Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders
Fenster, direkt unter einem plärrenden Lautsprecher. Gill nahm ihre braune Umhängetasche aus Leder von der Schulter und legte sie unter ihren Stuhl.
»Etwas zu trinken?«, fragte der Kellner.
»Für mich Whiskey Soda«, sagte Gill.
»Whiskey pur«, bestellte Rebus. Sobald der erste Kellner verschwunden war, erschien ein anderer mit Speisekarten, Papadams und Pickles. Nachdem er gegangen war, warf Rebus einen Blick in die Runde, und als er sah, dass niemand ihn beachtete, streckte er die Hand nach oben und zog an dem Lausprecherkabel, bis der Stecker herausfiel. Über ihnen verstummte die Musik.
»Besser«, meinte Gill lächelnd.
»Also«, sagte Rebus und legte sich die Serviette auf den Schoß, »ist das hier dienstlich oder privat?«
»Beides«, gestand Gill. Sie schwieg, als die Drinks kamen. Der Kellner merkte, dass etwas nicht stimmte, fand schließlich heraus, was es war. Er sah zum stummen Lautsprecher auf.
»Das lässt sich leicht in Ordnung bringen«, erklärte er ihnen. Sie schüttelten den Kopf, vertieften sich dann in die Speisekarte. Nachdem er bestellt hatte, hob Rebus sein Glas.
»Släinte.«
»Cheers.« Gill nahm einen großen Schluck.
»So«, sagte Rebus, »nachdem die Formalitäten abgehakt wären... zum Dienstlichen.«
»Weißt du, wie viele Frauen es bei der schottischen Polizei zum Chief Inspector bringen?«
»So viele, wie ein blinder Sägewerksarbeiter an den Fingern abzählen kann.«
»Genau.« Sie schwieg kurz und rückte ihr Besteck zurecht. »Ich will's nicht vermasseln.«
»Wer will das schon?«
Sie warf ihm einen Blick zu, lächelte. Rebus: weltgrößter Lieferant von selbst gebauter Scheiße, sein Leben eine einzige Lagerhalle, bis an die Dachsparren mit seinen Produkten gefüllt. Schwerer abzusetzen als Achtspurkassetten.
»Okay«, sagte er, »dann bin ich also eine Autorität auf dem Gebiet.«
»Und das ist gut so.«
»Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Denn ich baue weiterhin Scheiße.«
Sie lächelte. »Ich bin seit fünf Monaten dabei, John, und hab noch keine nennenswerte Festnahme zustande gebracht.«
»Aber das soll sich bald ändern?«
»Ich weiß nicht.« Ein weiterer großer Ermutigungsschluck. »Jemand hat mir was über einen Drogendeal gesteckt... große Sache.«
»Die du laut Protokoll an das Scottish Crime Squad abtreten müsstest.«
Sie warf ihm einen Blick zu. »Und diesen faulen Säcken die Lorbeeren überlassen? Jetzt komm schon, John.«
»Ich hab selbst noch nie viel von Protokoll gehalten. Trotzdem... «Trotzdem: Er wollte nicht, dass Gill Scheiße baute. Er sah ihr an, dass ihr die Sache wichtig war. Sie brauchte inneren Abstand - genau wie er von Spaven.
»Wer hat dir den Tipp gegeben?«
»Fergus McLure.«
»Feardie Fergie?« Rebus schürzte die Lippen. »War Feigling Fergie< nicht einer von Flowers Spitzeln?« Gill nickte. »Als Flower versetzt wurde, habe ich seinen Bestand übernommen.«
»Herrgott, wie viel hat er dir dafür abgeknöpft?«
»Nicht dein Problem.«
»Flowers Spitzel sind übler als alle, die sie jemals bespitzeln könnten.«
»Trotzdem, er hat mir seine Liste überlassen.«
»Feardie Fergie, hm?«
Fergus McLure hatte die Hälfte seines Lebens in Privatkliniken zugebracht: ein Nervenbündel. Er trank nichts Stärkeres als Ovomaltine, und die spannendste Sendung, die er sich ansehen konnte, war die Wettervorhersage. Sein Verbrauch an verschreibungspflichtigen Medikamenten war ein Segen für die britische Pharmaindustrie. Abgesehen davon leitete er ein nettes kleines Imperium, bei dem letztlich nur die Fassade legal war: Von Haus aus Juwelier, veranstaltete er auch Auktionen für Perserteppiche, durch Feuer oder Wasser beschädigte Lagerbestände und allerlei Dinge aus Konkursen. Er wohnte in Ratho, einem Dorf am Stadtrand. Feardie Fergie war ein bekannter Homosexueller, lebte aber in Ruhe und Frieden - ganz anders als manche Richter aus Rebus' Bekanntenkreis.
Gill knabberte an einem Papadam, löffelte sich auf das letzte Stück ein bisschen Chutney.
»Also, wo liegt das Problem?«, fragte Rebus.
»Wie gut kennst du Fergus McLure?«
»Nur vom Hörensagen«, log er. »Warum?«
»Weil ich möchte, dass die Sache wasserdicht ist, bevor ich aktiv werde.«
»Das Problem mit Spitzeln, Gill: Du kannst nicht immer auf eine Bestätigung hoffen.«
»Nein, aber ein zweites Gutachten kann ich einholen.«
»Du willst, dass ich mit ihm rede?«
»John, trotz all deiner Fehler -«
»Für die ich berühmt bin.«
»- bist
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