Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Inspector-Wexford 22 - Der vergessene Tote

Inspector-Wexford 22 - Der vergessene Tote

Titel: Inspector-Wexford 22 - Der vergessene Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Rendell
Vom Netzwerk:
verschwunden waren, Peter Darracott und Charlie Cummings. Hannah Goldsmith und Lyn Fancourt hatten den ganzen Vormittag damit verbracht, deren Familien aufzuspüren, und dabei Folgendes herausgefunden: Der im Mai 1995 verschwundene Peter Darracott war ein Cousin zweiten Grades von John Grimble, ein Sohn des Cousins von Grimbles leiblichem Vater.
    Dessen Frau hatte damals mit ihrer Nachbarin für zehn Tage einen Pauschalurlaub auf Teneriffa gebucht. Auslandsurlaube habe sie immer mit einer Freundin machen müssen, erklärte Christine Darracott, als Hannah sie befragte. Ihr Mann habe Flugangst gehabt.
    »Den Leuten habe ich immer weisgemacht, beim Fliegen würde ihm schlecht«, erzählte sie, doch dann bekam ihr Gesicht einen rachsüchtigen Zug. »Früher schon, aber jetzt würde ich die Wahrheit sagen, falls mich jemand fragen sollte. Ich habe die Schnauze voll davon, ihn ständig in Schutz zu nehmen. Falls Sie’s interessiert: Er hatte vor Angst die Hosen gestrichen voll.«
    »Mrs. Darracott, haben Sie erst nach Ihrer Rückkehr gemerkt, dass er nicht mehr zu Hause war?« Das Zuhause war ein Reihenhaus in der Pestle Lane, einer Parallelstraße zur Kingsmarkham High Street. »Hatte er Ihnen nicht einmal eine Nachricht hinterlassen?«
    »Nichts, kein Fitzelchen. Aber sein ungemachtes Bett und sein dreckiges Geschirr und überall volle Aschenbecher, die hat er mir hinterlassen, wissen Sie?«
    »Er hatte eine Menge Kleidung mitgenommen«, sagte Hannah zu Wexford, »und außerdem Sachen, die ihnen gemeinsam gehörten: ein Radio, einen kleinen tragbaren Fernseher – ach ja, und einen Föhn. Was macht ein Mann mit einem Föhn?«
    »Vermutlich ziemlich dasselbe wie eine Frau. Vielleicht hatte er lange Haare. DS Goldsmith, Sie dürfen nicht sexistisch sein.«
    Anstandshalber lachte Hannah. »In Wahrheit hat er ihn aus reiner Bosheit mitgenommen. Ich werde nie begreifen, warum Frauen heiraten.«
    »Nun ja, Sie werden es jedenfalls tun«, konstatierte Burden. »Es sei denn, dieser Ring ist reine Zierde.«
    »Wir werden sehen«, meinte Hannah unbeeindruckt. »Sie hat mir erklärt, Peter sei Grimbles Cousin zweiten Grades, was auch immer das bedeuten mag. Offensichtlich handelt es sich um einen großen, weit verzweigten Familienclan. Sie hatte Peter zwar als vermisst gemeldet, hat aber selbst offensichtlich nichts unternommen, um ihn zu finden. Es sei nicht schade um ihn gewesen, hat sie mehr oder weniger wörtlich gemeint. ›Eines steht fest‹, hat sie gesagt. ›Das Land hat er sicher nicht verlassen, dazu hatte er viel zu viel Schiss vor Flugzeugen.‹«
    »Haben sie sich gekannt?«, wollte Wexford wissen. »Ich meine: Grimble und dieser Peter Darracott.« Er wandte sich an Burden: »Kennst du deinen Cousin zweiten Grades? Oder Sie, Lyn?«
    »Ich wüsste nicht einmal, wie man zu einem Cousin zweiten Grades kommt«, erwiderte Burden.
    Lyn lächelte. »Wenn Sie wie ich keine große Verwandtschaft hätten, dann wüssten Sie’s. Ich habe außer meiner Mama und meinem Papa nur noch meinen Cousin zweiten Grades.«
    »Laut den Anmerkungen auf Peachs Liste«, fuhr Wexford fort, »hat Christine Darracott nie wieder etwas von ihm gehört. Man kann sich nur schwer vorstellen, wie es passieren kann, dass jemand einfach verschwindet und für immer verschwunden bleibt. Selbstverständlich wäre es hilfreich, wenn sich die nächsten Verwandten sofort nach dem Verschwinden melden würden. Lyn, wie steht’s mit Charlie Cummings?«
    Dieser war im Dezember 1994 aus dem gemeinsam mit seiner Mutter bewohnten Haus verschwunden. Beide hatten von Sozialhilfe gelebt, denn Charlie war behindert gewesen. Heutzutage würde man von »Lernschwierigkeiten« sprechen, meinte Lyn. Offensichtlich konnten weder er noch seine Mutter lesen oder schreiben. Diese Details wusste Lyn von der Nachbarin von Mrs. Cummings, denn Mrs. Cummings war im Jahr 2000 gestorben.
    »Doris Lomax, so heißt die Frau von nebenan, hat gemeint, sie sei an gebrochenem Herzen gestorben. Man hat damals ziemlich intensiv nach Cummings gesucht. Verständlich, meine ich, wenn man bedenkt, dass er nicht normal gewesen ist und nie weiter als bis zum Dorfladen ging. Genau dorthin ist er auch an jenem Dezembertag gegangen. Am Vormittag. Er wollte im Laden einen Laib Brot und ein Päckchen Teebeutel besorgen und wurde – tja, nie mehr gesehen. Mrs. Cummings ist zu Mrs. Lomax nach nebenan gegangen, und die hat sich wohl um alles Weitere gekümmert. Sie hat bei uns angerufen, und danach ist

Weitere Kostenlose Bücher