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Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck

Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck

Titel: Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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Restaurant des Olivier, wo Joyce einen Tisch reserviert hatte.
      Obwohl Nicolas das Ergebnis der Vorsprechprobe frühestens in einer Woche erfahren würde, tranken sie jeder ein Glas Champagner, denn es war immerhin ein wunderbar aufregender Tag. Er hatte für Trevor Nunns Inszenierung von Jean Brodie vorgesprochen, und war nun schon allein aufgrund der Tatsache völlig überdreht, dass er über dieselben Bretter gelaufen war, wie die größten Schauspieler des Jahrhunderts: Scofield und McKellan; Gielgud, Judi Dench und Maggie Smith. Hier hatte Ian Holm King Lear gespielt. Hatte Joyce den Lear nicht gesehen? Absolut atemberaubend und bravourös ... ohhh ... herzzerreißend ... einfach unglaublich ...
      Lächelnd ließ Joyce ihn immer weiter reden. Das war das Angenehme an Schauspielern. Sie waren so einfach im Umgang. Mit ihnen gingen einem nie die Gesprächsthemen aus.
      Sie beobachtete, wie Cully ihren Mann auf die Wange küsste und ihm glücklich und aufgeregt zuprostete. Doch seit ihre Tochter selbst in diesem Metier arbeitete, war sich Joyce der Risiken eines Künstlerlebens nur zu bewusst. Eine Minute obenauf, die nächste schon wieder ganz unten. Und außerdem kannte sie Nicolas gut genug, um zu wissen, dass bis zum Abend all diese überschwengliche Begeisterung bereits von Zweifeln durchsetzt sein würde. Sogar jetzt, nachdem er gerade gesagt hatte, Trevor Nunn hätte sehr ermutigend gewirkt, fügte er hinzu: »Das kann natürlich auch nur so ausgesehen ...«
      Joyce sah aus dem Fenster auf den Fluss, in dem die Sonne glitzerte, und auf Londons große Eisenbrücken und seufzte vor Vergnügen. Sie hatte die Gabe, wunderbare Augenblicke zu genießen, wenn sie sie tatsächlich erlebte, und nicht erst im nachhinein wie so viele Leute. Wie schön würde es sein, Tom alles zu erzählen. Als er in die Küche kam, war sie immer noch ganz in ihren Träumereien versunken.
      »Na so was!« Er starrte auf den Tisch. »Das sieht ja sehr gut aus. Was ist das?« Er zeigte auf ein spektakuläres Dessert.
      »Birne Charlotte. Du brauchst ja nur die Birnen zu essen.«
      »Wo hast du das alles her?«
      »Von Fortnum's.« Als ihr Mann sie verwundert ansah, fügte sie hinzu: »Ich war in London.«
      »Wozu das?«
      »Tom, also ehrlich.«
      »Sag's mir nicht.«
      »Werd ich auch nicht.«
      »Im Flur liegt ein Chardonnay, der wunderbar dazu passen würde. Würd es dir was ausmachen?«
      Als Joyce mit einer Flasche Glen Carlou in der Hand vom Weinregal zurückkam, sagte Barnaby: »Nicos Vorsprechprobe.«
      »Du hast auf den Kalender geguckt.«
      »Hat er die Rolle bekommen?«
      »Das erzähl ich dir alles beim Essen.« Sie öffnete den Wein. »Die Gavestons haben übrigens abgesagt.«
      »Wie schön. Also ...« Er deutete mit der Hand auf das Kristall, die Gläser und die Blumen. »Wofür ist das dann alles?«
      »Für uns.« Joyce reichte ihm ein Glas Wein und küsste ihn kräftig auf die Wange.
      »Mm.« Barnaby nahm einen tiefen Schluck. »Sehr schön. Ein kleiner spritziger Wein mit einer warmen Note und einem starken Rückgrat. Erinnert mich an jemanden, der ganz in der Nähe ist.« Er fing an, leise »The Air That I Breathe« zu singen. Es war ihr Lied gewesen und vor vielen Jahren bei ihrer Hochzeit gespielt worden. »>If I could make a wish I think I'd pass ...<«
      Joyce reichte ihm eine Serviette.
      »Erinnerst du dich daran, Darling?«
      »Woran?« Sie hatte angefangen zu essen.
      »Die Hollies?«
      »Mhm. Vage.«
     
     

* 8
     
    Erst gegen zehn Uhr am nächsten Morgen erlangte Ann Lawrence das Bewusstsein wieder. Man hätte auf keinen Fall von »aufwachen« sprechen können. Der Staubsauger auf dem Flur vor ihrem Zimmer brummte zunächst nur leise, nicht lauter als das Summen einer Biene. Dann stieg der Geräuschpegel allmählich, und es war jedesmal ein Klopfen zu hören, wenn das Gerät gegen die Fußleiste knallte.
      Ann hatte das Gefühl, aus den Tiefen des Ozeans aufzutauchen. Sie schwamm immer weiter, kämpfte sich durch die trüben Schichten ihres umnebelten Hirns, bis es ihr schließlich mühsam gelang, die geschwollenen Augenlider zu öffnen. Sie befand sich im Halbdunkeln. Mit dem Kopf auf dem Kissen starrte sie einen Augenblick die verschwommenen Umrisse schwerer Möbel an. Es wirkte alles völlig fremd. Dann machte sie einen Fehler. Sie versuchte, den Kopf zu heben.
      »Ahhh ...« Ein stechender Schmerz schoss durch ihren

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