Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck
Inspector?«
»Guten Tag«, antwortete Barnaby und nannte seinen Namen.
»Und ich bin Sergeant Troy«, sagte Troy, der bereits ganz entzückt von den Hunden war, so bescheuert sie auch aussahen.
»Ich hab gehört, dass Sie in der Gegend sind. Ich wollte bloß sagen, wenn es irgendetwas gibt, womit ich Ihnen helfen kann, müssen Sie unbedingt bei mir vorbeikommen.« Ihr rundes, rosiges Gesicht strahlte vor Ernsthaftigkeit. Und sie hatte ein liebes Lächeln. Nicht das übliche Alltagsgrinsen, das kaum die Lippen erreicht, geschweige denn die Augen. Sie lächelte wie ein Kind, von ganzem Herzen, ohne jede Berechnung und absolut zuversichtlich, eine freundliche Antwort zu erhalten. »Ich wohne im Mulberry Cottage, da drüben beim Pfarrhaus.«
»Ich verstehe.« Barnaby schaute zu dem hübschen kleinen Haus hinüber. »Ist denn nicht schon jemand bei Ihnen gewesen?«
»O doch. Ein sehr tüchtiger junger Mann, wenn auch ein bisschen pingelig mit seiner Kleidung.« Sie hatte beobachtet, wie Constable Phillips ewig lange an ihrem Tor gestanden und mit mürrisch gerunzelter Stirn helle, flauschige Kügelchen von seiner Uniformhose gezupft hatte. »Ich hab ihm meine Ideen vorgetragen, bin mir allerdings nicht sicher, ob er die Fülle meiner Kenntnisse und Erfahrungen so richtig zu schätzen wusste.«
»Beziehen die sich auf ein bestimmtes Gebiet?«, fragte Sergeant Troy höflich.
»Zwischenmenschliche Beziehungen«, antwortete Evadne und strahlte sie beide an. »Das Auf und Ab der Gefühle im menschlichen Herzen. Laufen denn nicht letztlich all Ihre Ermittlungen darauf hinaus?«
Während dieses Gesprächs waren die Pekinesen ständig herumgewuselt und Evadne, die ihren Filzhut so gut es ging festhielt, mit ihnen.
»Ich werde das, was Sie gesagt haben, selbstverständlich im Kopf behalten«, murmelte Barnaby. »Wenn sonst nichts weiter anliegt...?«
»Im Augenblick nicht. Aber wenn es irgendwas Besonderes gibt, bei dem Sie Hilfe benötigen, brauchen Sie nur zu fragen. Sagt schön auf Wiedersehen zu den netten Polizisten«, forderte Evadne die Hunde auf.
Und obwohl diese während des gesamten Gesprächs nicht aufgehört hatten zu bellen, verdoppelten sie jetzt noch einmal ihre Bemühungen, sprangen kläffend hin und her und stürzten übereinander, bis sich ihre Leinen völlig verheddert hatten.
»Wie heißen sie denn?« Sergeant Troy, der noch einmal stehen geblieben war, hörte irgendwo rechts von sich ein wütendes Knurren.
»Piers, Dido, Blossom, Mazeppa - lass das, Darling. Dann noch Nero, und der da ganz hinten ist Kenneth.« Sie zeigte auf ein kleines, weißes Wollknäuel, das immer wieder quiekend in die Luft sprang.
Troy musste über den halben Dorfanger rennen, um den Chef einzuholen.
»Sie sind aber schnell, Sir.«
»Immer, wenn ich von irgendwas weg will.« Mit einem Gefühl der Erleichterung ging Barnaby auf das Auto zu. »Ob sie sich jemals selber denken hört?«
»Sie wollte doch nur freundlich sein.«
Barnaby sah ihn mit einem Blick an, bei dem die Milch hätte sauer werden können. Sie stiegen ins Auto. Troy ließ den Motor an und suchte nach einer versöhnlichen Bemerkung, um die Heimfahrt aufzulockern.
»Ungewöhnlicher Name, Evadne Pleat.«
»Finden Sie?« Barnaby konnte es sich leisten, überheblich zu klingen. Er erinnerte sich, wie er vor einigen Jahren zusammen mit Joyce deren Bruder in Amerika besucht hatte. Colin, der als Austauschlehrer in Kalifornien war, wohnte in einem Apartment, das einer Frau namens Zorrest Milchmain gehörte. Da musste man schon früh aufstehen, um das zu überbieten.
Joyce deckte den Tisch; eine hübsche blau-gelbe Tischdecke aus der Provence, Geißblatt in einer hohen Kristallvase und schmale, elegante Weingläser.
Bis auf die Suppe (Möhren mit Koriander) gab es an diesem Abend nur kalte Speisen. Joyce war auf dem Weg zum Bahnhof Marylebone bei Fortnum & Mason reingesprungen und hatte nun ein Büffet aus geräuchertem Wildlachs, Steak, Rotwein-Leberpastete mit Kastanien, Artischockenherzen und griechischem Salat angerichtet.
Sie war zum Mittagessen im National Theatre in London gewesen. Nico hatte um halb zwölf Vorsprechprobe gehabt. Joyce und Cully trafen sich anschließend mit ihm im Foyer des Lyttleton. Dort saßen sie eine Zeitlang und lauschten einem Trio aus Querflöte, Bratsche und Klavier, das eine Romanze von Faure spielte; dann gingen sie hinauf in das
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