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Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten

Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten

Titel: Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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da kann ich Ihnen keine Namen nennen. Aber wie wir nach Edinburgh gekommen sind, daran kann ich mich erinnern.« Er verstummte, beugte sich vor und rieb mit dem Daumen über die eine Schuhspitze, um einen Hauch von Schmutz zu entfernen. »Ja, Edinburgh ist mir im Gedächtnis geblieben. Wir wohnten bei Verwandten. Meiner Tante und ihrem Mann. Weiß
    nicht mehr, in welchem Teil der Stadt. Es gab einen Park in der Nähe, da bin ich oft hin. Vielleicht könnten wir ein Foto von mir dort schießen.« Stevens nickte. »Wenn Ihnen wieder einfällt, wo der war.«
    Oakes lächelte. »Ein Park ist so gut wie der andere. Wir könnten einfach so tun als ob. Genau das habe ich in dem Park immer gemacht. So getan als ob. Er war mein Universum. Ganz und gar meins . Ich konnte dort alles tun, was mir passte. Ich war Gott.«
    »Und, was haben Sie getan?« Stevens dachte: Das läuft problemlos, absolut glatt . Oakes war entweder der geborene Geschichtenerzähler oder... oder er hatte geübt. Aber etwas hatte ihn vorhin gestört, etwas, was Oakes über seine Verwandten gesagt hatte: meine Tante und ihr Mann . Eine seltsame Formulierung.
    »Was ich getan habe? Ich hab gespielt, wie jedes andere Kind auch. Ich hatte Phantasie, das kann ich Ihnen flüstern. Wenn man ein Kind ist, kann man die ganze Welt zusammenballern, und kein Mensch schert sich darum -wissen Sie, was ich meine? Im Kopf kann man ganze Landstriche entvölkern. Jede Wette, dass es nicht einen verdammten Menschen auf der Welt gibt, der sich nicht irgendwann schon mal vorgestellt hätte, jemand zu ermorden. Ich wette, Sie haben das auch schon getan.«
    »Ich zeig Ihnen mal meine Sammlung von Voodoo-Puppen.« Oakes lächelte. »Meine Mum tat für mich, was sie konnte.« Er schwieg kurz. »Da bin ich mir sicher.«
    »Was ist aus ihr geworden?«
    »Sie ist gestorben, Mann.« Seine Augen bohrten sich in die des Reporters. »Aber schließlich stirbt jeder mal.«
    »Haben Sie diese Spiele allein gespielt?«
    Oakes schüttelte den Kopf. »Die anderen Kids haben mich kennen gelernt. Ich hab mich einer Gang angeschlossen, bin nach und nach aufgestiegen.«
    »Viele Kämpfe mitgemacht?«
    Oakes zuckte die Achseln. »Gab ein paar Schlägereien. Meist haben wir bloß Fußball gespielt und Fremde schief angeguckt. Ein paar Straßenkatzen platt gemacht haben wir auch.«
    »Wie?«
    »Mit Feuerzeugbenzin besprüht und abgefackelt.« Die Augen fest auf Stevens gerichtet. »Klassischer Anfang für den typischen Serienmörder. Hab im Gefängnis darüber gelesen. Einzelgänger, der Tiere abfackelt.«
    »Aber Sie waren nicht allein, Sie waren mit Ihrer Gang zusammen.« Wieder lächelte Oakes. »Aber ich war derjenige, der das Feuerzeug hatte, Jim. Und daraufkam's an.«
    Als sie eine Pause einlegten, kehrte Stevens in sein eigenes Zimmer zurück. Zwei Beutelchen Pulverkaffee in eine Tasse kochendes Wasser. An dem Morgen hatte ihn das Telefon um vier Uhr geweckt. Sein Chef hatte das Wunder vollbracht, und Stevens telefonierte mit einem Journalisten aus Seattle, der den Oakes-Fall von Anfang an mitverfolgte. Der Journalist, ein gewisser Matt Lewin, bestätigte, dass Oakes in der Strafanstalt Walla Walla regelmäßig am Gottesdienst teilgenommen hatte.
    »Tun aber viele von denen, heißt noch lange nicht, dass sie bekehrt sind.«
    Jetzt streckte sich Stevens auf dem Bett aus und schlürfte seinen Kaffee. Er wollte Oakes' frühere Gang aufspüren. Hätte einen guten Background abgegeben, ein weiteres Streiflicht auf Cary Oakes'
    Persönlichkeit. Wenn sie die Story brachten, würde sie vielleicht ein ehemaliges Bandenmitglied lesen und sich bei der Zeitung melden. Dann konnte Stevens ihn für das Buch interviewen. Er hatte Matt Lewin gefragt, ob er sich vorstellen könnte, dass ein amerikanischer Verlag sich dafür interessieren würde.
    »Nicht, wenn's keiner von unseren Jungs ist. Wir stehen auf heimische Produkte, Jim. Außerdem sind Serienmörder schon eine ganze Weile nicht mehr in Mode.«
    Stevens hoffte auf eine Nostalgiewelle. Der Buchvertrag wäre seine goldene Uhr gewesen, ein kleines Geschenk, mit dem er sich den Einstieg in den Ruhestand versüßt hätte. Er wusste, dass ein paar Recherchen angebracht gewesen wären, dass Oakes' Geschichten ein paar untermauernde Fakten benötigt hätten. Aber er war todmüde, und sein Chef hatte gesagt: erst die Story, Beweise können Sie später suchen. Er trank seinen Kaffee aus und griff nach einer Zigarette. Schwang die Beine vom

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