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Inspector-Wexford 22 - Der vergessene Tote

Inspector-Wexford 22 - Der vergessene Tote

Titel: Inspector-Wexford 22 - Der vergessene Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Rendell
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er wieder die Augen. »Ich muss euch etwas zu diesem Fall sagen. Ich meine, zu der Leiche von Grimble’s Field. Also, ich habe da etwas getan …«
    »Was hast du denn angestellt, Peachy?«, fragte Hannah.
    »Nichts habe ich angestellt. Es geht um diese Vermisstenliste. Wir haben doch nur Aufzeichnungen über die letzten acht Jahre, stimmt’s?«
    »Stimmt.«
    »Also, ich habe Aufzeichnungen aus den letzten dreizehn Jahren.«
    » Du ?« Lyn befürchtete, es hätte despektierlich geklungen, und fügte rasch hinzu: »Was meinst du damit? Hast du frühere Listen gefunden?«
    »Nein, ich habe eine erstellt. Das war so. Ich erklär’s euch.« Peach ließ seine Pasta Nudeln sein und schob den Teller mit Spaghetti bolognese weg. »Es war damals, bei meinem Eintritt, 1993. Wir hatten gerade erst auf Computer umgestellt. Ich meine, das Revier hatte umgestellt, und – na ja – mit Computern konnte ich – kann ich – ziemlich gut umgehen, auch wenn das nach Eigenlob klingt. War nichts Besonderes. Ich hatte einen Kurs gemacht. Hier hatte ich dafür nicht viel Verwendung, jedenfalls nicht bei meinen Streifengängen, aber natürlich hatte ich Zugang zu einem Computer. Und dabei ist mir aufgefallen, dass wir nur für die letzten acht Jahre eine Vermisstenliste hatten. Das war damals schon genauso. Das heißt, nur bis 1985.« Er hielt inne. Um Hannah nicht ins Gesicht sehen zu müssen, blickte er Lyn an. »Deshalb dachte ich mir: Jetzt weiß ich, was ich mache. Ich werde selbst eine Liste erstellen, und zwar hier auf dem Revier. Und dann werde ich sie zur Sicherheit daheim auf meinen Laptop übertragen.«
    »Und das hast du gemacht?«
    »Tja, schon.«
    »Von ’93 bis heute?«
    »Ganz genau. Ist ’ne ziemlich lange Liste. Allerdings sind es mehr Frauen als Männer.«
    Hannah rief: »Peachy, du bist ein Wundertier. Der Guv wird ausflippen.«
    »Willst du es ihm sagen?« Unter Hannahs Lob hatte Peachs Gesicht die Farbe seines Namensgebers angenommen, eines von südlicher Sonne verwöhnten Pfirsichs, der zwischen kräftigem Rosa und Dunkelrot changiert.
    »Ganz bestimmt nicht. Das musst du selbst tun. Ehre, wem Ehre gebührt.«

4
    _____
    Auf Peachs Liste standen achtzig Namen, darunter fünfundsiebzig Frauen und Mädchen. Wexford war ganz begeistert gewesen und hatte Peach herzlich zu seinem Erfolg gratuliert, weil er nicht nur die persönlichen Daten samt Alter und Adresse hinzugefügt hatte, sondern auch Personenbeschreibungen und bis zu einem gewissen Grad sogar besondere Merkmale.
    »Das erinnert mich an die Zeit, als man im Pass noch ›besondere Kennzeichen‹ angeben musste«, meinte Wexford mit einem Ausdruck der Liste in der Hand. »Er schreibt, einer der Verschwundenen habe eine Warze am linken Ohrläppchen, und ein anderer habe an einem Fuß sechs Zehen.«
    »Klingt ja ätzend.« Burden war an diesem Vormittag rabenschwarz gelaunt. »Und das hat Peach alles während seiner sogenannten Arbeitszeit gemacht!«
    »Also, Mike, wirklich. Schließlich ging es ja um die Belange seiner Behörde.«
    »Vielleicht, aber er hat es ohne Anweisung getan. Wer sagt uns denn, ob die Liste genau ist? Außerdem haben wir unsere Untersuchungen vor Ort noch nicht abgeschlossen. Vielleicht brauchen wir Peachs Sachen gar nicht.«
    Wexford gab keine Antwort. Sie waren unterwegs nach Flagford. Ihr Ziel: Athelstan House, der Wohnsitz der Tredowns.
    Am Abend zuvor hatte Wexford beim Nachhausekommen seine Frau beim Lesen eines Romans mit dem Titel Der Sohn des Nun vorgefunden.
    »Ist das eines von Tredowns Büchern?«
    Dora blickte auf. »Das ist eines seiner frühen Bücher: Ist vor zwanzig Jahren erschienen. Du hast gesagt, du würdest morgen zu ihm fahren, also bin ich in die Leihbücherei gegangen und habe es mir geholt.«
    »Klingt nach leicht anrüchigen Bibelszenen. Wer war übrigens der Sohn des Nun?«
    »Offensichtlich Josua, aber so weit bin ich noch nicht.«
    »Gestalten wie dieser Josua haben mir in jungen Jahren die Religion madig gemacht«, konstatierte Wexford. »Er hat immer nur im Namen des Herrn Schlachten geschlagen, und als ihm der Herr befohlen hat, sämtliche Bewohner einer Stadt zu töten, hat er sie samt und sonders abgeschlachtet, mit ihren Kindern und Neugeborenen, mit Ochsen und Eseln. Wenn dieser Kerl heutzutage sein Unwesen triebe, würde man ihn als Kriegsverbrecher bezeichnen.«
    »Damals lagen die Dinge anders«, entgegnete Dora vage. »Schreibt Tredown immer über biblische Figuren?«
    »Frag mich nicht. Ich habe

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