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Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck

Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck

Titel: Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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einen Direktor, der tatsächlich dort anzutreffen war, sondern sie war auch jeden zweiten Samstagmorgen für drei Stunden geöffnet. Richard Ainsley hatte ein Büro, an dessen Tür seine Funktion zu lesen war, und auf dem Schreibtisch stand ein blank poliertes Holzschild, auf dem in Goldbuchstaben sein Name prangte. Ainsley kannte Ann schon sehr lange und hatte auch ihren Vater gekannt. Auch ihrem Mann war er mal begegnet, mochte ihn aber nicht besonders. Wie Ann erwartet hatte, war er bereit, ihr gegen das Haus als Sicherheit soviel zu leihen, wie sie brauchte. Sie war allerdings sehr überrascht, wie hoch die Zinsen waren.
      »Es wird nicht lange dauern, den Vertrag aufzusetzen. Wenn Sie vielleicht nächsten Donnerstag noch mal vorbeikommen könnten, Mrs. Lawrence ...«
      »Ich muss es sofort haben!« Ann merkte, dass sie sich über den Schreibtisch des Bankdirektors gebeugt hatte und fast schrie. »Entschuldigen Sie vielmals, Mr. Ainsley.« Sie lehnte sich mit hochrotem Kopf zurück. »Ich weiß nicht, was ... Es tut mir Leid.«
      Mr. Ainsley war an derartige Gefühlsausbrüche durchaus gewöhnt. Geld war die Achse, um die sich das Leben der meisten Menschen drehte. Wenn es ihnen durch die Finger zu rinnen schien, gerieten sie in Panik. Verständlich. Doch er hatte sich seit dem Tod ihres Vaters um Ann Lawrences finanzielle Angelegenheiten gekümmert und war sowohl überrascht, als auch ein wenig schockiert, sie in einer derartigen Notlage zu sehen. Natürlich fragte er sich, wofür das Geld sein könnte.
      Wohl kaum für einen Wintergarten oder eine neue Küche, zwei der häufigsten Objekte der Verführung, die derzeit auf Kreditanträgen auftauchten. Auch nicht für einen Urlaub auf den Bahamas, obwohl sie weiß Gott so aussah, als könnte sie den vertragen. Nichts davon könnte eine derartige Verzweiflung auslösen.
      »Das ist eine Menge Geld, Ann.« Er beschloss, nichts von den tausend Pfund zu sagen, die sie erst vor ein paar Tagen von ihrem Girokonto abgehoben hatte. »Über welchen Zeitraum stellen Sie sich vor, es zurückzuzahlen?«
      »Oh - sehr schnell.« Ann starrte über den Schreibtisch auf diesen rundlichen kleinen Mann mit dem gepflegten Haar, der seriösen Goldrandbrille und dem akkuraten Schnurrbart. Aufgeplustert von seiner eigenen Wichtigkeit. Ein aufgeblasener, spießiger, alberner und umständlicher Fettwanst. Und wenn sie sich vorstellte, dass sie ihn bisher eigentlich ganz gern gemocht hatte. Sogar dankbar gewesen war für seine Freundlichkeit. »Es ist nämlich jemand gestorben. Die Kosten für die Beerdigung müssen bezahlt werden. Aber ich werde im ... äh ... Testament erwähnt. Das heißt bedacht. Also wird es kein ... Problem ...«
      Obwohl ihn das Ganze beunruhigte, beschloss Richard Ainsley, diese elende Angelegenheit zu beenden. Er konnte es nicht ertragen, sie lügen zu hören. Er schlug einen Rückzahlungszeitraum von sechs Monaten vor, und als sie damit einverstanden war, nahm er ein Formular, füllte es rasch aus und bat sie um ihre Unterschrift. Dann rief er den Hauptkassierer an, um die Auszahlung zu veranlassen.
      »Ich brauche es in bar, Mr. Ainsley.«
      »In bar?«
      Als Ann aus der Bank lief, den Umschlag sicher unten in ihrer Handtasche, stieß sie mit Louise Fainlight zusammen, die gerade vom Geldautomaten kam.
      Nach den automatischen Entschuldigungen und unbeholfenen Hallos wusste keine der beiden Frauen, was sie sagen sollte. Beide mussten an ihre letzte Begegnung denken. Louise erinnerte sich, dass Ann sie zu sich nach Hause eingeladen hatte und sie dann nicht dahaben wollte. Ann fielen ihre Überlegungen ein, dass Louise durchaus die Erpresserin sein könnte.
      Jetzt dachte sie erneut darüber nach, das Geld, das durch das weiche Leder ihrer beigen Handtasche zu brennen schien, fest an sich gedrückt. War diese Begegnung tatsächlich ein Zufall? Oder der entschiedene Versuch zu überprüfen, ob sie tatsächlich tat, wozu sie angewiesen worden war. Plötzlich wurde Ann von dem heftigen Verlangen ergriffen, Louise zur Rede zu stellen. Mit dem Geld vor ihrem Gesicht herumzufuchteln und zu brüllen: »Hier ist es! Das wolltest du doch, oder? Stimmt's?«
      Erschrocken wandte sich Ann, ein paar vage Worte murmelnd, ab. Sie tat so, als wolle sie selbst den Geldautomaten benutzen und blieb davor stehen, bis Louise gegangen war. Dann merkte sie, dass sich hinter ihr eine kleine Schlange gebildet hatte und die Leute sie merkwürdig

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