Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck
Pekinesen. Alle paar Meter musste sie wieder an Candy denken. Dann blieb sie stehen, nahm einen ihrer Lieben hoch und drückte ihn erleichtert an ihre Brust. Die Hunde waren zwar überrascht, aber - höflich wie immer - protestierten sie nicht.
Auf dem Rückweg bemerkte sie mehrere Polizeiwagen und ein oder zwei Zivilfahrzeuge. Die Menschenmenge war inzwischen viel größer geworden, wurde aber durch ein flatterndes blauweißes Absperrband gezwungen, Abstand zu halten.
Charlie Leathers lag in einer mit Blättern gefüllten Vertiefung etwa fünfzig Meter von der Stelle entfernt, an der Candy gefunden worden war. Das Video-Team und der Fotograf waren bereits wieder gegangen. Und Polizeiarzt George Bullard, der Pathologe, hatte seine Aufgabe ebenfalls beendet. Zwei Angestellte des Leichenschauhauses saßen in der Nähe auf einem Baumstamm, rauchten, rissen Witze und spekulierten über die beste Methode, einen Lottogewinn zu erzielen.
Detective Chief Inspector Tom Barnaby, der bereits einen kurzen Blick auf die Leiche geworfen hatte, hatte nicht das Bedürfnis, noch einmal hinzusehen.
»Manchmal, George, verstehe ich nicht, wie du es schaffst, dein Essen drinnen zu behalten.«
»Das ist ein Trick.«
»Was ist mit seinem Gesicht passiert?«, fragte Sergeant Troy, Taschenträger und Dauerquälgeist des DCI. »Mit dem, was davon übrig geblieben ist.«
»Festschmaus zu mitternächtlicher Stunde«, sagte Dr. Bullard. »Irgendein Tier, nehme ich an.«
»Mein Gott, ich hoffe, es ist ein verdammtes Viech gewesen.« Barnaby schien kurz vorm Explodieren. »Ein Fall von Kannibalismus hätte uns gerade noch gefehlt.«
»Okay, Jungs.« Dr. Bullard streifte seine Handschuhe ab und warf sie in einen Abfallbeutel. »Ihr könnt ihn wegbringen.«
»Was meinst du, wie lange er schon da liegt?«, fragte Barnaby.
»Ach ... vermutlich seit letzter Nacht. Ganz bestimmt nicht länger als vierundzwanzig Stunden. Das sind die Freuden der Garrotte. Sofortiges Ersticken hilft die Todeszeit genauer zu bestimmen.« Er stand auf und rieb sich vertrocknetes Laub von der Hose. »Also, ich bin jetzt weg. Schöne Grüße an Joyce. Wie geht's der Tochter?«
»Prächtig, danke.«
»Morgen früh solltest du schon was auf deinem Schreibtisch haben.«
Barnaby beobachtete, wie der Arzt mit großen Schritten davonstapfte, den Kopf in den Nacken gelegt in den Himmel starrte und dabei mit offensichtlichem Vergnügen die modrige Herbstluft einatmete.
»Das wäre ein guter Titel für die Autobiographie, an der er bestimmt längst heimlich schreibt.«
»Was denn?« Sergeant Troy war ein Stück zur Seite getreten, um die Leichenträger durchzulassen.
»Die Freuden der Garrotte. Kommen Sie, fahren wir zurück aufs Revier.«
»Es ist Mittagszeit, Chef. Wie wär's mit 'nem Pub? Ich würde ganz gern ein paar Würstchen mit Ei und Fritten vernichten.«
»Sie müssen einen Magen aus Eisen haben.«
Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer in Ferne Basset. Die Leute von der Spurensicherung rückten an, und nachdem sie allerlei interessantes Zubehör aus ihrem Wagen geladen hatten, zogen sie Plastikoveralls, Handschuhe und Stiefel über und verschwanden zwischen den Bäumen.
Der Sergeant und die junge Polizistin, die schon einmal bei Mrs. Leathers gewesen waren, klingelten erneut. Diesmal wurde die Tür von einem korpulenten, dunkelhaarigen Mädchen geöffnet, das wie sechzehn aussah, sich aber als Mrs. Leathers dreiundzwanzigjährige Tochter herausstellte.
»Was ist denn nun schon wieder?«, fragte sie, die Arme in die Hüften gestemmt.
»Könnten wir kurz mit Ihrer Mutter reden?«, fragte die Polizistin. Sie war noch in der Phase, wo ihre Stimme einen speziellen Tonfall annahm, wenn sie eine schlechte Nachricht zu überbringen hatte. Freundlich, sanft und ein wenig ernst. Absolut verräterisch, dachte der Sergeant, aber man musste eben Zugeständnisse machen. Das würde sich schon noch auswachsen.
»Ich finde, sie hat für einen Tag genug Aufregung gehabt, meinen Sie nicht?«
»Ist schon gut, Pauline«, rief Mrs. Leathers aus der Küche.
Sie gingen alle in das vordere Zimmer, wo der Sergeant den angebotenen Tee ablehnte. Ist auch gut so, dachte Pauline, ich hätt eh keinen gemacht.
»Sie haben heute Vormittag Ihren Mann als vermisst gemeldet, Mrs. Leathers. Wir wollten fragen, ob Sie ein Foto von ihm haben.«
»Kein neueres,
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