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Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten

Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten

Titel: Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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erinnern«, hatte er nur immer wieder behauptet. Er könne nicht einmal angeben, ob ihm etwas gestohlen worden sei. Augenzeugen hatten allerdings zwei Männer beschrieben, die etwa um die Tatzeit aus der Gasse herausgekommen seien. Sie hätten gelacht und sich Zigaretten angezündet. Einer der beiden habe sogar über aufgeschürfte Fingerknöchel geklagt. Die Polizei kriegte immerhin eine Gegenüberstellung hin, aber mittlerweile waren die Augenzeugen längst wieder nüchtern und wollten mit der Sache nichts mehr zu tun haben, niemanden identifizieren.
    Zur Gegenüberstellung waren unter anderem zwei Rausschmeißer aus dem Gaitano's vorgeladen worden, darunter ein gewisser Calumn Brady.
    Rebus las die Zeugenaussagen durch. Die Personenbeschreibungen der mutmaßlichen Angreifer waren recht vage. In dem einen - dem kleineren - von beiden konnte er mit etwas Phantasie Cal Brady wieder erkennen. Aber es spielte keine Rolle, Nicol Petrie würde nichts sagen. Und die Zeugen waren entweder gewarnt oder geschmiert worden oder hatten sich eines Besseren besonnen.
    Das Crime Squad stufte die Sache als eine »Warnung« seitens Mackenzies ein und ließ es dabei bewenden.
    Natürlich alles reine Spekulation. Und trotzdem... etwas wollte einfach nicht ins Bild passen.
    »Nicols Vater ist Richter, hat Geld wie Heu. Warum hat er nicht einfach ihn angepumpt?«
    Pauline Carnett wusste darauf keine Antwort.
    Später bat er, jemanden aus der Abteilung Kindesmissbrauch sprechen zu können, und wurde zu einer Beamtin namens DS Whyte geführt. Er erkundigte sich nach Darren Rough. Sie holte sich die Akte auf den Bildschirm.
    »Was über ihn genau?«
    »Persönliches Umfeld.«
    Sie hackte in die Tasten, schüttelte den Kopf. »Er war ein Einzelgänger.«
    Rebus kratzte sich am Kinn. »Wie ist es mit Ray Heg-gie?«
    Sie tippte wieder. »Kein Eintrag«, sagte sie schließlich. »Ist das jemand, den ich kennen sollte?«
    Rebus zuckte die Achseln.
    »In dem Fall...«, sagte sie und trug den Namen in ihre Datei ein. Rebus' Name kam auch mit dazu. »Nur damit ich weiß, wer mir zum ersten Mal von ihm erzählt hat.«
    Rebus nickte. »Haben Sie den Shiellion-Fall verfolgt?«
    »Wie ich höre, beraten sich die Geschworenen. Und es spricht viel für einen Schuldspruch.«
    »Aber nicht, wenn Richie Cordover da noch ein Wort mitzureden hat.«
    »Er ist gut, aber ich habe Lord Justice Petrie schon zu anderen Gelegenheiten erlebt, und wenn es etwas gibt, was er auf den Tod nicht ausstehen kann, dann sind es Pädophile. Nach Petries Zusammenfassung der Beweisergebnisse zu urteilen, würde ich sagen, Ince und Marshall sind im Arsch.«
    »Was auch Zeit wäre«, fügte Rebus hinzu und verabschiedete sich.
37
    Kaum zurück in Edinburgh, wurde in Fettes nach ihm verlangt - von keinem Geringeren als dem ACC, dem Assistant Chief Constable.
    Der stellvertretende Polizeipräsident galt als gewissenhaft, fair und jeglichem Umgang mit Dummköpfen abgeneigt. Er hatte eine schöne dicke Akte über Rebus, aus der hervorging, dass der Beamte »schwierig, aber brauchbar« war. Rebus stand im Ruf, sich ständig Feinde zu machen. Der ACC - er hieß Colin Carswell - schmeichelte sich, nicht zu ihnen zu gehören.
    An der Tür war ein Namensschild befestigt, unter dem die Zimmernummer 278 prangte. Ein großer Raum, Teppichboden und Vorhänge 08/15-Behördenware, auf der Fensterbank eine Blumenvase. Abgesehen davon so gut wie keine Dekoration.
    Carswell, groß und schlank, volles grau meliertes Haar und dazu passender Schnauzbart, erhob sich gerade lang genug von seinem Stuhl, um Rebus die Hand zu reichen. Bei Besprechungen saß er normalerweise nicht an seinem Schreibtisch, sondern benutzte dafür zwei Sessel am Fenster. Es waren Drehsessel mit Rollen, weshalb es ahnungslosen Beamten durchaus passieren konnte, dass sie plötzlich eine Drehung von hundertachtzig Grad vollführten oder rückwärts auf Carswells Schreibtisch zurollten. Nach einer solchen Besprechung erklärten die meisten, dass ihnen Sitzgelegenheiten altmodischer Art denn doch lieber gewesen wären.
    Was, wie der ACC ihnen hätte bestätigen können, genau der Sinn der Übung war.
    Die dunklen Augen wirkten müde. Trotz seines etwas fortgeschrittenen Alters war der ACC kürzlich zum vierten Mal Vater geworden. Da seine übrigen Kinder schon alle erwachsen waren, handelte es sich nach einhelliger Ansicht sämtlicher Revierwachen der Stadt bei dem Neuzugang offenbar um einen Unfall, wodurch er praktisch das

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