Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders
Crude
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Erdöl: schwarzes Gold. Die Rechte an der Exploration und Ausbeutung der Nordseefelder waren schon vor langer Zeit aufgeteilt worden. Die Erdölfirmen investierten einen Haufen Geld in diese erste Phase der Erforschung. Es kam durchaus vor, dass sich in einem Block überhaupt kein Öl oder Gas fand. Schiffe voll wissenschaftlichem Gerät wurden hinausgeschickt, die gewonnenen Daten untersucht und diskutiert - alles bevor auch nur eine einzige Probebohrung durchgeführt wurde. Die Lagerstätten konnten ohne weiteres dreitausend Meter unter dem Meeresboden liegen; Mutter Natur riss sich nicht gerade darum, ihre verborgenen Schätze preiszugeben. Aber ihre Zurückhaltung wurde von den technischen Möglichkeiten der Plünderer noch übertroffen: Wassertiefen von zweihundert Metern stellten für sie kein Problem mehr dar. Ja, die jüngsten Funde - Atlantiköl, zweihundert Kilometer westlich von Shetland -lagen sogar in einer Wassertiefe von vier- bis sechshundert Metern.
War die Probebohrung erfolgreich und erwies sich eine Lagerstätte als der Investition wert, wurde eine Produktionsplattform samt aller dazugehörigen Module errichtet. In manchen Teilen der Nordsee war das Wetter zu unberechenbar für die Beladung von Tankern, und so mussten Pipelines verlegt werden; die Brent- und Ninian-Pipelines beförderten Rohöl direkt nach Sullom Voe, während andere Pipelines Erdgas nach Aberdeenshire transportierten. Trotz alledem zeigte sich das Öl immer noch widerspenstig. Auf vielen Feldern konnte man lediglich damit rechnen, vierzig bis fünfzig Prozent der vorhandenen Bestände fördern zu können, aber andererseits konnten sich diese Bestände durchaus auf anderthalb Milliarden Barrel belaufen.
Dann war da die Plattform selbst - manchmal bis zu dreihundert Meter hoch, ein Stahlmantel von vierzigtausend Tonnen Gewicht, bedeckt mit achthundert Tonnen Farbe, wozu noch Module und Gerät mit einem Gesamtgewicht von weiteren dreißigtausend Tonnen hinzukamen. Das waren astronomische Zahlen. Rebus versuchte, sie sich vorzustellen, gab es aber bald auf und begnügte sich damit, ehrfurchtsvoll zu staunen. Er hatte bisher nur ein einziges Mal eine Bohrinsel gesehen, als er Verwandte in Methil besucht hatte. Die von Fertigbungalows gesäumte Straße führte hinunter zur Werft, wo ein dreidimensionales Stahlgitter auf der Seite lag und dabei turmhoch in den Himmel ragte. Schon aus anderthalb Kilometern Entfernung war es ein spektakulärer Anblick gewesen. Er erinnerte sich jetzt daran, als er die Hochglanzfotos in der Broschüre anstarrte: eine ganze Broschüre ausschließlich über Bannock. Die Plattform, las er, enthielt fünfzehnhundert Kilometer verlegte Elektrokabel und konnte fast zweihundert Arbeiter aufnehmen. Sobald das Stahlgehäuse zum Ölfeld geschleppt und dort verankert worden war, wurden darauf mehr als ein Dutzend verschiedene Module montiert: von den Unterkünften bis hin zur Erdöl-und-Gas-Trennanlage. Die ganze Konstruktion war so konzipiert, dass sie Windgeschwindigkeiten von bis zu hundert Knoten und Stürmen mit dreißig Meter hohen Wellen standhalten konnte.
Rebus hoffte heute auf ruhige See.
Er saß in einem Warteraum des Dyce Airport, nur ein bisschen nervös wegen des bevorstehenden Flugs. Die Broschüre versicherte ihm, dass in »solch einer potentiell gefährlichen Umwelt« der allergrößte Wert auf Sicherheit gelegt wurde, und zeigte ihm Fotos von Feuerlöschteams, einem im ständigen Einsatz befindlichen Rettungs- und Versorgungsschiff und voll ausgerüsteten Rettungsbooten. »Piper Alpha war uns eine Lehre.« Die Piper-Alpha- Plattform, nordöstlich von Aberdeen gelegen, war in einer Sommernacht des Jahres 1988 explodiert, über hundertsechzig Tote.
Sehr beruhigend.
Der Hilfsarbeiter, der ihm die Broschüre gab, hatte gemeint, er hoffe, Rebus habe sich etwas zum Lesen mitgenommen.
»Warum?«
»Weil der Flug insgesamt drei Stunden dauern kann und es die meiste Zeit über zu laut zum Reden ist.«
Drei Stunden. Rebus war in den Flughafenladen gegangen und hatte sich ein Buch gekauft. Er wusste, dass der Flug zwei Etappen umfasste: zuerst nach Sumburgh und dann mit einem Helikopter vom Typ Super Puma raus nach Bannock. Drei Stunden hin, drei Stunden zurück. Er gähnte, sah auf die Uhr. Es war noch nicht acht. Das Frühstück hatte er ausfallen lassen; ihm gefiel die Vorstellung nicht, es während des Flugs wieder loszuwerden.
Sein Verzehr an dem Morgen: vier Paracetamol und ein Glas
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