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Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders

Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders

Titel: Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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zu, waren drei Bohrinseln zu erkennen. Ein Tanker entfernte sich gerade von einer von ihnen. Hohe Schlote sandten grellgelbe Flammenzungen in den Himmel. Der Pilot erklärte ihnen, dass sie auf dem Weg nach Bannock westlich an den Ölfeldern Ninian und Brent vorbeifliegen würden.
    Später meldete er sich noch einmal über Bordfunk.
    »Da hinten kommt Bannock in Sicht.«
    Rebus schaute über Lumsdens Schulter hinweg, sah die einzelne Plattform langsam aus dem Meer auftauchen. Von den Aufbauten ragte der Fackelschlot am weitesten in die Höhe, aber Flammen waren keine auszumachen. Das lag daran, dass Bannock sich dem Ende seiner wirtschaftlichen Nutzungsdauer näherte. Es verfügte nur noch über sehr geringe Gas- und Ölreserven. Neben dem Schlot erhob sich ein Turm, eine Kreuzung aus Fabrikschornstein und Weltraumrakete. Wie das Fackelrohr war er mit roten und weißen Streifen bemalt. Wahrscheinlich der Bohrturm. Rebus konnte auf dem Inselkörper darunter die Worte T-Bird Oil lesen sowie die Blocknummer 211/7. An einer Kante der Plattform standen drei große Kräne, während eine ganze Ecke von einem Heli-Landeplatz eingenommen wurde: grün gestrichen, in der Mitte ein gelber Kreis und darin der BuchStabe H. Rebus dachte: Eine einzige Bö könnte uns über Bord fegen. Ein Sturz von über fünfzig Metern. An der Unterseite des Inselkörpers hingen orangefarbene Rettungsboote, und in einer anderen Ecke stapelten sich mehrere weiße Wohncontainer. Längsseits der Plattform lag ein Kahn: das Rettungs- und Versorgungsschiff.
    »Hallo«, sagte der Pilot, »was ist denn das?«
    Er hatte ein weiteres Fahrzeug entdeckt, das die Plattform in einem Abstand von sieben-, achthundert Metern umkreiste.
    »Demonstranten«, sagte er. »Blöde Idioten.«
    Lumsden guckte aus seinem Fenster und zeigte nach unten: ein schlankes Boot, orange gestrichen, mit eingeholten Segeln. Es schien dem Rettungsschiff bedenklich nah zu kommen.
    »Die könnten draufgehen«, sagte Lumsden. »Was kein Verlust wäre.«
    »Es geht doch nichts über Bullen mit einer ausgewogenen Weltsicht.«
    Sie schwenkten wieder hinaus aufs Meer, gingen in Querlage und flogen dann den Landeplatz an. Als sie knapp fünfzehn Meter über dem Deck bös ins Schlingern zu geraten schienen, sandte Rebus ein Stoßgebet gen Himmel. Er konnte den Landeplatz unter sich sehen, dann weiße Schaumkronen, dann wieder den Landeplatz. Und dann waren sie auch schon unten, auf einer Art Fischernetz, das über das große weiße H ausgebreitet lag. Die Türen öffneten sich, und Rebus nahm die Kopfhörer ab. Die letzten Worte, die er hörte, waren: »Beim Aussteigen Kopf unten halten!«
    Er hielt beim Aussteigen den Kopf unten. Zwei Männer in orangefarbenen Overalls, mit gelben Schutzhelmen und Ohrenschützern geleiteten sie vom Heli-Landeplatz und verteilten Schutzhelme. Die Ingenieure wurden in die eine, Rebus und Lumsden in die andere Richtung geführt.
    »Jetzt können Sie wahrscheinlich einen Becher Tee brauchen«, sagte ihr Führer. Er bemerkte, dass Rebus Probleme mit seinem Schutzhelm hatte. »Sie können den Riemen innen verstellen.« Er zeigte ihm, wie. Es wehte eine steife Brise, und Rebus äußerte sich entsprechend. Der Mann lachte.
    »Das nennen wir Totenflaute!«, brüllte er in den Wind.
    Rebus verspürte das dringende Bedürfnis, sich an irgendwas festzuhalten. Es war nicht nur der Wind, es war das Gefühl von Fragilität, das die ganze Konstruktion vermittelte. Er hatte erwartet, Öl zu sehen und zu riechen, aber das augenfälligste Element hier draußen war nicht Erdöl, sondern Meerwasser. Die Nordsee umgab ihn von allen Seiten, wuchtig im Vergleich zu diesem Krümel aus zusammengeschweißtem Metall. Sie drängte sich ihm in die Lunge; ihre salzigen Böen brannten an seinen Wangen. Sie türmte sich zu gewaltigen Wogen auf, als wollte sie ihn verschlingen. Sie wirkte weiter als der Himmel, der sie überspannte, eine Gewalt, wie sie in der Natur nicht bedrohlicher zu finden war. Der Führer lächelte.
    »Ich weiß, was Sie denken. Als ich zum ersten Mal hier rauskam, habe ich das Gleiche gedacht.« Rebus nickte. Die Nationalisten sagten, es sei Schottlands Erdöl, die Erdölfirmen besaßen nur die Nutzungsrechte, aber die Realität erzählte eine ganz andere Geschichte: Das Erdöl gehörte der See, und die See hatte nicht vor, es kampflos herzugeben.
    Sie folgten ihrem Führer in die relative Sicherheit der Kantine. Es war ein sauberer, stiller Raum mit gemauerten

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