Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders
seine leere Wohnung: Er war nach Edinburgh zurückgekehrt, weil er nichts besessen hatte, was einem Zuhause näher gekommen wäre.
Schließlich entdeckte er Brian Holmes, wie er gerade auf eine Uniformierte einquatschte und sich dabei mächtig ins Zeug legte.
»Hallo, Brian, was macht die Frau Gemahlin?«
Die Beamtin errötete, nuschelte irgendeine Entschuldigung und verschwand.
»Ich könnt mich bepissen«, sagte Holmes. Jetzt, wo die Beamtin weg war, sah er fix und fertig aus: hängende Schultern, graue Haut, einzelne Stoppeln hier und da, Überlebende einer ziemlich oberflächlichen Rasur.
»Dieser Gefallen...«, tastete sich Rebus vor.
»Ich sitz dran.«
»Und?«
»Ich sitz dran
»Nur die Ruhe, mein Sohn, Sie sind hier unter Freunden.«
Aus Holmes schien alle Luft zu entweichen. Er rieb sich die Augen, fuhr sich mit den Fingern durch die Haare.
»Tut mir Leid«, sagte er. »Ich bin erledigt, das ist alles.«
»Würde Kaffee was nützen?«
»Nur wenn Sie mir ein Fass davon spendieren.«
Die Kantine konnte lediglich mit einem »Extragroßen« dienen. Sie setzten sich, und Holmes fing an, Zuckerbeutel aufzureißen und sich in den Becher zu schütten.
»Hören Sie«, begann er, »wegen neulich Nacht, mit Macken-Minto...«
»Darüber reden wir nicht«, meinte Rebus bestimmt. »Das ist längst Geschichte.«
»Hier gibt's zu viel davon für meinen Geschmack.«
»Ist doch schließlich alles, was die Schotten haben.«
»Sie beide sehen so glücklich aus wie Nonnen auf Club-Med-Urlaub.« Siobhan Clarke zog einen Stuhl unter dem Tisch hervor und setzte sich.
»War's schön?«, fragte Rebus.
»Erholsam.«
»Wie ich sehe, war das Wetter beschissen.«
Sie strich sich mit der Hand über den Arm. »Das hat mich Stunden eisernster Disziplin am Strand gekostet.«
»Sie sind schon immer sehr pflichtbewusst gewesen.« Sie trank Diät-Pepsi. »Und, warum sind alle so down?«
»Fragen Sie besser nicht.«
Sie hob eine Augenbraue, sagte aber nichts. Zwei müde, graue Männer; eine junge Frau, braun gebrannt und vor Leben strotzend. Rebus wusste, dass er sich für sein abendliches Rendezvous gehörig rausputzen müssen würde.
»Also, diese Sache«, fragte er Holmes beiläufig, »um die ich Sie gebeten hatte...?«
»Geht nur schleppend voran. Wenn Sie meine Meinung hören wollen« - er sah zu Rebus auf-, »dann war der Verfasser dieser Notizen ein Meister der Umschreibung. Da wird hauptsächlich um das Thema herumgeredet. Ich schätze, die meisten Leser ohne ein spezielles Interesse würden die Sache eher hinschmeißen, als sich da weiter durchzuackern.«
Rebus lächelte. »Warum sollte das der Verfasser wohl getan haben?«
»Um die Leute davon abzuhalten, den Bericht zu lesen. Er dachte wahrscheinlich, sie würden einfach zur Zusammenfassung weiterblättern und den ganzen Mist dazwischen überspringen. Und auf die Art kann man Sachen vertuschen, sie im Text vergraben.«
»Verzeihung«, mischte sich Siobhan ein, »bin ich aus Versehen in ein Freimaurertreffen reingeplatzt? Ist das irgendein Geheimkode, den ich nicht verstehen soll?«
»Ganz und gar nicht, Bruder Clarke«, sagte Rebus und stand auf. »Vielleicht erzählt Ihnen Bruder Holmes, worum es geht.«
Holmes sah Siobhan an. »Nur wenn Sie versprechen, mir keine Urlaubsfotos zu zeigen.«
»Hatte ich sowieso nicht vor.« Siobhan straffte die Schultern. »Ich weiß doch, dass Nacktbadestrände nicht Ihr Ding sind.«
Rebus brach absichtlich etwas früher zum Rendezvous auf. Bain hatte nicht gelogen: Es gab tatsächlich zwei Restaurants mit Holzjalousien. Sie waren siebzig Meter voneinander entfernt, und Rebus ging pausenlos von einem zum anderen. Er sah Gill, als sie von Tollcross her um die Ecke bog, und winkte ihr zu. Sie hatte sich für den Anlass nicht übermäßig in Schale geworfen: neu aussehende Jeans, schlichte cremefarbene Bluse und ein um die Schultern gelegter gelber Kaschmirpullover. Sonnenbrille, goldene Halskette und fünf Zentimeter hohe Absätze - sie klapperte beim Gehen gern.
»Hallo, John.«
»Hi, Gill.«
»Ist es das hier?«
Er sah das Restaurant an. »Es gibt noch ein anderes ein paar Schritte weiter, wenn's dir lieber ist. Oder ein französisches, ein thailändisches...«
»Das hier ist okay.« Sie zog die Tür auf und trat vor ihm ein. »Hast du einen Tisch reservieren lassen?«
»Ich dachte, das würde nicht nötig sein«, antwortete Rebus. Das Restaurant war gut besucht, aber sie bekamen noch einen freien Tisch am
Weitere Kostenlose Bücher