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Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck

Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck

Titel: Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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Augen und ohne die Tränen wegzuwischen, so wie Kinder das tun. Zu ihren Füßen schwammen die Karpfen, die in dem dunklen, die Sonne reflektierenden Wasser golden glänzten, schwerfällig hin und her.
      Sie zu beobachten hatte eine hypnotische Wirkung. Und auch die strenge Formalität des Gartens tat allmählich das ihre, um Louises Gefühle zu beruhigen. Das Weinen kam nur noch schubweise und ging schließlich in ein trauriges Schniefen über. Auch ihr Herzschlag verlangsamte sich wieder. Sie blieb noch etwa eine halbe Stunde sitzen und empfand eine immer stärkere innere Ruhe.
      Doch was sollte sie jetzt tun? Valentine war eindeutig sehr unglücklich, was bedeutete, dass Louise ebenfalls unglücklich war. Aber wenn er sie nicht um sich haben wollte, wie konnte sie dann bleiben, ohne das Gesicht zu verlieren? Diese merkwürdige Unbeherrschtheit in seinem Verhalten konnte doch nur vorübergehend sein - eine andere Möglichkeit war gar nicht auszudenken -, und wenn die Sache vorüber war, wäre er ganz allein. Vielleicht könnte sie nur ein kleines Stück wegziehen, in eins der Nachbardörfer. Sie könnte es sich leisten, dort ein kleines Haus oder eine Wohnung zu mieten.
      Sie wurde erneut von Zorn gepackt, als sie an den Mann dachte, der schuld an diesem ganzen Streit und dem elenden Zustand ihres Bruders war. Bevor Jax auftauchte, waren sie zufrieden gewesen, hatten ein angenehmes und geregeltes Leben geführt. Dann verrauchte der Zorn, und sie bekam furchtbare Angst, als ob ihr gesamtes Leben plötzlich bedroht wäre.
     
    DCI Barnaby und Sergeant Troy hatten ein sehr angenehmes Mittagessen im Red Lion bei Fleischpastete mit Nieren, dazu Kartoffelpüree und frische Erbsen. Das Dessert bestand aus Fruchtsalat aus der Dose, Biskuit und Himbeermarmelade und nannte sich hochtrabend Himbeer-und-Aprikosen-Pawlowa.
      »Schon mal was von der Pawlowa gehört, Sergeant?«, fragte der Chief Inspector und entfernte einen schmutzigen Aschenbecher von einem Tisch am Fenster.
      »Ich weiß nur, dass man für drei Pfund nicht viel erwarten kann.«
      »Eine der größten Tänzerinnen aller Zeiten.«
      »Ach ja?« Troy nahm sein Besteck und haute rein.
      »Berühmt für ihre Darstellung eines sterbenden Schwans.«
      »Hört sich gut an«, sagte Troy höflich.
      »Man sagt, dass Leute, die das gesehen haben, nie mehr ganz so waren wie vorher.« Barnaby trank einen Schluck von seinem Russian Stout, das köstlich war. »Und sie hat getanzt bis zu dem Tag, an dem sie starb.«
      »Wie kommt es«, fragte Sergeant Troy, der vorsichtig auf seinem Teller herumsägte, »dass Nieren beim Reinschneiden immer quietschen?«
      Obwohl Barnaby sich nicht an der Theke vorgestellt hatte und einen ganz normalen dunkelblauen Anzug mit einer schlichten Krawatte und blank polierten schwarzen Schnürschuhen trug, war ihm klar, dass die Leute wussten, dass er Polizist war. Und das nicht nur, weil man bereits gesehen hatte, wie er im Dorf irgendwelche Leute befragte.
      Manchmal glaubte Barnaby, dass er irgendein Zeichen trug, wie das Kainsmal, unsichtbar für ihn selbst, das aber dem Rest der Welt lautstark verkündete: Dieser Mann ist Polizist. Und das war keine Übertreibung. Einmal hatte er mit Joyce in einem Restaurant zu Abend gegessen, in dem sie noch nie gewesen waren. Als sie ihren Hummer Armocaine zur Hälfte verspeist hatten, war der Geschäftsführer an ihren Tisch gekommen und hatte gesagt, sie hätten ein kleines Problem mit einem Betrunkenen, der seine Rechnung nicht bezahlen wollte. Was Barnaby raten würde?
      Hier im Red Lion wurden sie bewusst nicht beachtet, so wie Leute sich manchmal nicht anmerken lassen wollen, dass sie zufällig einen Prominenten in ihrer Umgebung entdeckt haben. Man ist nicht interessiert, noch nicht mal beeindruckt. Hat was Besseres zu tun.
      »Die waren ja fix bei den Von-Haus-zu-Haus-Befragungen.« Sergeant Troy, der sich gerade an sein Himbeerbiskuit herangemacht hatte, nickte grinsend Richtung Tür. »Unser Fußvolk.«
      Zwei uniformierte Constables aus Barnabys Team waren hereingekommen und plauderten mit dem Wirt und ein paar Einheimischen an der Theke. Verärgert stellte Troy fest, dass der Wirt den Polizisten einen Drink anbot. Den sie ablehnten. Richtig so.
      »Zu denen gehörten Sie auch mal.«
      Troy, der gerade seine Schüssel auskratzte, antwortete nicht. Diese unrühmliche Phase seiner glänzenden Karriere zog er vor zu vergessen. Auf die

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