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Inspector-Wexford 22 - Der vergessene Tote

Inspector-Wexford 22 - Der vergessene Tote

Titel: Inspector-Wexford 22 - Der vergessene Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Rendell
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Tredowns Vorschlägen angehört und sich dann dagegen entschieden? Wollte er versuchen, das Buch auf eigene Faust zu veröffentlichen? Wenn ja, dann hatte er sich damit selbst zum Tode verurteilt.«
    »Sein eigenes Todesurteil unterschrieben, Guv«, rief Barry strahlend und verwendete genau das Klischee, das Wexford vermieden hatte.
    »Ja, Barry, danke. Sein zweites Manuskript hatte Hexham wieder mitgenommen. Tredowns Anmerkungen hatten ihm ungemein Mut gemacht, und er war zuversichtlich, dass er den Rest allein schaffen würde«, fuhr Wexford fort. »Um 17.30 Uhr sollte ein Zug nach London gehen, den wollte er wahrscheinlich erreichen. Möglicherweise hatte ihm Maeve erklärt, jemand würde ihn fahren, da sie damals noch nicht Auto fahren konnte. Haben die beiden Frauen versucht, Hexham die Idee auszureden, selbst einen Verlag für sein Buch zu finden? Ich denke nicht. Nachdem er tot war, hatte Maeve mit Sicherheit Tredown erklärt, er müsse sich wegen Hexham keine Gedanken mehr machen. Vor seinem Abschied hätte er gesagt, er wolle ihnen sein Buch schenken. Und zum Beweis dafür sei hier das zweite Manuskript.«
    »Hat er das geglaubt?«
    »Barry, wir neigen dazu, das zu glauben, was wir glauben wollen, und Tredown wollte es unbedingt glauben.«
    »Guv, wer hat also Hexham gefahren?«
    »Niemand«, sagte Wexford. »Zum Auto hat man ihn gebracht, zumindest dorthin, wo es stand, nämlich in die Garage. Claudias hartnäckiges Schweigen ist völlig sinnlos. Maeve hat beim Verhör durch Inspector Burden alles zugegeben, bevor man sie wegen versuchten Mordes an mir unter Anklage gestellt hat. Stimmt’s, Mike?«
    »Alles nicht«, erwiderte Burden, »aber eine Menge.«
    »Man brachte Hexham zur Garage, wo man ihm seine Aktenmappe mit dem zweiten Manuskript abnahm und im Kofferraum verstaute. Als er sich bückte, um auf der Beifahrerseite einzusteigen, wurde von hinten mit einem Messer zugestochen, wahrscheinlich mehrfach.«
    »War es Maeve oder Claudia?«, fragte Barry.
    »Es war Samuel Miller, der Liebhaber von Claudia Ricardo und später von Bridget Cook. Sam Miller, der sogenannte Dichter.«
    »Vielleicht hat Miller wie wild auf ihn eingestochen – warum, weiß nur der liebe Gott. Ein Messerstich hat offensichtlich eine Rippe angeknackst. Diese gebrochene Rippe war der einzige Hinweis auf einen gewaltsamen Tod, den Carina bei Hexham finden konnte.«
    »Aber dass es ein Mord war, wussten wir«, meinte Karen, »weil man ihn begraben hat«, und fügte dann im Stil von Hannah hinzu: »Guv, wer ist das gewesen?«
    Wexford seufzte leise. »Miller. Bill Runge hatte Grimbles Graben bereits ausgehoben und teilweise wieder verfüllt. Miller brauchte Hexham eigentlich gar nicht zu begraben. Das Grab war bereits fertig. Er musste nur noch die Leiche in ein Bettlaken wickeln – Claudias lila Bettlaken, denn das hatte natürlich niemand gestohlen –, sie nach Einbruch der Dunkelheit zu dem Graben schleppen, den armen Hexham dort hineinlegen und mit, na, vielleicht zehn Zentimeter Erde bedecken. Am nächsten Tag, am 17. Juni, hat Runge den Graben fertig verfüllt. Irgendjemand muss Miller beim Tragen der Leiche geholfen haben, und das war Claudia, wage ich zu behaupten. Sie hatte mehr Kraft als Maeve.«
    »Sicher mussten sie Miller dafür bezahlen«, warf Burden ein.
    »In der Tat. Ich bezweifle, ob Sex mit Claudia als Anreiz genügt hätte. Aber wie viel? Das werden wir erst wissen, wenn sie es uns sagen, und nicht einmal dann, denn beide sind geborene Lügnerinnen. Miller hat Hexham den Ring vom Finger gezogen und ihn behalten. Das wissen wir. Vielleicht tat er es im Auftrag von Claudia. Sie hätte nicht gewagt, den Ring selbst zu behalten. Miller nahm ihn und schenkte ihn drei Jahre später Bridget Cook, nachdem er vorher bereits wieder in Athelstan House aufgetaucht war, um die beiden Frauen zu erpressen. Meinem derzeitigen Wissensstand nach ist er im Laufe dieser drei Jahre mehrmals aufgetaucht und hat sie erpresst. Natürlich wegen des Plagiats und nicht wegen des Mordes; in den war er selbst viel zu tief verstrickt. Mit der Polizei hat er ihnen vermutlich nicht gedroht, sondern eher damit, dass er die Geschichte einer Klatschzeitung erzählen würde. Sie haben bezahlt, und diesmal kennen wir die Summe, die Miller ihnen abgeluchst hat – tausend Pfund.«
    »Was geschah mit Miller, nachdem er Hexham begraben hatte?«, wollte Hannah wissen.
    »Wir müssen davon ausgehen, dass er sich wieder seiner Karriere als Obstpflücker

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