Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders
Artikel studiert, Fotokopien der relevanten Seiten bestellt... Material für sein Privatarchiv zusammengetragen.
»Und der geheimnisvolle Journalist?«
»Keine Ahnung. Ich bekam eine Personenbeschreibung, aber die bringt uns auch nicht weiter: Anfang fünfzig, groß, blond...«
»Engt die Auswahl nicht allzusehr ein, hm? Aber warum das Interesse an den neueren Zeitungen? Nein, Moment mal... er suchte nach missglückten Versuchen.«
Siobhan nickte. »War auch mein Gedanke. Und gleichzeitig hat er sich nach Leuten erkundigt, die sich für den alten Fall, Bible John, interessiert hatten. Es mag verrückt klingen, aber vielleicht ist Bible John irgendwo da draußen auf der Suche nach seinem Nachahmer. Das Problem ist...
wer immer es war, er kennt jetzt Ihren Namen und Ihre Adresse.«
»Schön, wenn man einen Fan hat.« Rebus überlegte einen Augenblick. »Diese anderen Namen... kann ich die mal sehen?«
Sie blätterte ihren Notizblock durch, bis sie die entsprechende Seite fand. Ein Name sprang ihm sofort ins Auge: Peter Manuel.
»Was gefunden?«, fragte sie.
Rebus tippte mit dem Finger darauf. »Nicht sein richtiger Name. Manuel war ein Mörder in den Fünfzigerjahren.«
»Ja, aber wer ist er dann...?«
Informiert sich über Bible John, benutzt den Namen eines Mörders. »Johnny Bible«, sagte Rebus leise.
»Ich sollte mich besser noch mal mit diesem Bibliothekar unterhalten.«
»Morgen als Allererstes«, empfahl Rebus. »Können Sie dafür sorgen, dass Gill Templer das hier bekommt?«
»Klar.« Sie schüttelte den Umschlag. Die Kassette klapperte. »Etwas, wovon ich wissen sollte?«
»Ganz gewiss nicht.«
Sie lächelte. »Jetzt haben Sie mich neugierig gemacht.«
»Dann schlucken Sie was dagegen.« Er wandte sich ab und entfernte sich. Er wollte nicht, dass sie sah, wie mitgenommen er war. Jemand anders machte ebenfalls Jagd auf Johnny Bible - jemand, der jetzt Rebus' Namen und Adresse kannte. Siobhans Worte: Bible John... auf der Suche nach seinem Nachahmer . Personenbeschreibung: groß, blond, Anfang fünfzig. Das Alter passte zu Bible John. Wer immer es war, er kannte Rebus' Adresse... und jemand hatte in seiner Wohnung eingebrochen, zwar nichts gestohlen, aber seine Zeitungen und Ausschnitte durchwühlt.
Bible John... auf der Suche nach seinem Nachahmer.
»Was macht die Untersuchung?«, rief ihm Siobhan nach.
»Welche?«
»Spaven.«
»Keinerlei Ärger.« Er blieb stehen, drehte sich wieder um. »Ach übrigens, wenn Sie wirklich nichts zu tun haben...«
»Ja?«
»Johnny Bible: Er könnte irgendwas mit Erdöl zu tun haben. Das letzte Opfer arbeitete für Ölfirmen und ging mit Erdölmännern aus. Das erste hatte am RGIT studiert, Geologie, glaube ich. Finden Sie raus, ob das was mit Erdöl zu tun hat, und stellen Sie fest, ob es etwas gibt, das wir mit Opfer zwei und drei in Verbindung bringen könnten.«
»Sie glauben, er wohnt in Aberdeen?«
»Im Moment würde ich einiges darauf wetten.«
Dann war er weg. Nur noch eine letzte Zwischenstation vor der langen Fahrt nach Norden. Bible John fuhr durch die Straßen von Aberdeen.
Die Stadt war ruhig. So mochte er sie. Der Abstecher nach Glasgow hatte sich als nützlich erwiesen - als noch nützlicher allerdings das vierte Opfer.
Aus dem Hotelcomputer hatte er eine Liste von zwanzig Firmen gezogen. Zwanzig Gäste des Fairmount Hotels, die in den Wochen vor Judith Cairns' Ermordung mit Geschäfts-Kreditkarten bezahlt hatten. Zwanzig Firmen mit Sitz im Nordosten. Zwanzig Personen, die er überprüfen musste - und von denen eine der Parvenü sein konnte.
Er hatte mit den Gemeinsamkeiten zwischen den einzelnen Opfern jongliert, und Nummer eins und vier lieferten ihm eine Antwort: Erdöl. Erdöl war der gemeinsame Nenner. Opfer Nummer eins hatte am Robert Gordon's Geologie studiert: im Nordosten Schottlands war das Studium der Geologie in weiten Teilen gleichbedeutend mit Methoden der Erdölexploration. Die Firma von Nummer vier zählte Mineralölfirmen und deren Zulieferbetriebe zu ihren wichtigsten Kunden. Er suchte also nach jemandem mit engen Beziehungen zur Erdölindustrie - nach jemandem, der ihm in vielfacher Hinsicht ähnelte. Diese Tatsache hatte ihn erschüttert. Auf der einen Seite ließ sie es noch dringender erscheinen, den Parvenü zur Strecke zu bringen; auf der anderen machte es das Spiel weit gefährlicher. Es war nicht die Gefahr für Leib und Leben - diese Angst hatte er schon vor langer Zeit überwunden. Es war die Gefahr, seine
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