Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders
eingebrochen worden.«
»Tut mir Leid, das zu hören. Was wurde gestohlen?«
»Nichts. Das war der Schnitzer. Ich dachte, das sollten Sie denen sagen.« Ancram lachte. »Sie glauben, ich hätte was damit zu tun?«
»Ja.«
»Warum?«
»Ich hatte gehofft, Sie würden mir das sagen. Irgendwie drängt sich einem das Wort >Polizeiterror‹ auf.« Als er das gesagt hatte, fiel ihm das Justice Programme ein: Wie verzweifelt waren die TV-Fritzen? Verzweifelt genug, um einen kleinen Einbruch zu begehen? Er konnte es sich nicht vorstellen, nicht bei Kayleigh Burgess. Eamonn Breen allerdings war ein ganz anderes Kaliber...
»Hören Sie, das ist eine ziemlich ernste Unterstellung. Ich glaube nicht, dass ich mir das anhören möchte. Warum beruhigen Sie sich nicht und denken noch einmal darüber nach?«
Rebus war gerade dabei. Er legte ohne ein weiteres Wort auf und zog seine Brieftasche aus dem Jackett. Sie war voll von Zetteln, Quittungen, Visitenkarten. Er fischte die von Kayleigh Burgess heraus, wählte ihre Büronummer.
»Sie ist heute Nachmittag leider nicht im Haus«, erklärte ihm eine Sekretärin. »Kann ich ihr etwas ausrichten?«
»Wie steht's mit Eamonn?« Bemüht, wie ein Freund zu klingen. »Ist er zufällig da?«
»Ich frag nach. Wie ist Ihr Name?«
»John Rebus.«
»Bleiben Sie bitte am Apparat.« Rebus blieb. »Nein, tut mir Leid, Eamonn ist auch nicht da. Soll ich ihm sagen, dass Sie angerufen haben?«
»Nein, ist schon gut, ich treff ihn später. Trotzdem danke.«
Rebus ging noch einmal, jetzt aufmerksamer, durch die Wohnung. Im ersten Moment hatte er an einen schlichten Einbruch gedacht; im zweiten an eine fingierte Aktion, mit der man ihn mürbe machen wollte. Jetzt aber überlegte er sich, was jemand sonst gesucht haben mochte. Es war nicht leicht festzustellen: Siobhan und ihre Kollegen hatten die Wohnung nicht gerade so hinterlassen, wie sie sie vorgefunden hatten. Andererseits waren sie auch nicht besonders gründlich vorgegangen. Zum Beispiel hatten sie sich in der Küche nicht weiter aufgehalten und den Schrank, in dem er all seine Zeitungen und Zeitungsausschnitte aufbewahrte, gar nicht aufgemacht.
Aber irgendjemand schon. Rebus wusste, welchen Ausschnitt er zuletzt gelesen hatte, und der lag nicht mehr zuoberst im Stapel. Er war drei, vier Etagen nach unten gewandert. Vielleicht Jack... nein, er glaubte nicht, dass Jack herumgeschnüffelt hatte. Aber irgendjemand hatte es getan. Ganz eindeutig.
Als Jack zurückkehrte, fand er Rebus in Jeans und einem knalligen T-Shirt mit der Aufschrift DANCING PIGS vor. Zwei Trachtengruppier waren vorbeigekommen, um den Schaden zu begutachten und sich ein paar Notizen zu machen. Sie hatten Rebus ein Aktenzeichen gegeben. Er würde das für seine Versicherung brauchen.
Rebus hatte schon ein paar Möbel aus dem Wohnzimmer in die Diele geschafft und alles Übrige mit einer Plane abgedeckt. Die zweite Plane breitete er über den Teppich und hängte das Gemälde mit dem Fischerboot von der Wand ab.
»Das gefällt mir«, sagte Jack.
»Ein Geschenk von Rhona zu meinem ersten Geburtstag nach unserer Heirat. Sie hatte es auf einem Kunstgewerbemarkt erstanden, dachte, es würde mich an Fife erinnern.« Während er sprach, betrachtete er kopfschüttelnd das Bild.
»Ich nehme an, das tat es nicht?«
»Ich komme aus Westfife - Bergarbeiterdörfer, raue Gegend -, nicht aus dem Ostzipfel.« Mit seinen pittoresken Angelkörben und Touristen und Seniorenheimen. »Ich glaube nicht, dass sie das je verstanden hat.« Er trug das Bild in die Diele.
»Ich kann nicht glauben, dass wir das wirklich machen«, sagte Jack.
»Und noch dazu während der Dienstzeit. Was möchten Sie lieber, die Wände streichen, die Tür abbeizen oder das Schloss einbauen?«
»Streichen.« In seinem Blaumann sah Jack richtig zünftig aus. Rebus gab ihm die Rolle, griff dann unter die Plane und schaltete die Anlage ein. Stones, Exile on Main Street . Passte genau. Sie machten sich an die Arbeit.
23
Sie legten eine Pause ein und gingen auf der Marchmont Road Lebensmittel einkaufen. Jack behielt den Overall an, meinte, da habe er das Gefühl, verdeckt zu ermitteln. Er hatte einen Farbfleck im Gesicht, aber das störte ihn nicht weiter. Die Sache machte ihm sichtlich Spaß. Er hatte die Stones stimmlich begleitet, auch wenn er den Text nicht immer wusste. Sie kauften größtenteils Junkfood, reine Kohlenhydrate, legten aber dann noch vier Äpfel und ein paar Bananen dazu. Jack fragte Rebus,
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