Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck
Hetty. Sie ist ein tapferer Hund mit einem großen Herzen.«
»Ja«, sagte Mrs. Leathers und brach in Tränen aus.
Evadne ließ ihr exotisches Mittagessen stehen, ging um den Tisch herum und nahm Mrs. Leathers in die Arme. Sie wiegte sie hin und her und murmelte: »Ist ja schon gut«, ganz so, wie sie es immer mit Piers machte, wenn er melancholisch wurde, weil ihn das Elend dieser Welt überwältigte.
»Du musst mir Bescheid sagen, wann sie nach Hause kann. Dann fahr ich dich nach Causton.«
»Danke.«
»Und bist du ...? Verzeih mir, aber diese Dinge können ... Ich meine Nachbehandlung, Medikamente. Ich hoffe ... irgendwelche Probleme ... äh ...«
»Das ist sehr nett von dir, Evadne, aber ich habe eine Versicherung für sie.« Und was für einen Kampf mit Charlie sie das gekostet hatte.
»Ausgezeichnet.«
Mrs. Leathers atmete tief durch, wischte sich die Wangen trocken und sagte: »Oje, deine Suppe ist ganz kalt geworden.«
»Das macht nichts. Was war das übrigens?«
»Tomate.«
»Du lieber Himmel«, sagte Evadne. »Meinst du, du kommst jetzt alleine klar? Möchtest du, dass ich noch ein bisschen bleibe? Oder reicht es, wenn ich wiederkomme, nachdem ich die Jungs ausgeführt habe?«
»Eigentlich sollte meine Tochter bald kommen. Aus Great Missenden.« Mrs. Leathers hatte sich inzwischen daran gewöhnt, dass Evadne von ihren Hunden als den Jungs sprach, obwohl einer ein Mädchen war. Evadne hatte ihr erklärt, dass Mazeppa sehr sensibel sei und es nicht mögen würde, wenn man sie ausschloss. »Pauline versucht nur noch, jemanden für die Kinder zu finden.«
Es klopfte an der Tür, und Mrs. Leathers sagte: »Das wird entweder sie sein oder die Polizei.«
»Ach du meine Güte.« Evadne war fasziniert. »Was um alles in der Welt wollen die denn?«
»Ich soll ihnen zeigen, wo genau ich Candy gefunden habe.«
»Ich muss schon sagen«, meinte Evadne, »das ist äußerst ermutigend. Soviel Mühe wegen eines kleinen Hundes.«
»Charlie ist auch verschwunden«, erklärte Mrs. Leathers und überprüfte ihr verweintes Gesicht in einem kleinen Spiegel, bevor sie die Tür öffnete.
»Ach ja?« Evadne hatte gesehen, wie Mr. Leathers Candy wütend über den Dorfanger zerrte, und wünschte von ganzem Herzen, er würde verschwunden bleiben.
Ein uniformierter Sergeant und eine junge Polizistin standen auf der Eingangsstufe. Mrs. Leathers bat sie zu warten, während sie ihren Mantel anzog. Evadne verstrickte die beiden in ein Gespräch, um ihnen die Befangenheit zu nehmen. Als Mrs. Leathers zurückkam, schien die Polizistin einen Hustenanfall zu haben.
»Ich komme mit dir«, erklärte Evadne mit entschiedener Stimme. Und als Mrs. Leathers zögerte, fügte sie hinzu: »Wenn Pauline hier wäre, würde sie das auch tun.«
Mrs. Leathers musste dem zustimmen und sagte, dass sie froh über Evadnes Begleitung sei. Das Polizeiauto war am oberen Ende der Gasse geparkt, und zwei Frauen mit Kinderwagen standen bereits neugierig starrend daneben.
Als die vier das Grundstück durch das Tor verließen, stolperte Mrs. Leathers über ein Grasbüschel, und der Sergeant fasste sie am Arm. Sofort war sie davon überzeugt, dass alle glaubten, sie würde verhaftet, und wurde knallrot. Evadne hingegen schritt schwungvoll aus und winkte jedem Vorbeigehenden zu. Allen voran führte sie die Gruppe in den Carter's Wood.
Im Wald übernahm dann Mrs. Leathers die Führung. Doch je näher sie zu der Stelle kam, an der sie Candy gefunden hatte, um so zögernder wurden ihre Schritte. Auf dem letzten Stück musste sie sogar nach Evadnes Hand greifen. Nachdem sie die genaue Stelle gezeigt hatte, erklärte die Polizistin zu ihrer Überraschung, sie könne nach Hause gehen.
Evadne war ziemlich enttäuscht, dass das Abenteuer bereits zu Ende zu sein schien, noch bevor es so richtig begonnen hatte. Eine Gruppe von Leuten hatte sich bei der Baustelle neben dem Pub eingefunden und starrte mit der unbeschwerten Neugier von absolut Außenstehenden um sich. Als Mrs. Leathers sich durch das Gedränge schob, stellten einige ihr Fragen.
Doch Mrs. Leathers sah, dass das Auto ihrer Tochter am Dorfanger parkte, und eilte ins Haus. Evadne ging ebenfalls rasch nach Hause, wo sie sich sogleich eine Kanne Lapsang-Souchong-Tee kochte, um den seltsamen Geschmack ihres Mittagsimbisses herunterzuspülen. Dann machte sie einen ausgedehnten Spaziergang mit den
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