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Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck

Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck

Titel: Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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sofort.« Ann füllte den Elektrokessel. »Möchtest du ihn hier unten trinken?« Sie hoffte, dass er nein sagen würde. Denn wie das Licht auf die schneeweißen Stoppeln fiel, hatten seine unrasierten Wangen etwas zutiefst Deprimierendes an sich - und dazu noch die zerzausten weißlichen Haare ... Irgendwie sah er in seinem Morgenmantel immer älter aus.
      »Nein. Ich hab keine Zeit, hier rumzusitzen und zu plaudern«, sagte Lionel und hielt seine rechte Hand mit gnädiger Strenge hoch. Er sah aus wie ein Vatikanbeamter, der Horden von aufgeregten Bittstellern zurückhielt. »Bring mir den Tee rauf, dann kann ich ihn trinken, während ich mich anziehe. Es gibt viel zu tun. Wir müssen gleich nach dem Frühstück mit der Suche fortfahren.«
      Ann starrte ihn an. Was für eine Suche?
      »Ich möchte heute nur Speck mit Eiern und dazu ein bisschen Toast und Tomate.« Er wandte sich bereits zum Gehen. Dann drehte er noch einmal den Kopf und sagte: »Und ein paar von den Pilzen, die neben der Kirche wachsen, wenn sie nicht schon wieder irgendwer geklaut hat.«
      Ann lag es auf der Zunge, ihren Mann darauf hinzuweisen, dass er, da er schon länger nichts mehr mit der Kirche zu tun hatte, auch kein göttliches Anrecht auf die Pilze hatte. Aber wie so vieles, das sie ständig auf der Zunge hatte, wurde auch das heruntergeschluckt und blieb auf ewig ungesagt.
      Sie ging an den Kühlschrank und nahm einen Tupperware Behälter mit Speck und zwei Eier heraus. Als sie zum Tisch zurückkehrte, bemerkte sie draußen das rote Postauto. Die Vorstellung von Briefen, die in den Drahtkorb fielen, löste bei ihr eine Übelkeit aus, gegen die sie kaum ankam. Das ist doch lächerlich, ermahnte sie sich. Reiß dich zusammmen. Das abscheuliche Ding, das du bekommen hast, wurde doch persönlich abgegeben. Und außerdem hast du getan, was er wollte. Warum sollte er dir noch einmal schreiben?
      Sie beobachtete, wie der Postbote aus dem Wagen stieg, und im selben Augenblick bog Jax, der gerade vom Joggen zurückkam, ins Tor. Er blieb stehen und nahm die Post an sich. Dann lief er die Einfahrt hinauf, schob die Briefe durch die Klappe und lief weiter zu seiner Wohnung.
      Ann zwang sich, mit dem Frühstück weiterzumachen. Es würde nichts für sie dabei sein. Es war nur ganz selten was für sie dabei. Lionel würde die Post holen und sie mit gewichtiger Miene lesen, während er seinen Toast aß und überall fettige Krümel verteilte. Dann würde er die Briefe mit zum Schreibtisch nehmen und weiter mit gewichtiger Miene darin herumlesen.
      Das war schon in Ordnung so. Ann tat die Eier in kochendes Wasser, stellte den Timer auf vier Minuten und schob den Speck unter den Grill. Wenn Lionel herunterkam, würde sich alles klären.
      Sie stellte sich vor, wie er überrascht aus dem Flur rief: »Heute ist was für dich dabei, Ann.« Und wenn das passierte, wenn tatsächlich wieder so ein Brief da war, was könnte sie ihm vorspielen? Sie würde sich unweigerlich verraten. Wäre es da nicht viel vernünftiger, einer solchen Situation zuvorzukommen und selbst nach der Post zu sehen?
      Nun schien es Ann bereits unvorstellbar, überhaupt je etwas anderes in Erwägung gezogen zu haben. Rasch, bevor ihr Mann wieder die Treppe herunterkam, lief sie in den Flur.
      Obwohl sie auf einen Blick sah, dass nichts dabei war, weswegen sie sich Sorgen machen müsste - alle Umschläge trugen irgendein Firmenlogo oder sahen sonstwie geschäftlich aus, und alle waren frankiert -, drehte sie sie ein-, zweimal mit zitternden Händen hin und her, untersuchte sogar jede Lasche, ob sie nicht geöffnet und wieder verschlossen worden war, nachdem etwas, das ganz und gar nicht da reingehörte, hineingeschoben worden war.
      Aber es war alles in Ordnung. Obwohl sie gar nicht gemerkt hatte, dass sie die Luft anhielt, atmete Ann jetzt langsam und gleichmäßig aus. Dann lehnte sie sich entspannt gegen die Tür. Dieser friedliche Augenblick wurde von einem wütenden Schrei aus der Küche unterbrochen. Außerdem breitete sich ein merkwürdiger Geruch aus, der eindeutig von verbranntem Speck stammte. Bereits eine Entschuldigung auf den Lippen, eilte Ann in die Küche.
     
    »Ich mache Ihnen aber schrecklich viel Mühe.«
      »Überhaupt nicht. Ich hatte heute Morgen eh nichts Besonderes vor.«
      Es entsprach allerdings eher der Wahrheit, dass Valentine die Situation genoss. Es gab doch kaum etwas Befriedigenderes, sinnierte er, als als

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