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Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod

Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod

Titel: Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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biß sich auf die Lippen und konnte sich nur mühsam beherrschen. Ein breiter Striemen, so rot, daß er wie eine klaffende Wunde aussah, lief über ihre Stirn.
      »Hast du geweint?«
      »Nein.«
      »Aber deine Augen...«
      »Das kommt von den Pollen. Okay?«
      »Sei doch nicht gleich böse.« Sie mußte den Kopf heftig an dem Stein gerieben haben, um so eine Druckstelle zu erzeugen. »Was um alles in der Welt ist denn los?«
      »Geh weg.«
      »Ich kann dich doch nicht...«
      »Doch, ganz einfach. Da ist die Tür.«
      »So wie du aussiehst...«
      »Geh weg!«
      »Ich mach mir Sorgen um dich.«
      »Kümmer dich um deinen eigenen Dreck.«
      Damit wäre ich wieder da, wo ich angefangen habe, oder noch schlimmer, dachte Gray. Es war so, als hätten all die angenehmen Gespräche in ihrem baufälligen Haus oder in dem schönen, verwilderten Garten nie stattgefunden. Er hatte sich nie Illusionen gemacht, daß sich zwischen ihnen eine Liebesbeziehung anbahnen könnte, aber zumindest hatte er geglaubt, daß er und Sarah allmählich Freunde würden. Törichterweise hatte er angenommen, daß zwischen ihnen gewisse Gemeinsamkeiten bestünden.
      Aber Freunde hin oder her, er hatte nicht vor, sie in diesem Zustand allein zu lassen. Er ging in die Küche und ließ Wasser in den Kessel laufen.
      »Was machst du da?« rief sie wütend.
      »Ich mach uns einen Tee. Wenn du den getrunken hast und dann immer noch willst, daß ich gehe, dann bin ich sofort weg.« Er spürte, daß sie ihm gefolgt war. »Es sei denn, du willst mir sagen, was los ist.«
      »Ich will bloß allein sein.« Aller Vitalität beraubt, lehnte sie sich mit ihrem ganzen Gewicht gegen den Türrahmen. Ihr schimmerndes Haar fiel ihr in feuchten, wirren Strähnen auf die Schultern. »Laß das bitte.«
      »Entschuldige.« Gray zögerte einen Augenblick, dann schaltete er den Herd aus. Er bemerkte, daß ihre Bluse vorne voller feuchter Flecken war. Sie mußte stundenlang geweint haben. Vorsichtig streckte er einen Arm aus und berührte ihre Hand, die kalt und schwer wie Stein war.
      »Hör mal, Sarah, es ist doch ganz offensichtlich irgendwas Furchtbares passiert. Warum willst du dir nicht von mir helfen lassen?«
      Sie ignorierte ihn und ging mit langsamen, schleppenden Schritten, die in schmerzlichem Gegensatz zu ihrem üblichen forschen Gang standen, ins Wohnzimmer zurück. Von Mitleid und Sorge getrieben, folgte Gray ihr. Als er an der Marmorplatte vorbeikam, bemerkte er, daß der Kopf des Kriegers verschwunden war. An seiner Stelle lag jetzt ein Haufen schmutziger Tonscherben, als ob heftig darauf eingedroschen worden wäre.
      »Sag mir doch bitte, was dich quält.«
      Tränen von Wut und Verzweiflung traten ihr in die Augen. Sie schauderte, dann stieß sie ein explosionsartiges Geräusch aus. »Du bist lachhaft. Keinen Deut besser als alle anderen in diesem elenden neugierigen Kaff. Immer auf irgendeinen schlüpfrigen Tratsch aus.«
      Angesichts ihres Elends kümmerte es ihn nicht, daß sie ungerecht war. Außerdem war er sicher, daß Sarah bereits in dem Moment, als sie die Worte aussprach, wußte, wie unfair sie war. Sie machte noch einige unfreundliche, ziemlich zusammenhanglose Bemerkungen und verfiel dann in Schweigen.
      Er beobachtete, wie sie allmählich ruhiger wurde, dabei jedoch in eine furchtbare Apathie verfiel, die noch schlimmer war als ihr Zorn. Ihr Mund wirkte verhärmt vor Trauer.
      Ja, dachte Gray, das war das richtige Wort. Trauer. Sie weinte um jemanden. Eine gute Freundin? Einen Liebhaber? Kein Elternteil, denn er wußte, daß beide Eltern seit einigen Jahren tot waren.
      Und dann kam ihm - aus keinerlei logischem Grund, außer vielleicht der örtlichen Nähe - Alan Hollingsworth in den Sinn. Und obwohl das eine unbegründete, ja geradezu verrückte Idee war, ließ sie ihn nicht mehr los. Er sagte sich, daß das Unsinn sei. Sarah hatte den Mann nie erwähnt, schien ihn kaum zu kennen. Aber es ließ ihm keine Ruhe.
      »Ist jemand... gestorben, der dir nahegestanden hat, Sarah?«
      »Ja, o ja!«, schrie Sarah. Als ob sie dieser spontane Ausbruch erschreckt hätte, preßte sie beide Hände auf den Mund.
      Gray wußte plötzlich, daß er die Oberhand hatte. Von Gram verzehrt und labil wie sie war, hätte sie weder die Energie noch die Konzentration, ihn zu täuschen. Das Sprichwort »Man soll das Eisen schmieden, solange es heiß ist« schien auf brutale Weise zu

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