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Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders

Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders

Titel: Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Erdölindustrie zu tun. Rebus ließ die Leute im Geist Revue passieren, die er in den letzten Tagen kennen gelernt hatte, von Major Weir bis hin zu Walt, der ihn auf Bannock herumgeführt hatte. Es war eine Ironie des Schicksals, dass der Mann, dessentwegen er überhaupt hier war, nämlich Allan Mitchison, nicht nur mit der Erdölindustrie zu tun hatte, sondern gleichzeitig auch der einzige Kandidat war, der mit Sicherheit ausschied, da er zum Zeitpunkt von Vanessa Holdens Tod schon tot war. Rebus hatte Mitchisons wegen Schuldgefühle. Sein Fall ging allmählich in Serienmorden unter. Er war nur ein Job, etwas, das Rebus erledigen musste. Aber er saß ihm nicht im Nacken wie der Johnny-Bible-Fall, wie etwas, das er entweder auswürgen oder an dem er ersticken musste.
    Aber er war nicht der Einzige, der sich für Johnny interessierte. Jemand hatte bei ihm eingebrochen und Bibliotheksleihkarten überprüfen lassen. Jemand, der eine falsche Identität verwendete. Jemand, der etwas zu verbergen hatte. Kein Reporter, kein anderer Polizist. Konnte Bible John wirklich noch auf freiem Fuß sein?
    Irgendwo untergetaucht, bis er von Johnny Bible aufgescheucht worden war? Wütend über den Nachahmer, über dessen Dreistigkeit und die Tatsache, dass er seinen Fall wieder ins Gespräch brachte? Nicht nur wütend, sondern auch in die Defensive gedrängt - äußerlich wie innerlich: aus Angst, erkannt und gefasst zu werden; aus Angst, nicht mehr das Furcht erregende, ungreifbare Märchenschreckgespenst zu sein.
    Ein neues Schreckgespenst für die Neunziger, jemand, vor dem man sich wieder fürchten konnte. Ein Mythos, ausgetilgt und durch einen neuen ersetzt.
    Ja, Rebus konnte es spüren. Er spürte Bible Johns Hass auf den jungen Prätendenten. Spürte, dass er sich durch den Nachahmer keineswegs geschmeichelt fühlte, nicht im Mindesten geschmeichelt...
    Und er weiß, wo ich wohne, dachte Rebus. Er ist da gewesen, hat meine Obsession erkannt und sich gefragt, wie weit ich wohl zu gehen bereit wäre. Aber warum? Warum sollte er sich so in Gefahr bringen, am helllichten Tag in eine Wohnung einzubrechen? Und wozu? Um etwas Bestimmtes zu finden? Aber was? Rebus wälzte die Fragen in seinem Kopf, überlegte, ob ein Drink ihm helfen würde, kam bis zum Safe, ehe er kehrtmachte und mitten im Zimmer stehen blieb, am ganzen Leib bebend vor Verlangen.
    Im Hotel schienen alle zu schlafen; es war leicht, sich vorzustellen, dass das ganze Land schlief. Stemmons und Füller, Uncle Joe, Major Weir, Johnny Bible... im Schlaf war jeder unschuldig. Rebus trat an die Verbindungstür und schloss sie auf. Eves Tür war nur angelehnt. Lautlos öffnete er sie. In ihrem Zimmer herrschte Dunkelheit. Die Vorhänge waren zugezogen. Das Licht aus seinem Zimmer fiel wie ein langer Pfeil, der auf das breite Bett wies, auf den Fußboden. Sie lag auf der Seite, ein Arm auf der Decke. Ihre Augen waren geschlossen. Er tat einen Schritt in den Raum, jetzt nicht mehr bloß Voyeur, sondern Eindringling. Dann blieb er stehen und betrachtete sie. Vielleicht wäre er noch eine ganze Weile so stehen geblieben.
    »Ich habe mich schon gefragt, wie lange du noch brauchen würdest«, sagte sie.
    Rebus ging zu ihr. Sie streckte ihm die Arme entgegen. Sie war nackt unter der Decke, warm und duftend. Er setzte sich aufs Bett, nahm ihre Hände in seine.
    »Eve«, sagte er leise, »du musst mir einen Gefallen tun, bevor du gehst.« Sie setzte sich auf. »Diesen nicht mitgezählt?«
    »Diesen nicht mitgezählt.«
    »Was?«
    »Ich möchte, dass du Judd Füller anrufst. Sag ihm, du müsstest ihn sehen.«
    »Du solltest dich besser von ihm fern halten.«
    »Ich weiß.«
    Sie seufzte. »Aber du kannst nicht?« Er nickte, und sie berührte seine Wange mit dem Handrücken. »Okay, aber dafür musst du mir auch einen Gefallen tun.«
    »Welchen?«
    »Nimm dir den Rest der Nacht frei.«
    Er wachte am Morgen allein in ihrem Bett auf, sah nach, ob sie ihm ein paar Zeilen oder sonst was hinterlassen hatte, aber dafür war sie nicht der Typ.
    Er ging durch die offene Verbindungstür und schloss hinter sich ab, dann schaltete er das Licht in seinem Zimmer aus. Es klopfte. Jack. Rebus zog Slip und Hose an und war schon fast an der Tür, als ihm etwas einfiel. Er kehrte zum Bett zurück, nahm die Pralinen vom Kissen, schlug die Decke zurück und zerwühlte sie, drückte eine runde Delle in eines der Kissen und öffnete dann.
    Aber es war gar nicht Jack, sondern ein Kellner mit einem Tablett in

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