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Inspector Jury besucht alte Damen

Inspector Jury besucht alte Damen

Titel: Inspector Jury besucht alte Damen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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griff nach dem Ungeheuer. «Du liebe Zeit.» Er machte sich daran, den Scheck auszuschreiben, während Theo das Schweinchen einwickelte und sich über diesen Fischzug in letzter Minute freute. «Darf ich mich nach Ihrer Tante erkundigen? Ich hoffe doch, daß sie sich auf dem Wege der Besserung befindet.»
    Man kaufe Schweinchen Schwapp, und schwupp fällt einem Agatha ein, dachte Melrose bei sich. «Hmm. Auf dem Wege der Besserung, ja.»
    «Ich hoffe nur, daß sie ihren Prozeß gewinnt. Offen gestanden, Jurvis hat mir mehr als einmal Unannehmlichkeiten bereitet. Wieso die High Street mit Schweinen und Nachttöpfen übersät werden muß, das geht über mein Begriffsvermögen.»
    Die Nachttöpfe gehörten Miss Crisp von nebenan. Sie mußte eine recht umfangreiche Sendung erhalten haben. Katzen rollten sich zum Sonnen darin zusammen.
    «Ja», sagte Melrose, riß den Scheck heraus und dachte dabei an den Kübel mit Alpenveilchen, über den er beinahe zu Fall gekommen wäre.
    Jury reichte Theo Wrenn Browne seine Karte. «Ich fahre heute abend nach London, Mr. Browne. Wenn ich zurückkomme, möchte ich Ihnen gern noch ein paar Fragen stellen.» Das würde ihm Zeit geben, seine Beziehung zu Simon Lean zu überdenken.
    Übellaunig nahm Browne die Karte entgegen, um dann um so besser gelaunt die Tür hinter ihnen zuzumachen und abzuschließen.
     
    «Müssen Sie eigentlich dieses Puppendings mit sich herumschleppen?» fragte Melrose. «Hätten Sie es sich nicht wenigstens einwickeln oder in eine Tüte stecken lassen können? Wieso haben Sie das überhaupt gekauft?»
    «Weshalb sind Sie so brummig? Sie haben doch nur herumgelungert und den blöden Thriller da verschlungen.»
    «Nicht im geringsten. Theo hat gerade ein ziemlich wertvolles Buch neu gebunden und damit, glaube ich, seinen Wert gemindert; andererseits gehört es wohl nicht zu denen, die er zu verkaufen gedenkt.»
    Jury blieb stehen, das Ungeheuer mit den großen Hauern an die Brust gedrückt. Er runzelte die Stirn.
    «Sie sehen absolut lächerlich aus; wenn Vivian Sie doch so sehen könnte. Oh, Sie wollen etwas über das Buch wissen?»
    «Wenn es Ihnen nichts ausmacht, ja.»
    «Es ist unvorstellbar wertvoll. Ulysses . Zeichnungen von Matisse, von beiden signiert. Von Matisse und Joyce, meine ich.»
    «Mit anderen Worten, Truebloods.»
    «Mir anderen Worten, Truebloods. Ja. Ich kann mir nicht denken, daß es zwei von der Sorte in Long Piddleton gibt.»
     
    «Das Haus gehörte früher Darington», sagte Melrose, als sie um die Ecke bogen. «Vielleicht geht Oliver ja als Geist dort um. Wenn man bedenkt, daß er sich nicht mal die Mühe machte, seine Bücher selbst zu schreiben. Das muß man Joanna lassen, die Wahnsinnige schreibt persönlich. Wie sie mal zu mir gesagt hat: ‹ Stehlen? Von wem denn? Wer zum Teufel würde sonst noch so einen Stuß zusammenschreiben?›»
    Jury mochte sie schon jetzt. «Aus welchem unerfindlichen Grund sollte sie sich im ‹Blauen Papagei› mit Simon Lean getroffen haben?»
    Sie waren jetzt am Stadtrand angelangt – falls man Long Piddleton dergleichen zugestehen konnte –, und Melrose sagte: «Etwas schneller. Plague Alley ist genau gegenüber.»
    «Na und? Agatha liegt mit einer schlimmen Verstauchung danieder.»
    «Selbst wenn sie das täte, was sie aber nicht tut, sie würde uns nachsetzen, bis sie sich die Hacken abgelaufen hätte.»
    Vor ihnen erstreckte sich die Sidbury Road, schlängelte sich als helles Band durch die dunkler werdenden Felder, vorbei an einem heruntergekommenen Gasthof, der etwas abseits der Straße lag.
    «Was ist eigentlich aus dem ‹Hahn mit der Flasche› geworden?» fragte Jury. Ein verwittertes Schild lehnte an einem verrosteten Pfahl.
    «Nachdem man die Leiche an der Landstraße gefunden hatte, blieb die Kundschaft aus.»
    «Das ist sechs Jahre her.»
    «Die Leute haben ein langes Gedächtnis.» Sie gingen die schier endlos erscheinende Kiesauffahrt zu Joannas Haus entlang, während Melrose sich über die neuen Onions ausließ, «Der Mörder oder sonstwer mußte das Zeug aus dem Schrankkoffer räumen – ein altes Hochzeitskleid und Seidenschals und was man sonst so in Schrankkoffern findet –, damit er die Leiche hineinstopfen konnte.» Endlich hatten sie die Haustür erreicht. Melrose griff nach dem riesigen Klopfer und ließ ihn fallen. «Ich mußte dabei an Truebloods secrétaire à abattant denken. Die Bücher müssen entweder in Stapeln auf dem Boden gelegen haben, oder aber der liebe Theo hat

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