Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod
schön und hatte einen außergewöhnlichen Verschluß, ein Paar ziselierter silberner Schwäne, die von einem Magnet zusammengehalten wurden. Der Käufer hatte speziell nach diesem Stück gefragt und gar nichts anderes sehen wollen. Nachdem man geprüft hatte, ob der Scheck gedeckt war, war das Kollier ins Etui verpackt und ausgehändigt worden.
»Ich fragte den Kunden, ob er das Schmuckstück für die Heimreise versichern lassen wolle - doch er lehnte ab«, fuhr Mr. Milritch fort. »Wir boten ihm Tee an - ich nahm an, daß er auf einen Wagen warten würde -, doch er steckte das Kollier einfach in die Aktentasche und ging. Ich beobachtete, wie er vom Bürgersteig aus ein Taxi anhielt, und muß sagen, daß mir das Herz bis zum Hals schlug, bis er sicher drinnen war. Zweihunderttausend Pfund ist eine Menge, um sie auf einer großen belebten Straße in London einfach so locker am Handgelenk zu schwingen.«
»Das ist es in der Tat«, sagte Barnaby. »Sie würden Mr. Hollingsworth doch bestimmt wiedererkennen, Sir?«
»Ich glaube ja.«
»Wir schicken Ihnen ein Foto. Wenn Sie so freundlich wären, uns anzurufen, ob das der fragliche Mann ist.« Barnaby notierte die Faxnummer und fragte dabei: »War er früher schon mal in Ihrem Laden?«
Vom anderen Ende der Leitung kam ein leises Zischen, das sich als das Ende dieser recht kurzen Entende cordial erwies. Barnaby, der zunächst den Grund dafür nicht verstand, wurde rasch belehrt.
»Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, ihn schon mal in unseren Ausstellungsräumen gesehen zu haben.« Laden? Laden!
»Doch wenn das Foto eintrifft, werde ich es gerne meinen Kollegen zeigen, wenn Sie das für hilfreich halten.«
Barnaby versicherte ihm, daß er das tue. »Ich frage deshalb, weil es doch sicher ungewöhnlich ist, daß jemand etwas so Teures kauft, nachdem er nur einen Blick darauf geworfen hat.«
»Oh, wir erleben eine Menge Spontankäufe«, sagte Mr. Milritch fröhlich, als ginge es nur um eine Schachtel Streichhölzer. »Außerdem heißt das ja nicht, daß die Person, für die das Schmuckstück gekauft wurde, es nicht vorher schon gesehen hatte. Sie könnte sich bereits mehrmals hier umgesehen haben, und sich die Dinge, die ihr gefallen, ausgesucht haben. Die Damen haben nämlich viel Zeit, müssen Sie wissen.«
Barnaby beschloß, zusätzlich ein Foto von Simone zu faxen, wenn auch ohne große Hoffnung auf Erfolg. Natürlich hätte sie genügend Zeit gehabt, sich umzusehen und Sachen auszusuchen. Doch er bezweifelte, daß Alan sie dazu lange genug von der Leine gelassen hatte. Er wollte gerade Mr. Milritch für seine Hilfe danken und das Gespräch beenden, als sich der Verkäufer noch einmal zu Wort meldete.
»Natürlich könnte sie auch ein Foto von dem Kollier gesehen haben. In Harpers.«
»Wo?«
»In dieser Zeitschrift, Harpers and Queen. Eine ganze Seite. In der Februarausgabe. Es sah atemberaubend aus. Wir hatten sehr viele Anfragen. »Nichts«, schloß Mr. Milrich in entschiedenem Ton, »kann das weibliche Interesse mehr erregen als ein gut geschliffener Diamant.«
»Also immer noch >a girl’s best friend« Für diese leichtfertige Bemerkung erntete Barnaby ein weiteres eisiges Schweigen. Er dankte Mr. Milritch und hängte ein.
'Der Chief Inspector dachte immer noch über dieses Gespräch nach, als Sergeant Troy von der Toilette kam, dem einzigen Ort, an dem Rauchen noch erlaubt war. Mit ihm breitete sich der Geruch von stark teerhaltigem Tabak im Raum aus. Feinster Virginia.
»Jetzt geht’s mir besser«, sagte er und ließ sich in einen tiefen Stuhl mit Tweedbezug plumpsen. »Hält mich ’ne Weile am Leben.«
»Ich hatte gedacht, das wär genau umgekehrt.«
»Man kann jahrelang wie ein Mönch leben und wird dann von einem Bus überfahren.«
»In einem Kloster?«
»Also.« Troy, den jedes Gespräch langweilte, das ihn nicht in einem guten Licht zeigte, wechselte das Thema. »Ist was Neues reingekommen?«
»Ich hab rausgekriegt, wer F. L. Kominsky ist.«
Barnaby berichtete von seinem Gespräch mit dem Verkäufer, beziehungsweise Juwelier, wie er vermutlich in den heiligen Hallen von Mayfair genannt wurde. Troy hörte aufmerksam zu, beeindruckt und perplex zugleich. Beeindruckt wegen des hohen Geldbetrags, perplex über das, was damit gemacht worden war.
»Unglaublich«, sagte er, als Barnaby zu Ende erzählt hatte. »Da kriegte man ja einen nagelneuen
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