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Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten

Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten

Titel: Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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schimmernden Holzvertäfelung bestand. Neben den Knöpfen für die einzelnen Etagen waren gedruckte Schildchen mit den Namen der jeweiligen Bewohner angebracht. Zwei Petries: N. und A. Rebus schätzte, dass A. für Amanda stand. Der Fahrstuhl entließ Rebus auf einen geräumigen Flur, über den sich eine Glaskuppel wölbte. Topfpflanzen ringsum und wieder Teppiche. Nicol Petrie öffnete die Tür, grüßte mit einem leichten Nicken und ließ Rebus eintreten.
    Rebus hatte Antiquitäten erwartet, wurde aber enttäuscht. Die Wände der Wohnung waren buchstäblich strahlend weiß gestrichen und vollkommen kahl - keinerlei Bilder oder Poster - die Fußböden abgeschliffen und lackiert. Man kam sich fast wie in einem IKEA- Katalog vor. Eine Innentreppe führte hinauf ins Obergeschoss, aber Nicol ging daran vorbei und ins zehn Meter lange und vier Meter hohe Wohnzimmer, dessen doppelte Schiebefenster einen freien Ausblick auf Dean Valley und den Water of Leith gewährten. In der Ferne war die Küste von Fife zu erkennen. Ganz in die Betrachtung des Raums versunken, übersah Rebus beim Eintreten die Puppe, die auf dem Boden lag, und verpasste ihr unabsichtlich einen Tritt, wodurch sie auf ihre Besitzerin zuschlitterte.
    »Jessica!«, schrie das kleine Mädchen auf und krabbelte auf Händen und Knien auf die Puppe zu, um sie an ihre Brust zu drücken. Rebus entschuldigte sich, aber Hannah Margolies schenkte ihm keine Beachtung.
    »Schön, Sie wieder zu sehen«, sagte Hannahs Mutter. Sie saß auf einem weißen Sofa. »Tut mir Leid. Hannah macht sich überall mit ihren Spielsachen breit.« Sie klang müde. Rebus fiel auf, dass sie noch immer Schwarz trug, wenngleich ein kurzes kleines Schwarzes mit schwarzer Strumpfhose. Modebewusste Trauer.
    »Tut mir Leid«, entschuldigte er sich bei Nicol Petrie. »Ich wusste nicht, dass Sie Besuch haben.«
    »Sie kennen sich?« Petrie schüttelte den Kopf angesichts der Dummheit seiner Frage. »Durch Jim, natürlich. Verzeihung.« Rebus hatte den Eindruck, dass man bislang nichts anderes getan hatte, als sich zu entschuldigen. Katherine Margolies erhob sich mit einer plötzlichen eleganten Bewegung.
    »Komm, Han-Han. Zeit zu gehen.«
    Ohne irgendwelche Klagen oder Einwände zu erheben, stand Hannah auf und ging zu ihrer Mutter.
    »Nicky«, sagte Katherine und küsste ihn auf beide Wangen, »danke wie immer fürs Zuhören.«
    Nicol Petrie umarmte sie, ging dann in die Knie und ließ sich von Hannah einen Kuss geben. Katherine Margolies nahm Hannahs Mantel von der Rückenlehne des Sofas.
    »Auf Wiedersehen, Inspector.«
    »Wiedersehen, Mrs. Margolies. Wiedersehen, Hannah.«
    Hannah warf ihm einen Blick zu. »Sie meinen doch auch, dass ich
    hätte gewinnen sollen, oder?«
    Katherine strich ihrer Tochter übers Haar. »Jeder weiß, dass man dir übel mitgespielt hat, Schätzchen.«
    Hannah sah immer noch Rebus an. »Jemand hat mir meinen Papa gestohlen«, sagte sie.
    Nicol Petrie machte viel Aufhebens um die Kleine, während er Mutter und Tochter zur Tür begleitete. Als er ins Zimmer zurückkam, stand Rebus an einem der Fenster und blickte hinunter auf die Straße. Petrie fing an, die Spielsachen in einen Pappkarton zu räumen.
    »Noch einmal, tut mir Leid, wenn ich Sie gestört habe, Sir«, sagte Rebus, ohne allzu viel Überzeugungskraft in seine Worte zu legen.
    »Schon gut. Katy kommt oft unangemeldet vorbei. Besonders seit... na ja, Sie wissen schon.«
    »Sind Sie ein guter Zuhörer, Mr. Petrie?«
    »Auch nicht besser als die meisten, vermute ich. Normalerweise ist es einfach so, dass mir keine konstruktiven Beiträge zur Unterhaltung einfallen, also fülle ich lediglich die Gesprächspausen mit Fragen.«
    »Dann würden Sie einen guten Detective abgeben.«
    Petrie lachte. »Da habe ich meine Zweifel, Inspector.« Er öffnete eine der Türen, die vom Wohnzimmer abgingen. Sie führte in einen begehbaren Schrank voller Regale. Er stellte den Karton mit den Spielsachen auf eines der Bretter. Alles säuberlich weggeräumt. Rebus hätte wetten können, dass der Karton immer auf dasselbe Regalbrett, immer an dieselbe Stelle kam. Er kannte noch andere Leute dieses Schlags, Leute, die ihr Leben nach Schubfächern organisierten. Siobhan Clarke gehörte zu ihnen. Wenn man sie ärgern wollte, brauchte man bloß etwas von einer in die andere Schublade ihres Schreibtisches zu räumen.
    Unten kamen Katherine Margolies und ihre Tochter gerade aus dem Haus. Ihre Mercedes-Limousine hatte eine ferngesteuerte

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