Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders
stumpf. Und nur der eine. Sobald er das Bewusstsein verloren hatte, waren sie gegangen. Er durchsuchte seine Taschen, fand Geld, Autoschlüssel, Dienstausweis und sonstige Dokumente. Aber klar, es war ja kein Raubüberfall gewesen, sondern eine Botschaft. Hatten sie das nicht selbst gesagt?
Er gab sich alle Mühe aufzustehen. Eine Seite tat ihm weh. Er sah nach, stellte fest, dass er sie sich beim Herunterrollen aufgeschürft hatte. Auch die Stirn wies eine Schramme auf, und aus der Nase blutete er ein bisschen. Er suchte den Boden um sich herum ab, aber er konnte nichts entdecken. Trotzdem versuchte er, so gut es ging herauszufinden, wo genau sie heruntergeschlittert waren, nur für den Fall, dass sie doch etwas zurückgelassen hatten.
Nichts. Er stemmte sich über die Mauer. Ein Taxifahrer sah ihn angewidert an und gab Gas. Er hatte einen Betrunkenen, einen Penner, einen Verlierer gesehen.
LastYear's Man .
Rebus humpelte über die Straße und ins Hotel. Die Frau an der Rezeption streckte schon die Hand nach dem Telefonhörer aus, bereit, Hilfe anzufordern, erkannte ihn aber dann wieder.
»Was ist denn mit Ihnen passiert?«
»Ich bin die Treppe runtergefallen.«
»Brauchen Sie einen Arzt?«
»Nur meinen Schlüssel, bitte.«
»Wir haben einen Erste-Hilfe-Kasten.«
Rebus nickte. »Lassen Sie ihn mir raufbringen.«
Er stieg in die Badewanne, blieb schön lange drin liegen, trocknete sich dann ab und machte eine Bestandsaufnahme der Schäden. Seine Schläfe war vom Schlag mit dem Pistolenknauf geschwollen, und der Kopf tat ihm schlimmer weh als von einem halben Dutzend durchzechter Nächte. Ein paar Dornen hatten sich ihm in die Seite gebohrt, aber er schaffte es, sie mit den Fingernägeln herauszuziehen. Er reinigte die Schürfwunde; es war kein Pflaster nötig.
Mit dem Erste-Hilfe-Kasten war auch ein doppelter Brandy gekommen. Er trank ihn in kleinen Schlucken. Seine Hand zitterte. Dann legte er sich aufs Bett, wählte seine Nummer und hörte den AB ab. Ancram, Ancram, Ancram. Mairie konnte er um diese Uhrzeit nicht mehr anrufen, aber er probierte es bei Brian Holmes. Nach einer ganzen Weile nahm Holmes ab.
»Ja?«
»Brian, ich bin's.«
»Womit kann ich dienen?«
Rebus hatte die Augen zugekniffen; schwierig, am Schmerz vorbeizudenken. »Warum haben Sie mir nicht gesagt, dass Neil ausgezogen ist?«
»Woher wissen Sie das?«
»Ich bin bei Ihnen vorbeigefahren. Ich erkenne eine Junggesellenbude, wenn ich eine sehe. Möchten Sie darüber reden?«
»Nein.«
»Ist es immer noch dasselbe Problem?«
»Sie will, dass ich bei der Polizei aufhöre.«
»Und?«
»Und vielleicht hat sie Recht. Aber ich hab es schon mal versucht, und es ist schwer.«
»Ich weiß.«
»Na ja, es gibt verschiedene Arten aufzuhören.«
»Was meinen Sie damit?«
»Nichts.« Und mehr war nicht aus ihm rauszubekommen. Er wollte über den Spaven-Fall reden. Sein Resümee nach Lektüre der Aufzeichnungen: Ancram würde Absprache wittern, einen sparsamen Umgang mit der Wahrheit;
was keineswegs hieß, dass er deswegen etwas würde unternehmen können.
»Mir ist auch aufgefallen, dass Sie damals einen von Spavens Freunden vernommen hatten, Fergus McLure. Der ist gerade gestorben.«
»Ach nein.«
»Im Kanal ertrunken, drüben bei Ratho.«
»Was hat die Obduktion ergeben?«
»Er hat, bevor er ins Wasser gelangt ist, einen bösen Schlag auf den Kopf bekommen. Wird als verdächtig eingestuft, deswegen...«
»Deswegen?«
»Deswegen würde ich an Ihrer Stelle einen großen Bogen um die Sache machen. Sie wollen Ancram ja nicht noch mehr Munition liefern.«
»Apropos Ancram...«
»Er sucht Sie.«
»Irgendwie hab ich unsere erste Verabredung verpasst.«
»Wo sind Sie?«
»Lieg auf der Nase.« Mit geschlossenen Augen und drei Paracetamol im Magen.
»Ich glaube nicht, dass er die Sache mit Ihrer Grippe geschluckt hat.«
»Sein Problem.«
»Vielleicht.«
»Dann sind Sie also mit Spaven durch?«
»Sieht so aus.«
»Was ist mit diesem Häftling? Der als Letzter mit Spaven gesprochen hatte?«
»Ich bin dran, aber ich glaube, er hat keinen festen Wohnsitz, könnte eine Weile dauern.«
»Ich bin Ihnen wirklich dankbar, Brian. Haben Sie eine Story parat, falls Ancram davon Wind bekommt?«
»Kein Problem. Machen Sie's gut, John.«
»Sie auch, mein Sohn.« Mein So/zw? Wo war das denn hergekommen? Rebus legte auf, griff nach der TV- Fernbedienung, Beachvolleyball würde ihm für heute Nacht vollauf genügen...
Dead
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