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Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod

Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod

Titel: Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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amüsierten Blick über diese seltsame Ansammlung von Möglichkeiten zu tauschen. Schon vor Jahren hatte sie gelernt, daß sie auf eisige Kälte stieß, wenn sie sich auch nur ein wenig über Elfrida lustig machte. Sie nahm an, daß das, was andere als Alterstorheit ansahen, aus seinem Blickwinkel heraus charmante Exzentrik war. Sie beobachtete, wie er den duftenden Tee einschenkte und dann noch einige Ringelblumenblüten auf Elfridas hübsch bemalte flache Schale mit dem Goldrand streute.
      »Es ist an dem Tag passiert, an dem Simone wegging«, fügte Mrs. Molfrey hinzu.
      Ganz eindeutig war die Nachricht von der Entführung noch nicht zu ihr durchgedrungen. Und Avis hatte nicht vor, ihr Kummer zu bereiten, indem sie es ihr sagte. Als sie alle zusammensaßen und aßen, fiel ihr Elfridas vorige Bemerkung ein, und sie fragte: »Könnte es was mit unserer Läutprobe zu tun gehabt haben, Elfie?«
      »In welcher Weise?«
      »Man hatte uns doch gebeten, für die Beerdigung von Mr. Rouse Oranges and Lemons zu läuten. Das könnte man vielleicht als falsches Geräusch bezeichnen. Ein bißchen zu fröhlich für so einen ernsten Anlaß.«
      »Ich glaube nicht, daß es das war. Obwohl das Wort >läuten< mir irgendwie in den Ohren klingt.« Mrs. Molfrey runzelte die Stirn. Dann spießte sie eine Kirsche mit einem glänzenden grünen Streifen Angelica auf und nuckelte daran herum. »Ich nehme an, es fällt mir plötzlich mitten in der Nacht wieder ein. Oder wenn ich im Bad bin. Wie Archimedes.«
      »Du mußt es aufschreiben«, sagte Avis. »Bevor es wieder weg ist.«
      »Ich werde Heureka schreien!« rief Mrs. Molfrey. »Und dann schreib ich es auf.«
      »Noch ein bißchen Tee, meine Liebe?« fragte Cubby.
      »Mir ist gestern der Gedanke gekommen«, sagte Mrs. Molfrey, während sie ihm ihre Tasse reichte, »daß Simone vielleicht gar nicht weiß, daß Alan tot ist. Es ist alles so mysteriös und traurig. Besonders wenn man bedenkt, wie glücklich die beiden waren.«
      Avis, die über Simones blaue Flecken und ihren zeitweiligen Tranquilizerkonsum Bescheid wußte, sagte nichts dazu. Natürlich trug sie von solchen Gesprächen mit ihrem Mann nie etwas an die Öffentlichkeit. Als sie jedoch merkte, wie ihre Freundin die Sache mitnahm, wechselte Avis etwas ungeschickt das Thema.
      »Ich hab mich gefragt, ob das Brockley-Mädchen vielleicht in Urlaub gefahren ist.«
      »Brenda? Ich habe keine Ahnung.« Mrs. Molfrey tupfte mit einem Hauch von bestickter Spitze ihre alpenveilchen-farbenen Lippen. »Warum fragst du?«
      »Sie ist schon seit ein oder zwei Tagen nicht mehr mit Shona rausgegangen.«
      »Mir ist aufgefallen«, sagte Cubby zögernd, um nicht für ein Klatschmaul gehalten zu werden, »daß ihr Auto nicht da steht.«
      »Iris hat auch keinen Schritt mehr aus dem Haus gemacht. Normalerweise seh ich sie Anfang der Woche immer im Postamt.«
      »Ich hab sie aus dem Schlafzimmerfenster starren sehen«, sagte Mrs. Molfrey. »Mehrere Male sogar.«
      Als ob sie plötzlich über das seltsame Verhalten der Brockleys nachdenken müßten - ihr Bemühen, immer für sich zu bleiben und nur ja keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen -, verfielen alle drei in Schweigen.
      Schließlich sagte Cubby: »Das hab ich auch gesehen, gestern morgen gegen halb sechs.«
      »Ich hoffe, es ist nichts passiert«, sagte Avis. Sie meinte das ganz aufrichtig, denn in Dr. Jennings Praxis erlebte sie soviel Leid, daß sie das normale menschliche Bedürfnis, sich am Unglück anderer zu erfreuen, nicht verspürte.
      »Ich meine, wir sollten mal vorbeischauen.«
      »Das wird ihnen unangenehm sein, Elfie«, sagte Avis.
      »Aber wenn wir ein >versehentlich-absichtliches< Treffen herbeiführen?« schlug Mrs. Molfrey vor. »Zum Beispiel wenn Mr. Brockley das nächste Mal in den Garten geht? Man will sich ja nicht einmischen, aber manchmal sind genau die Leute, die dringend Hilfe brauchen, am wenigsten in der Lage, darum zu bitten.«
      Cubby, der sich gar nicht wohl in seiner Haut fühlte, gab ein unverbindliches Brummen von sich. Er erinnerte sich an die einsame Gestalt am Fenster, und jetzt schien es ihm, daß sowohl Verzweiflung als auch Flehen in Iris’ Gesicht gelegen hatte. Ohne zu wissen warum, hatte er den Eindruck gehabt, daß sie schon sehr lange dort stand. Als er kurze Zeit später mit der Milch den steinernen Pfad entlanggegangen war, hatte Cubby erneut nach oben geschaut. Diesmal stand

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