Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck
dass seine Mutter diesen Ausspruch benutzt hatte, als er noch klein war. Wohl eher rein wie Schneematsch. Jacksons Geschichte entmutigte ihn nicht allzusehr. Vermutlich hatte der Mann reichlich Zeit gehabt, während er wartete, und bis Ferne Basset waren es höchstens zwanzig Minuten mit dem Auto. Noch weniger, wenn man ordentlich aufs Gas trat. Außerdem hatte er kein Alibi für das Verbrechen, das tatsächlich passiert war. Für den Mord an Charlie Leathers.
Barnaby stand auf, und Troy tat einigermaßen enttäuscht das Gleiche. Als er schon fast an der Tür war, drehte sich der DCI mit einem seiner typischen »Oje, das hätte ich doch fast vergessen« - Ausrufe um. Darauf folgte unweigerlich ein langgezogenes »Übrigens.« Troy hatte immer wieder seinen Spaß an dieser kleinen Nummer. Absolut zum Schreien, damit hätte man nicht mal ein kleines Kind reinlegen können. »Ach, übrigens ...«
»Sie wollen doch nicht etwa schon gehen?«, sagte Jackson. »Ich wollte gerade den Kessel aufsetzen.« Er lachte gehässig.
»Es gibt was Neues über Mr. Leathers«, fuhr Barnaby fort.
»Charlie?« Jackson sprach geistesabwesend, als ob er mit den Gedanken ganz woanders wäre. »Haben Sie dafür schon einen Verdächtigen, Inspector?«
Eins musste man dem Schweinehund lassen, dachte Sergeant Troy. Der gibt sich so schnell keine Blöße.
»Eigentlich könnte ich mir Sie ganz gut dafür vorstellen, Terence.«
»Mich? »
»Er hat Sie erpresst, nicht wahr?«
Dieses eine Wort veränderte die gesamte Atmosphäre. Sie beobachteten, wie sich Jackson mühsam zusammenriss und zu konzentrieren versuchte. Die Anstrengung zeigte sich in dem zuckenden Nerv an seiner Schläfe und dem angespannten Kiefer.
»Das ist eine Lüge.«
»Wir haben Grund zu der Annahme, dass es wahr ist.«
»Oh, natürlich. Der Grund ist wohl, dass ich der Einzige hier in der Gegend bin, der vorbestraft ist. Der Einzige, der die passende Visage hat. Der Einzige, den Sie in den Knast stecken und bearbeiten können, bloß weil ich verwundbar bin.« Jackson beruhigte sich jedoch rasch wieder. Er wirkte in etwa so verwundbar wie eine Puffotter. Er schlenderte in die Küche und rief ihnen über die Schulter zu: »Kommen Sie wieder, wenn Sie wissen, wovon zum Teufel Sie reden.«
Barnaby legte rasch eine Hand auf Troys Arm und schob ihn unsanft aus der Wohnung. Als sie die Einfahrt überquerten, sahen sie das überraschte Gesicht von Reverend Lawrence durch das Esszimmerfenster gucken und beschleunigten ihre Schritte.
»Darf ich was sagen, Sir?«
»Natürlich dürfen Sie >was sagen<, Troy. Wir sind doch nicht bei der Stasi.«
»Das soll keine Kritik sein ...«
»Okay. Es ist eine Kritik. Ich werd's wohl überleben.«
»Ich frag mich nur, ob es eine gute Idee war, Jackson zu sagen, dass wir von der Erpressung wissen. Ich meine, jetzt ist er auf der Hut, aber wir haben immer noch nichts in der Hand, um ihn einzubuchten.«
»Ich wollte ihn damit konfrontieren, bevor er es irgendwo anders aufschnappt. Um seine Reaktion zu sehen.«
»Die sehr zufriedenstellend war.«
»In der Tat. Ich weiß nicht, was genau hier vorgeht, aber ich würde sagen, egal was es ist, er steckt bis zu seinem dreckigen Hals mit drin.«
Es war schon fast dunkel, als sie sich auf den Rückweg zum Parkplatz des Red Lion machten. Mitten auf dem Dorfanger hatten sie eine merkwürdige Erscheinung. Barnaby blieb stehen und starrte in den perlweißen frühen Abendnebel.
»Was um alles in der Welt ist das?«
»Ich kann es nicht...« Troy kniff die Augen zusammen und legte die Stirn in tiefe Falten. »Donnerwetter!«
Ein seltsam fließendes Etwas zeichnete sich in einiger Entfernung ab, schwebte auf sie zu, wich wieder zurück und wogte hin und her. Es stieß kurze schrille Laute und Rufe aus und schien irgendwie auf einer tanzenden Schaummasse zu hocken. Ganz allmählich kam die mysteriöse Erscheinung näher.
»Wenn wir in der Wüste wären«, sagte DCI Barnaby, »dann wär das Omar Sharif.«
Eine Frau kam auf sie zu. Mollig, in mittlerem Alter und mit einer weiten grünen Hose und einem purpurroten Poncho aus Samt bekleidet. Auf dem Kopf trug sie einen weichen Filzhut mit Straußenfedern. Der Schaum löste sich in mehrere cremefarbene Pekinesen auf, die immer noch hin und her wogten, während die Frau sich vorstellte.
»Evadne Pleat, guten Tag. Sind Sie nicht Hettys Chief
Weitere Kostenlose Bücher