es dauert nicht lange. Oder wir treffen uns nachher.«
      »Ach, es wird schon gehen.« Der Pfarrer sah auf seine Uhr. »Normalerweise bin ich immer eine Viertelstunde vorher da, aber die Leute kommen bestimmt zu spät. Das tun sie bei Hochzeiten und Taufen immer. Bei Beerdigungen nie. Da können sie’s nicht abwarten, sich von dem Toten zu verabschieden und in ihre Kneipe zurückzukehren.«
      »Kannten Sie Mrs. Hollingsworth gut?« fragte der Chief Inspector, nachdem sie sich gesetzt hatten.
      »Eigentlich nicht. Sie kam zu ein paar Treffen, blieb dann mehrere Male weg und kam dann wieder zurück. Sie war aber nur mit halbem Herzen bei der Sache und suchte einfach was zu tun, nehm ich an.«
      »Sie haben sich nicht mal aus irgendeinem Grund mit ihr unterhalten? Außer bei den Läutproben?«
      »Du lieber Himmel, nein.« Er lachte, dann blickte er kurz nach oben, als wolle er sich nachträglich für seinen unschuldigen Ausruf die Absolution erteilen lassen. »Die Hollingsworths waren beide keine Kirchgänger. Aber wer ist das heutzutage schon noch? Die meisten brauchen doch nur noch den entsprechenden Rahmen für das Hochzeitsvideo.«
      Reverend Bream sagte das keineswegs in beißendem Tonfall. Er schien mit dieser Art von Mißachtung ganz gut leben zu können. Vielleicht fand er, wie seine rote Gesichtsfarbe andeutete, Trost in dem ein oder anderen Glas Bordeaux. Ein bißchen Wein für den Magen. Barnaby fand ihn immer sympathischer.
      »Was hielten Sie von ihr?«
      »Von Simone? Ein bißchen dumm - nein, tut mir leid. Das war nicht nett. Ein besseres Wort wäre wohl arglos. Oder naiv. Man hatte den Eindruck, sie würde alles glauben, was man sagte. Sanftmütig, soweit sich das beurteilen läßt. Ziemlich klein, gerade mal einsfünfzig, würd ich sagen, und sehr zierlich. Kleine Hände und Füße. Blonde Haare und eine wunderbare Haut. Bemerkenswert hübsch.«
      Ein weiterer Romanschriftsteller. Sie waren überall. Barnaby fragte den Pfarrer, ob er sich erinnern könne, wann er bei den Hollingsworths vorbeigeschaut hatte.
      »Gegen sechs, gleich nachdem wir fertig waren. Ich hab mehrmals geklopft, nicht nachgelassen, weil Alans Auto dastand. Schließlich hat er die Tür geöffnet. Er sah furchtbar aus.«
      »Sie meinen krank?« Der Chief Inspector erinnerte sich, daß Perrot was von Abschiedsworten auf Hollingsworths Anrufbeantworter erwähnt hatte. Das hörte sich ja so an, als hätte er die Nachricht zu diesem Zeitpunkt bereits entdeckt gehabt.
      »Völlig verzweifelt, würd ich sagen. Er konnte kaum zusammenhängend reden. Obwohl er mich nicht dazu aufgefordert hat, bin ich hineingegangen. Manchmal muß man sich einfach über gute Manieren hinwegsetzen. Hab ihn gefragt, ob ich was für ihn tun könnte. Ob es Mrs. Hollingsworth gutginge. Er hat gesagt, sie wäre zu ihrer Mutter gefahren, weil die einen Schlaganfall gehabt hätte. Und bevor er zu Ende gesprochen hatte, da stand ich auch schon wieder vor der Tür.«
      »Sie haben nicht noch mal vorbeigeschaut?«
      »Schien mir nicht sehr sinnvoll, da er mich beim ersten Mal schon so offenkundig nicht dahaben wollte. Ich hab Evadne davon erzählt, und sie hat

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