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Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders

Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders

Titel: Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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etwas zu trinken, war übermächtig, aber er würde es nicht tun, noch nicht. Vielleicht später, vielleicht irgendwann. Leute starben, und man konnte sie nicht ins Leben zurückholen. Manche starben eines gewaltsamen Todes, entsetzlich jung, ohne zu wissen, warum es ausgerechnet sie getroffen hatte. Rebus fühlte sich von Gespenstern umgeben, die ihn anschrien, anbettelten, kreischten...
    »John?«
    Er sah vom Schreibtisch auf. Jack stand mit einem Becher Kaffee in der einen und einem Brötchen in der anderen Hand da. Rebus blinzelte, seine Vision verblasste. Es war ihm, als sähe er Jack durch ein Hitzeflimmern.
    »Herrgott, Mann, was ist los?«
    Er wischte sich mit der Hand über Mund und Nase. Er wusste, dass er geweint hatte, und zog ein Taschentuch heraus. Jack stellte Becher und Brötchen hin und legte ihm einen Arm um die Schultern, drückte sanft.
    »Weiß auch nicht, was mit mir los ist«, sagte Rebus und putzte sich die Nase.
    »Doch, tust du«, sagte Jack leise.
    »Ja, tu ich«, gab Rebus zu. Er sammelte die Fotos und Zeitungen ein und stopfte sie alle wieder in ihre Kartons.
    »Hört auf, mich so anzustarren.«
    »Wie, >so‹?«
    »Ich hab nicht mit dir geredet.«
    Jack lehnte sich an einen Schreibtisch. »Ziemlich am Ende, was?«
    »Sieht so aus, ja.«
    »Wird Zeit, dass du dir was überlegst.«
    »Ach, dauert bestimmt noch 'ne Weile, bis Stanley und Eve aufkreuzen.«
    »Du weißt, dass ich das nicht...«
    »Ja, ja, ich weiß. Und du hast Recht: Wird Zeit, dass ich mir was überlege. Bloß, wo fang ich an? Nein, sag nichts -bei der Schnapskirche?«
    Jack zuckte lediglich die Achseln. »Deine Entscheidung.«
    Rebus nahm das Brötchen und biss hinein, aber der Kloß in seinem Hals machte es ihm fast unmöglich zu schlucken. Er spülte mit Kaffee nach und schaffte es irgendwie, das Brötchen aufzuessen. Dann fiel ihm ein, dass er noch einen Anruf zu erledigen hatte: eine Nummer in Shetland.
    »Bin gleich wieder da«, sagte er zu Jack.
    In der Toilette wusch er sich das Gesicht. Im Weiß seiner Augen bemerkte er winzige rote, aufgeplatzte Äderchen. Er sah aus wie nach einer Sauftour.
    »Stocknüchtern«, murmelte er und ging zum Telefon. Briony, Jake Harleys Freundin, nahm ab.
    »Ist Jake da?«, fragte Rebus.
    »Nein, tut mir Leid.«
    »Briony, ich war vor ein paar Tagen bei Ihnen, DI Rebus.«
    »Ach ja.«
    »Hat er sich in der Zwischenzeit gemeldet?«
    Eine lange Pause. »Entschuldigung, ich hab Sie nicht verstanden. Die Verbindung ist nicht so doli.« Rebus fand sie ausgezeichnet. »Ich sagte: Hat er sich in der Zwischenzeit gemeldet?«
    »Nein.«
    »Nein?«
    »Hab ich doch gesagt, oder?« Jetzt gereizt.
    »Okay, okay. Sind Sie nicht ein bisschen besorgt?«
    »Weswegen?«
    »Jake.«
    »Warum sollte ich?«
    »Na ja, er ist allein unterwegs und hätte schon zurück sein sollen. Vielleicht ist ihm ja was passiert.«
    »Ihm geht's gut.«
    »Woher wissen Sie das?
    »Ich weiß es eben!«, schrie sie jetzt fast.
    »Beruhigen Sie sich. Sehen Sie, was ich nicht kapiere -«
    »Lassen Sie uns einfach in Frieden!« Und dann war die Leitung tot.
    Uns . Lassen Sie uns in Frieden. Rebus starrte auf den Hörer.
    »Ich hab sie bis hierher gehört«, sagte Jack. »Klingt so, als war sie kurz vorm Zusammenklappen.«
    »Kommt mir auch so vor.«
    »Probleme mit dem Freund?«
    »Eher Freund mit Problemen.« Er legte auf. Es klingelte.
    »DI Rebus.«
    Es war die Pforte, sein erster Besucher sei jetzt da.
    Eve sah ziemlich genauso aus wie an dem Abend in der Bar von Rebus' Hotel - ganz Geschäftsfrau; ihr Kostüm diesmal statt vamprot von einem konservativen Blau, an Handgelenken, Fingern und Hals Goldschmuck und dieselbe goldene Spange, die die wasserstoffblonden Haare zusammenhielt. Sie hatte eine Handtasche bei sich, die sie unter den Arm klemmte, als sie ihren Besucherausweis ansteckte.
    »Wer ist Madeleine Smith?«, fragte sie, während sie die Treppe hinaufstiegen.
    »Ich hab den Namen aus einem Buch. Ich glaube, sie war eine Mörderin.« Sie bedachte Rebus mit einem zugleich kühlen und amüsierten Blick.
    »Hier lang«, sagte Rebus. Er führte sie zum Bible-John-Zimmer, wo Jack sie erwartete. »Jack Morton«, stellte Rebus ihn vor. »Eve... Ihren Nachnamen weiß ich nicht. Nicht Toal, oder?«
    »Cudden«, sagte sie kalt.
    »Setzen Sie sich, Ms. Cudden.«
    Sie nahm Platz, holte aus der Handtasche ihre schwarzen Zigaretten. »Darf ich?«
    »Eigentlich«, sagte Jack in bedauerndem Ton, »ist hier Rauchen verboten. Und

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