Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders
er ihm zuwinkte, und kam herein.
»Sieht das Meer nicht richtig blau aus?«
»Genau wie du in zwei Minuten ausgesehen hättest.«
»Und der Himmel... unglaublich.«
»Mach mir jetzt bloß nicht einen auf New Age, Jack. Sehen wir zu, dass wir diese Strampelanzüge loswerden. Ich glaube, unsere Eskorte mit dem Escort ist gerade vorgefahren.«
Bloß dass es ein Astra war, den seine drei Insassen ordentlich ausfüllten, besonders da der Fahrer wie eine Felsformation gebaut war. Sein - unbemützter - Kopf streifte die Decke des Wageninneren. Seine Stimme war dieselbe wie die am Telefon. Er hatte Rebus die Hand geschüttelt, als begrüße er einen ausländischen Würdenträger.
»Sind Sie schon mal auf Shetland gewesen?«
Jack schüttelte den Kopf; Rebus gab zu, schon einmal da gewesen zu sein, ging aber nicht weiter ins Detail.
»Und wo darf ich Sie hinfahren?«
»Zu Ihrem Posten«, erwiderte Rebus aus der Enge des Fonds. »Wir setzen Sie dort ab, und wenn wir fertig sind, bringen wir den Wagen wieder zurück.«
Der Uniformierte - er hatte sich als Alexander Forres vorgestellt - brachte seine Enttäuschung dröhnend zum Ausdruck. »Aber ich bin seit zwanzig Jahren dabei!«
»Und?«
»Das wäre meine allererste Morduntersuchung!«
»Sergeant Forres, wir sind nur hier, um mit einem Freund des Opfers zu sprechen. Das sind Hintergrundermittlungen - reine Routine und stinklangweilig.«
»Ach, aber trotzdem... Ich hatte mich richtig darauf gefreut.«
Sie fuhren die A 970 entlang in Richtung Lerwick, das knapp vierzig Kilometer nördlich von Sumburgh lag. Der Wind rüttelte den Wagen durch, und Forres umklammerte das Lenkrad mit seinen Pranken wie ein Oger, der einem Säugling die Gurgel zudrückt. Rebus beschloss, das Thema zu wechseln.
»Schöne Straße.«
»Mit Erdölgeld gebaut«, sagte Forres.
»Wie gefällt's Ihnen, von Inverness aus verwaltet zu werden?«
»Wer sagt, dass es so ist? Glauben Sie vielleicht, die kommen uns jede Woche hier überprüfen?«
»Ich schätze, nicht.«
»Da schätzen Sie richtig, Inspector. Das ist wie in Lothi-an und Borders - wie oft macht sich jemand die Mühe, von Fettes runter nach Hawick zu fahren?« Forres sah Rebus im Rückspiegel an. »Bilden Sie sich bloß nicht ein, wir wären hier oben alles Vollidioten, die es gerade mal eben fertig kriegen, beim nächsten Up-Helly-Aa ein Streichholz an das Schiff zuhalten.«
»Up-Helly was?«
»Du weißt schon, John, wo die ein Wikingerschiff verbrennen«, erklärte Jack.
»Am letzten Dienstag im Januar.«
»Komische Art zu heizen«, murmelte Rebus.
»Er ist ein geborener Zyniker«, erklärte Jack dem Sergeant.
»Tja, war traurig für ihn, wenn er auch als solcher enden würde.« Forres hatte den Blick noch immer nicht vom Rückspiegel gewandt.
In der Peripherie von Lerwick kamen sie an hässlichen Fertighäusern vorbei, die, wie Rebus annahm, irgendwelchen Erdölfirmen gehörten. Die Polizeiwache befand sich in der Neustadt. Sie setzten Forres ab. Er ging hinein, um ihnen eine Landkarte von Mainland zu holen.
»Nicht dass Sie sich besonders verfahren könnten«, sagte er. »Mehr als die drei großen Straßen gibt's hier eigentlich nicht.«
Rebus warf einen Blick auf die Karte und sah, was Forres meinte. Mainland hatte ungefähr die Form eines Kreuzes; die A 970 bildete dessen senkrechten Balken, die 971 und die 968 dessen Arme. Brae lag noch einmal so weit nördlich wie Lerwick vom Flughafen. Rebus würde fahren, Jack navigieren - Jacks Entscheidung; so, sagte er, würde er etwas von der Landschaft mitbekommen.
Die war abwechselnd Ehrfurcht gebietend und trostlos: Küstenausblicke wechselten sich mit moorigem Binnenland ab. Vereinzelte Siedlungen, jede Menge Schafe - auch auf der Straße - und wenige Bäume. Jack hatte allerdings Recht, der Himmel war umwerfend. Forres hatte ihnen gesagt, es sei gerade simmer dim , eine Zeit des Jahres, in der es nie richtig dunkel wurde. Im Winter war Tageslicht dafür Mangelware. Man konnte vor Menschen, die sich freiwillig dafür entschieden, meilenweit von all dem zu leben, was man allgemein Zivilisation nannte, nur den Hut ziehen. Sich in einer Großstadt als Jäger und Sammler durchzuschlagen, war keine Kunst, aber hier draußen...
Die Umgebung schien nicht dazu angetan, Menschen zum Meinungsaustausch zu inspirieren. Sie stellten fest, dass ihre Gespräche sich allmählich auf ein gelegentliches Knurren und Kopfnicken reduzierten. So nah sie sich körperlich im Auto auch waren,
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