Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders

Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders

Titel: Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
Vom Netzwerk:
Orangensaft. Er hielt die Hände ausgestreckt vor sich; den Tatterich konnte er auf die Nachwirkungen des Schocks schieben.
    In der Broschüre las er zwei Anekdoten, die ihm gefielen: Er erfuhr, dass ein derrick , wie ein Bohrturm auch genannt wurde, seinen Namen von einem englischen Henker des 17. Jahrhunderts hatte; und dass das erste Erdöl in der Cruden Bay an Land gekommen war, wo Bram Stoker einmal Ferien gemacht hatte. Von einer Form von Vampirismus zur anderen... bloß, dass die Broschüre es nicht so darstellte.
    Vor ihm stand ein Monitor, auf dem ein Sicherheitsvideo lief. Es zeigte, was man tun sollte, falls der Hubschrauber in die Nordsee fiel. Auf dem Video sah das alles sehr profimäßig aus: Niemand geriet in Panik. Die Passagiere glitten aus ihren Sitzen, zogen die aufblasbaren Rettungsinseln hervor und ließen sie auf den glatten Fluten eines Hallenschwimmbads zu Wasser.
    »Lieber Himmel, was ist denn mit Ihnen passiert?«
    Er hob den Blick. Ludovic Lumsden stand vor ihm, eine zusammengefaltete Zeitung in der Jacketttasche, einen Becher Kaffee in der Hand.
    »Ein Überfall«, sagte Rebus. »Sie wissen nicht zufällig was darüber?«
    »Ein Überfall?«
    »Zwei Männer haben mir gestern Nacht vor dem Hotel aufgelauert. Haben mich über die Mauer in den Garten geworfen, mir anschließend eine Kanone an den Kopf gehalten.« Rebus rieb sich die Beule an seiner Schläfe. Sie fühlte sich schlimmer an, als sie aussah.
    Lumsden nahm ein paar Sitze weiter Platz, sah ihn entgeistert an. »Haben Sie die erkannt?«
    »Nein.«
    Lumsden stellte seinen Kaffee auf den Boden. »Haben die Ihnen etwas abgenommen?«
    »Sie wollten nichts von mir. Sie hatten nur eine Botschaft für mich.«
    »Was?«
    Rebus tippte sich an die Schläfe. »Ein Schlag da drauf.« Lumsden runzelte die Stirn. »Das war die Botschaft?«
    »Vermutlich erwartete man von mir, dass ich zwischen den Zeilen lese. Sie könnten mir das nicht zufällig in Klartext übersetzen?«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Nichts.« Rebus starrte ihn durchdringend an. »Was machen Sie hier?« Lumsdens Blick war auf den Steinfußboden gerichtet. »Ich begleite Sie.«
    »Warum?«
    »Als Verbindungsbeamter. Sie besuchen eine Bohrinsel. Ich muss dabei sein.«
    »Um mich im Auge zu behalten?«
    »Es ist Vorschrift.« Er sah auf den Bildschirm. »Machen Sie sich wegen einer Notwasserung keinen Kopf, ich hab das Training mitgemacht. Letztlich läuft's darauf hinaus, dass einem ab dem Aufprall noch zirka fünf Minuten Zeit bleiben.«
    »Und danach?«
    »Exitus durch Unterkühlung.« Lumsden nahm seinen Kaffee auf, trank einen Schluck. »Also beten wir, dass wir da draußen nicht in einen Sturm geraten.«
    Nach dem Flughafen Sumburgh kam nur noch die See und der weiteste Himmel, den Rebus je gesehen hatte. Der zweimotorige Puma flog niedrig und laut. In der Kabine war es beklemmend eng, und in den Überlebensanzügen, die sie hatten anziehen müssen, nicht minder. Rebus steckte in einem knallorangefarbenen Einteiler mit Haube. Man hatte ihm befohlen, den Reißverschluss bis hinauf zum Kinn geschlossen zu halten.
    Der Pilot wollte eigentlich auch, dass er die Haube aufbehielt, aber wie Rebus feststellte, spannte das Teil im Sitzen dann so, dass der Schritt des Anzugs ihm den Hodensack zu halbieren drohte. Er hatte schon früher, während seiner Militärzeit, in Helis gesessen, aber immer nur für ganz kurze Strecken. Designmäßig mochte sich im Lauf der Jahre einiges geändert haben, aber leiser als die alten Eimer, die die Army seinerzeit eingesetzt hatte, war der Puma nicht. Allerdings trugen jetzt alle Kopfhörer, durch die der Pilot zu ihnen sprechen konnte. Außer ihnen flogen noch zwei weitere Männer mit, Maschineningenieure. Von da oben wirkte die Nordsee ruhig, ein sanftes Steigen und Fallen zeigte die Strömungen an. Das Wasser sah schwarz aus, aber das kam nur von den Wolkenschatten. Die Broschüre hatte sich in aller Ausführlichkeit über Maßnahmen gegen die Umweltverschmutzung verbreitet. Rebus versuchte, sein Buch zu lesen, aber ohne Erfolg. Es vibrierte auf seinen Knien, so dass die Worte verschwammen, und auf die Handlung konnte er sich ohnehin nicht konzentrieren. Lumsden blickte aus dem Fenster, schielte in das grelle Licht. Rebus wusste, dass er ihn im Auge behielt, und zwar deshalb, weil Rebus vergangene Nacht einen wunden Punkt berührt hatte. Lumsden tippte ihm auf die Schulter, deutete nach draußen.
    Schräg unter ihnen, ein Stück nach Osten

Weitere Kostenlose Bücher