Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders
weiß niemand, dass Sie hier sind. Ich werd dafür sorgen, dass es nach Möglichkeit auch so bleibt.«
»Sie täten mir einen großen Gefallen. Die könnten übrigens den Namen Ancram benutzen. Das ist der Reporter.« Lumsden zwinkerte und leerte das Schüsselchen Erdnüsse. »Ihr Geheimnis ist bei mir gut aufgehoben.«
Sie tranken aus. Lumsden sagte, er müsse zurück aufs Revier, gab Rebus seine dienstliche und private Telefonnummer und schrieb sich Rebus' Zimmernummer auf.
»Wenn ich irgendwas tun kann, Anruf genügt«, sagte er.
»Danke.«
»Wissen Sie, wie Sie zu T-Bird Oil hinfinden?«
»Ich habe einen Stadtplan.«
Lumsden nickte. »Was ist mit heute Abend? Lust, essen zu gehen?«
»Gern.«
»Ich bin um halb acht hier.«
Sie gaben sich wieder die Hand. Rebus sah ihm nach und bestellte sich dann einen Whiskey. Wie empfohlen, ließ er ihn auf die Zimmerrechnung setzen und nahm ihn mit nach oben. Bei zugezogenen Vorhängen war es im Zimmer kühler, aber immer noch ziemlich stickig. Er prüfte, ob sich die Fenster öffnen ließen, aber es ging nicht. Sie waren bestimmt gute dreieinhalb Meter hoch. Er legte sich aufs Bett, streifte die Schuhe ab und rekapitulierte dann noch einmal sein Gespräch mit Lumsden. Das machte er immer so und fand in den meisten Fällen Dinge, die er hätte sagen sollen oder besser formulieren können. Plötzlich fuhr er hoch. Lumsden hatte T- Bird Oil erwähnt, aber Rebus konnte sich nicht erinnern, den Namen der Firma genannt zu haben. Vielleicht hatte er es ja... oder vielleicht hatte er ihn DC Shanks gegenüber am Telefon erwähnt, und Lumsden wusste es von ihm.
Mit Relaxen war es jetzt vorbei, also stöberte er im Zimmer herum. In einer Schublade fand er Informationsmaterial über Aberdeen, Touristenkram, PR-Zeugs. Er setzte sich an die Frisierkommode und nahm sich die Broschüren vor. Da schienen wahre Faktenfanatiker am Werk gewesen zu sein.
In Grampian arbeiteten fünfzigtausend Menschen - zwanzig Prozent aller Beschäftigten der Region - in der Erdöl- und Erdgasindustrie. Seit Anfang der Siebzigerjahre war die Bevölkerung in dem Gebiet um sechzigtausend gestiegen, der Bestand an Wohnbauten um ein Drittel, wodurch rund um Aberdeen größere neue Vororte entstanden waren, dazu Industrie- und Gewerbegebiete mit einer Gesamtfläche von siebenhundert Hektar. Der Flughafen Aberdeen hatte während dieser Zeit eine Verzehnfachung des Passagieraufkommens erlebt und war jetzt der größte Heliport weltweit. In dem gesamten Infomaterial fand sich nicht eine negative Bemerkung - wenn man von der beiläufigen Erwähnung eines Fischerdorfes namens Old Torry absah, das drei Jahre nach der Entdeckung Amerikas das Marktrecht erhalten hatte. Als das Erdöl den Nordosten erreichte, musste Old Torry einer Speichertankanlage der Shell weichen und wurde platt gemacht. Rebus hob sein Glas und trank auf das Andenken des Dorfes.
Er duschte, zog sich frische Sachen an und ging hinunter in die Bar. Eine nervös aussehende Frau in langem Schottenrock und weißer Bluse kam ihm geschäftig entgegen.
»Sind Sie Konferenzteilnehmer?«
Er schüttelte den Kopf und erinnerte sich, darüber gelesen zu haben: Verschmutzung der Nordsee oder was in der Richtung. Schließlich begleitete die Frau drei korpulente Geschäftsleute aus dem Hotel. Rebus ging ins Foyer und beobachtete, wie sie von einer Limousine abgeholt wurden. Er sah auf seine Uhr. Zeit zu gehen.
Dyce zu finden war leicht, er folgte einfach den Schildern zum Flughafen. Am Himmel waren eindeutig Hubschrauber zu sehen. Das Gebiet um den Flughafen war eine Mischung aus Ackerland, neuen Hotels und Industriekomplexen. T-Bird Oil hatte seine Zentrale in einem bescheidenen dreistöckigen Hexagon, das größtenteils aus Rauchglas bestand. Davor befand sich ein Parkplatz und dann eine landschaftlich gestaltete Gartenanlage, durch die ein Fußweg bis zum Gebäude führte. In der Ferne sah man Kleinflugzeuge starten und landen.
Der Empfangsbereich sah geräumig und hell aus. In Vitrinen waren Modelle der Nordsee-Ölfelder und einiger Produktionsplattformen von T-Bird Oil ausgestellt. Bannock war die zugleich älteste und größte. Daneben machte sich die maßstabsgerechte Nachbildung eines Doppeldeckerbusses geradezu winzig aus. An den Wänden hingen riesige Farbfotos und Diagramme samt einem Haufen gerahmter Auszeichnungen. Die Empfangsdame sagte ihm, er werde erwartet und möge mit dem Lift in den ersten Stock fahren. In der mit Spiegeln
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